Urs Tillmanns, 26. April 2018, 16:39 Uhr

Daniela Droz «Die Kehrseite des Sichtbaren»

Seit mehreren Jahren stellt Daniela Droz den Schatten in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit. Indem die Tessiner Fotografin mit Glasplatten und Spiegeln Räume konstruiert, erfindet sie abstrakte Landschaften, in denen sie die Zeit mit Hilfe des Lichts einfängt. Wie Schatten, die von Lichtstrahlen durch eine Fensterscheibe auf die Wand geworfen werden, zeugen ihre Kompositionen von einer unbekannten, doch sinnenhaften Aussenwelt, die sich durch das wandernde Sonnenlicht unaufhörlich verändert.

Mit ihren mehrheitlich noch nicht gezeigten Fotoserien und Installationen schafft die Künstlerin einen Parcours, in dessen Glitzern und Funkeln sich wie in einem Prisma die Sammlungen und historischen Räume des Schlosses abzeichnen und widerspiegeln. Die Serien Souvenir (2018), L’envers du visible (2018), Surfaces (2017) und Trittico (2017), deren Kompositionen an die Bildexperimente der Bewegung De Stijl erinnern, durchbrechen die Wände des Schlosses und öffnen Fenster auf Traumwelten. Die kristallinen und farbigen Konkretionen des Diptychons Espace (2018) entsprechen sinnfällig dem alten Gemäuer.

In ihrer neuen Sofortbildserie Mouvement (2018) setzt die Fotografin den Schatten als Anzeiger eines bestimmten Moments ein. Indem sie kaum wahrnehmbare Augenblicke festhält, auf die sich nicht zurückkommen lässt, beruft sie sich auf das Verrinnen der Zeit, dass jede Ansicht und jede Empfindung ständig verändert. Diese Suche bestimmt auch die geheimnisvolle Serie Alizé (2018), eine Ode an den Wind in den Blättern, deren Schatten sich sanft auf den Raumwänden abzeichnen, und Alinéa (2018), einer magnetischen Glassuspension, die sich langsam im Ablauf der Zeit wiegt.

Mit L’envers du visible, der «Kehrseite des Sichtbaren», gibt Daniela Droz das Reale zu sehen, das man nur auf halbem Weg zwischen Schatten und Klarheit findet. Mit ihren abstrakten Kompositionen und Installationen befasst sie sich ganz bescheiden mit der metaphysischen Frage der Existenz und des Verhältnisses zwischen Innen- und Aussenwelt, das sich wohl nur durch Sinne und Wandel nachvollziehen lässt.

Die Fotografin und Plastikerin Daniela Droz kam 1982 im Tessin zur Welt und wuchs dort auf. Durch die Natur ihres Heimattals, der Leventina, geprägt, beschloss sie mit 19 Jahren, Fotografin zu werden, und besuchte die Ecole cantonale d’Art de Lausanne (ECAL). Seit der Erlangung ihres Bachelors im Jahr 2008 ist die Künstlerin als unabhängige Fotografin (Fachzeitschriften, Design, Mode) und als Dozentin an der ECAL tätig. Ihre künstlerische Arbeit (Fotografien, Installationen, Skulpturen und Design) wurde in zahlreichen in- und ausländischen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, wie zuletzt in «Miroir Miroir» im mudac Lausanne (2017).

Pressetext: Château de Gruyères

Diese Ausstellung  ist noch bis 3. Juni 2018 zusammen mit der Ausstellung «Corbeau» von Anne Golaz  (bis 10. Juni 2018) zu sehen im

Château de Gruyères
Rue du Château 8
CH-1663 Gruyères
Tel. 026 921 21 02

 

 

 

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