Urs Tillmanns, 20. Mai 2018, 17:39 Uhr

Praxistest Canon EOS M50 – «M», wie Marrakesch

Canon setzt auf Spiegellos. Nachdem die bisherigen EOS M-Kameras nicht wirklich zu den Topsellern gehörten, gibt Canon jetzt mit der EOS M50 richtig Gas. Die Kamera präsentiert sich in einer handlichen, von der EOS 5 her bekannten Grösse, die Herzstück einer sehr kompakten Systemkamera-Ausrüstung ist. Und damit sind wir bereits bei einer der wichtigsten Eigenschaften der Canon M50 und einem der bedeutendsten Vorteile spiegelloser Kameras: Sie sind kompakter und leichter als vergleichbare APS-C Spiegelreflexmodelle und finden deshalb vor allem bei jenen Fotografen Liebhaber, die Wert auf eine handliche und kleine Fotoausrüstung legen.

Belebte Strassen in der Medina, der Innenstadt von Marrakesch. Alle Häuser sind Ockerfarben – wie der Wüstensand. Das ist Gesetz und blendet weniger als weisse Fassaden

Mit der Canon EOS M50 hat Canon eine Kamera auf den Markt gebracht, die mit ihrer reichhaltigen technischen Ausstattung und ihrer einfachen Bedienung einen wesentlichen Impuls für das M-System sein dürfte. Sie ist zudem preislich attraktiv und gehört zu einem System, das bezüglich der Objektive noch weiter ausgebaut werden dürfte. Das EF-M Objektiv-Sortiment deckt einen Brennweitenbereich von 11 bis 250 mm (bei Cropfaktor 1,6x) ab, doch wünschen sich vor allem anspruchsvollere Fotografen noch lichtstärkere Objektive und Festbrennweiten. Das Sortiment wird massiv erweitert, wenn man den optionalen EF-Adapter verwendet, mit dem die EF/EF-S Objektive der Canon Spiegelreflexkameras an der EOS M50 verwendet werden können. Damit wird die Kamera besonders für DSLR-Fotografen interessant, die eine Zweit- oder Alternativkamera suchen.

Hier wird es eng. Die kleinen Gässchen sind voll von Verkaufsständen. Als Tourist den redegewandten Verkäufern zu widerstehen ist manchmal schwierig

Die M50 ist mit möglichst wenigen Bedienelementen, die alle auf der rechten Seite der Kamera platziert sind, auf eine schnelle Bedienung ausgelegt. Der Touchscreen und die einfache Menüführung, die übrigens weitgehend mit derjenigen der Canon Spiegelreflexmodelle identisch oder zumindest sehr ähnlich ist, trägt viel zu einer schnellen Wahl der vielfältigen Funktionen bei. Für Einsteiger gibt es zudem in den Funktionen Motiverkennung (A+) und Szeneneinstellung (SCN) eine funktionsreduzierte und vereinfachte Menüführung.

Das Angebot ist überwältigend …

Die Kamera fühlt sich sehr handlich an, wozu der integrierte Griffwulst viel beiträgt. Sie ist damit deutlich handlicher als die EOS M100. Die verschiedenen Einstellelemente lassen sich durch individuelle Funktionsbelegung den persönlichen Präferenzen anpassen. Persönlich bedaure ich etwas, dass es kein zweites Einstellrad an der Rückseite der Kamera gibt, was bei manueller Einstellung von Zeit und Blende ein Vorteil wäre.

… auch wenn auf offener Strasse nicht alles gleich appetitlich ist. 

Das Display lässt sich seitlich ausschwenken und um 270 Grad drehen. Dadurch sind Selfies ebenso problemlos möglich, wie Überkopf-Aufnahmen. Zum Schutz des Displays und zum Stromsparen kann es so eingeklappt werden, dass die Rückseite nach aussen gerichtet ist. Dann wird über den elektronischen Sucher visiert, der mit 2,3 Millionen Pixel eine fast doppelt so hohe Auflösung bietet, wie das Display mit 1,04 Millionen Pixel.

Besonders reich ist das Angebot an Gewürzen. Selbstverständlich alles im Offenverkauf.

Neu bei der M50 gegenüber den früheren M-Modellen sind zudem der Dual Pixel Autofokus, die 4K/24p Videofunktion sowie die Bildübertragung mittels WiFi, Bluetooth und NFC. Damit ist die M50 die erste Kamera von Canon, welche die eine sofortige Bildübertragung auf ein Smartphone ermöglicht. Die Bildaufbereitung erfolgt über den neuesten DIGIC 8 Prozessor von Canon, der insbesondere bei dem sehr schnellen Autofokus seine Stärken ausspielt.

Diese finden wir dann wieder in der «Tajine», dem marokkanischen Gartopf. Mundete übrigens köstlich!

Die M50 ist die erste Canon-Kamera, die das neue RAW-Format CR3 nutzt, welches mit einer neuen Kompression ohne Informationsverlust zu rund 40% kleineren Dateien führt. Um diese zu bearbeiten muss allerdings vorläufig noch der mitgelieferte RAW-Konverter von Canon verwendet werden, bis andere Bildbearbeitungs-Anbieter einen solchen in ihre Programme integriert haben.  

Nein, niemand hat die nahegelegene Apotheke gebraucht 

Auch die Bildstabilisation (Dual Sensing IS) wurde bei der M50 verbessert und arbeitet in Verbindung mit den drei Objektiven 15-45 mm, 18-150 mm und 55-200 mm im Zusammenspiel des integrierten Gyroskops und der Bewegungserkennung des Bildsensors.

Oder eher noch, weil der Gestank der Gerberei etwas ausserhalb des Zentrums kaum zum Aushalten war

Ein kleiner Wermutstropfen gibt es bei der 4K-Videofunktion: Diese nutzt nicht das volle Format aus und ergibt einen Cropfaktor von 1,7x, zusätzlich zu den 1,6x von APS-C. Abgesehen davon kann bei Video der Dual Pixel Autofokus nicht benutzt werden.

Übrigens, ein Fotomuseum gibt es in Marrakesch auch. Es basiert auf einer Privatsammlung und zeigt Bilder des Lebens in Marrakesch von 1870 bis 1950. Sehr sehenswert!

Die M50 verwendet den LP-E12 Akku, der bereits in der M100 zum Einsatz kam. Entsprechend der CIPA-Norm soll eine Ladung für 235 Aufnahmen ausreichen, im Stromsparmodus sogar für 370 Bilder. Danach muss der Akku mittels des Ladegerätes aufgeladen werden, da die M50 leider über keine Lademöglichkeit via USB-Anschluss verfügt. Also: Ladegerät nicht zu Hause vergessen. Die USB-Buchse dient lediglich dem Anschluss an einen Computer.

Glücklich, wer sein Statussymbol vor dem Haus parken kann

Der integrierte Blitz muss zur Nutzung aufgeklappt werden, was ich als bewusste Einschaltung den automatisch öffnenden Blitzen vorziehe. Er ist mit Leitzahl 5 (100 ISO) nicht allzu stark, doch zum Aufhellen von nicht allzu hellen und zu weit entfernten Gegenlichtsituationen geeignet, oder als «Notblitz» bei schlechten Lichtverhältnissen.

 

Die Koutoubia-Moschee überragt die Stadt. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert, ist Symbol der Stadt und ruft zusammen mit anderen Gebetstürmen die Gläubigen stündlich zum Gebet auf

Die ISO-Einstellung reicht von ISO 100 bis ISO 25800. Sie kann nach oben begrenzt werden, um im Automatikmodus nicht in jene Bereiche zu schalten, welch eine zu starkes Rauschen verursachen. Nach unseren Erfahrungen (siehe Tabelle am Ende des Artikels) sind die Ergebnisse bis ISO 6400 noch durchaus akzeptabel, während bei höheren Empfindlichkeiten ein geringfügiges Rauschen in Kauf genommen werden muss. 

Die Canon EOS M50 gibt es schwarz oder weiss. Die weisse, glänzend lackierte Version wirkt etwas edler und in der Haptik feiner als die mattlackierte schwarze Kamera. Allerdings schade, dass zur weissen Version nur das 15-45 mm und das 18-150 mm Objektiv in passendem Silber-Design verfügbar ist, sieht doch ein schwarzes Objektiv auf einer hellen Kamera nicht gerade edel aus.

Palmen sind das häufigste Gewächs in Marokko. Hier einmal von oben – etwas ungewohnt, aber ein guter Schärfetest für die EF-M Objektive. Übrigens: Wie viele Objektive zur EOS M50 gibt es?

Fazit: Nach einer längeren Testzeit und den Erfahrungen in Marrakesch überzeugt die EOS M50 durch eine einfache und schnelle Bedienung ebenso, wie mit sehr guten Bildresultaten. Mit ihrer reichhaltigen technischen Ausstattung einerseits und der vereinfachten Menüführung in den A+ und SCN-Funktionen anderseits deckt die Kamera die Bedürfnisse eines sehr breiten Spektrums von Anwendern ab – Einsteiger ebenso wie versierte Fotografen.

Text und Bilder: Urs Tillmanns

Weitere Informationen zur Canon EOS M50 finden Sie bei www.canon.ch

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«Wie viele EF-M Objektive zur Canon M50 gibt es?» (Ohne EF/EF-S mit Adapter)

Das Gewinnspiel wurde am Donnerstag, 24. Mai 2018, 20:00 Uhr geschlossen. Die Gewinnerin ist Sylvaine Schlageter, Bubendorf. Herzliche Gratulation!

Das Rauschverhalten der Canon EOS M50

 

 

Ein Kommentar zu “Praxistest Canon EOS M50 – «M», wie Marrakesch”

  1. Die M50 wäre ein kleiner großer Wurf abere dann reicht es doch nicht. Lautlos kann sie nur in einem Szeneprogramm aber nicht bei PASM. Was jede Lumix kann, kann keine Canon. Schade, ich hätte mehr erwartet. Fehlende Lautlosigkeit ist für mich ein no go. Habe mir die Lumix GX80 geholt, die kann das alles.

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