Urs Tillmanns, 12. Juni 2018, 10:00 Uhr

Photo Basel 2018: Spiegel der Fotokunst

Dass die «Photo Basel» in der gleichen Woche stattfindet, in der die «Art», als grösste Kunstmesse Europas, Zehntausende von Kunstliebhaber nach Basel lockt, ist seit vier Jahren bewährtes Kalkül. Zwar ist der Trend der Fotografie als Kunstmedium auch an der Art nicht zu übersehen, doch eine Kunstmesse, die auf Fotografie spezialisiert ist, in der 36 Galerien und Kunstinstitutionen aus 13 Ländern die Werke von über hundert Fotokünstler ausstellen, hat zum vierten Mal nicht nur ihren festen Platz, sondern sie stellt für das Kulturangebot der Stadt am Rheinknie eine echte Bereicherung dar.

Die Photo Basel präsentiert sich mit mehr als 450 Werken auf einer überschaubaren Fläche

Die «Photo Basel» ist Ausstellung und Handelsplatz zugleich. Mit ihrem breiten Angebot von Fotografien aller Stilrichtungen, fühlt man sich als Besucher sowohl von den Werken interessanter Newcomer ebenso angesprochen, wie von den Klassikern, die als Dauerrenner immer wieder an den Ständen zu entdecken sind. Ausser diesem Spiegel der aktuellen Kunstszene ist die «Photo Basel» Handelsplatz für Investoren, die an die Fotografie als Wertanlage glauben und ihre bestehende Sammlungen noch weiter ergänzen wollen.

Daniel Blochwitz hat die diesjährige Photo Basel kuratiert – und Fotointern einige Fragen beantwortet

Wir haben uns mit dem Kurator der diesjährigen «Photo Basel» Daniel Blochwitz darüber unterhalten, welches die aktuellen Trends sind und wie sich der Fotokunstmarkt in nächster Zeit entwickeln wird.

Welche Trends prägen zur Zeit die Fotokunst?

Im Moment sehe ich zwei gegenläufige Trends, einmal hin zur Umsetzung sehr kreativer Ideen mit digitalen Methoden und Hilfsmitteln, die für den Investmentmarkt interessant sein können. Dann aber auch den nicht weniger attraktiven Gegentrend hin zu früheren analogen Techniken, mit denen die für die damalige Zeit typischen und heute wieder sehr beliebten Stilmittel geschaffen werden. Ebenfalls interessant ist die Entwicklung, dass immer mehr Fotokunst aus anderen Kulturkreisen zu uns gelangt, aus Afrika, Südamerika oder auch aus asiatischen Ländern. Das gibt der Fotografie ein immer breiteres Spektrum.

Welche Preisentwicklung sehen sie in der Fotokunstszene?

Die Preise sind seit längerem eigentlich konstant, wobei der Markt unverändert ein leichtes Wachstum zeigt. Nach wie vor gibt es für Sammler eine erschwingliche Fotografie mit weniger bekannten Fotokünstlern, die es zu sammeln lohnt. Dann gibt es natürlich auch die Ausreisser nach oben, mit sechsstelligen Beträgen. Alles in allem bleibt die Fotografie ein interessantes Sammelfeld mit vielen spannenden Optionen.

Würden Sie heute noch jemandem empfehlen eine Fotogalerie zu eröffnen?

Vom Herzen her schon – aber der Weg ist steinig. Es braucht die Fotogalerien, um neue Fototalente zu entdecken und diese in die Sammlungen und Museen zu bringen. Kein anderer kann diese Rolle übernehmen. Allerdings ist nicht nur einiges an Kapital erforderlich, ganz abgesehen von der notwendigen Sachkenntnis, und dem Feingefühl aufs richtige Pferd zu setzen.

Welches ist das Alleinstellungsmerkmal der Photo Basel?

In erster Linie ihre Kompaktheit. Die Messe ist sehr übersichtlich, und man hat alles auf einem Rundgang gesehen. Ganz anders als auf den Riesenmessen wie eine Paris Photo oder die Photo London. Allerdings, wenn die Nachfrage weiterhin so zunimmt, wäre es möglich, dass wir den zweiten Stock noch hinzumieten müssten. Die Photo Basel hat sich weltweit einen sehr guten Ruf geschaffen, und zur Zeit müssen wir viele Anfragen ablehnen – nicht zuletzt auch um den Qualitätslevel beibehalten zu können.

Welches sind Ihre persönlichen Highlights auf der diesjährigen Photo Basel?

Da gibt es viele, doch will ich mich auf einige sehr eindrucksvolle Beispiele beschränken:

 

Sascha Weidner

Die Dorothée Nilsson Gallery präsentiert an ihrem Stand Werke des 2015 verstorbenen Sascha Weidner, der einen radikal subjektiven Bildstil schuf und konsequent pflegte. Aus seine Fotografien sprechen Wahrnehmungen ebenso wie Sehnsüchte und der Ausdruck des Unterbewussten.

 

Paul Ickovic

Paul Ickovic, dessen Werke von der Slowenischen Galerija Fotografija präsentiert werden, zeigen eine subtile und ausdrucksstarke Strassenfotografie. Die Bilder leben vom «entscheidenden Moment» (decisive moment) und erinnern an den Stil seiner Zeitgenossen Henri Cartier-Bresson, Brassaï Josef Koudelka.

 

Ute und Werner Mahler

Die beiden ostdeutschen Fotografen waren während der DDR-Zeit in der Modefotografie besonders aktiv, was von den Behörden kaum ernst genommen wurde, heute jedoch eine aussergewöhnliche Dokumentation des damaligen Lebensstils darstellt. Präsentiert werden die Bilder von der Springer Galerie, Berlin.

 

Ibasho

Die belgische Galerie Ibasho ist auf japanische Fotografie spezialisiert und präsentiert auf der Photo Basel ein breites Spektrum äusserst sensibler Bildreihen verschiedene Fotokünstler und Fotokünstlerinnen. Die ungewohnten und sehr kreativen Bilder werden am Stand nach einem interessanten Konzept ausgestellt.

 

Als besonderer Höhepunkt zeigt die Photo Basel dieses Jahr mit der Sonderausstellung «Pivotal Moments» erstmals seltene Vintage Werke grosser Meisterfotografen, die von verschiedenen Galerien zur Verfügung gestellt wurden.

Ebenfalls werden die 35 prämierten Fotobücher in einer Sonderausstellung von Aperture (USA) erstmals dem Schweizer Publikum gezeigt. Dazu kommt ein feines, streng kuratiertes Rahmenprogramm inklusive der neu lancierten «photo basel conversations». Weiter steht neu der Alpa Award auf dem Programm, dessen Gewinner im Laufe der Photo Basel ermittelt wird. Gewonnen werden kann ein Barpreis oder eine Alpa-Kamera.

Die diesjährige Photo Basel zeigt ein breites Spektrum der Fotografie mit folgenden bekannten Namen: Balthasar Burkhard, Edward Burtynsky, Stephen Shore, Erwin Olaf, Lee Miller, Robert Capa, Antanas Sutkus, Tokyo Rumando, Albarran Cabrera, Elina Brotherus, Roger Ballen, Daniel Blaufuks, Jessica Backhaus, Tatiana Macedo, Laurence Aegerter, Withoi Worms, Philippe Halsman, Thomas Dworzak, Karlheinz Weinberger, Sonja Braas, Paolo Ventura, Robert Polidori, Boris Gaberscik, Radenko Milak & Roman Uranjek, Mikiko Hara, Jeanloup Sieff, Albert Watson, Takshi Suzuki, Juan Osorno, Aaron Siskind, Kazuo Kitai, Joseh Sterling, Ljubodrag Andric, Sarah Moon, Frank Mädler, Gerhard Vormwald, Alinka Echeverria, Georges Rousse, Christopher Thomas, Ute und Werner Mahler, Christopher Thomas, Jan Banning.

 

Weitere Infos:

Wann?
Dienstag 12.06 bis Samstag 16.06. von 12:00 – 20:00 Uhr
Sonntag 17.06.2018 von 12:00-18:00 Uhr

Wo? Volkshaus Basel, Rebgasse 12, CH-4058 Basel
(Nähe Claraplatz, zwei Tramhaltestellen von der «Art» entfernt)

Weitere Infos finden Sie unter www.photo-basel.com

 

Die Aussteller an der Photo Basel 2018
Clair – Zürich, Germany Galerie STP – Greifswald, Germany
Baudoin Lebon – aperture, France Galerie Susanne Albrecht – Berlin, Germany
Bildhalle – Zürich, Switzerland Galerija Fotografija – Ljubjana, Slovenia
Camara Oscura Galeria de Arte – Madrid, Spain Galleria Heino – Helsinki, Finland
Carlos Carvalho Arte Contemporânea – Lisbon, Portugal Galerie 94 – Baden, Switzerland
Dorothée Nilsson Gallery – Berlin, Germany Ibasho Gallery – Antwerp, Belgium
Fabian & Claude Walter Galerie – Zürich, Switzerland Ira Stehmann Fine Art Photography – Munich, Germany
Flatland Gallery – Amsterdam, The Netherlands Kahmann Gallery – Amsterdam, The Netherlands
Fontana Gallery – Amsterdam, The Netherlands e.artis – Chemnitz, Germany
Galerie & co119 – Paris, France La Balsa Arte – Bogota, Colombia
Galerie Baudelaire – Antwerp, Belgium Mimmo Scognamiglio Artecontemporanea – Milan, Italy
Galerie Caroline O’Breen – Amsterdam, The Netherlands Only Photography – Roland Angst – Berlin, Germany
Galerie Catherine et André Hug – Paris, France Persiehl & Heine – Hamburg, Germany
Galerie Esther Woerdehoff – Paris, France Photon Galerija – Ljubljana, Slovenia
Galerie Monika Wertheimer – Basel, Switzerland Prince House Gallery – Mannheim, Germany
Galerie Peter Sillem – Frankfurt, Germany The Ravestijn Gallery – Amsterdam, The Netherlands
Galerie Springer – Berlin, Germany  

 

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