Urs Tillmanns, 26. Juli 2018, 07:00 Uhr

Am Freitag ist die längste Mondfinsternis dieses Jahrhunderts

Am Freitagabend, 27. Juli 2018, kommt es zu einer totalen Mondfinsternis, und dazu noch zu einer ganz besonderen. Weil der gegenwärtige Vollmond der kleinste dieses Jahres ist, dauert die Zeitspanne, in welcher er den Schatten der Erde durchwandert auch am längsten, nämlich ganze 103 Minuten. Bedingt durch diese Grössenverhältnisse soll der Vollmond auch eine besonders dunkelrote, ja fast kupferfarbene Tönung haben, was für die Fotos besonders wirkungsvoll ist. Die Mondfinsternis von Freitag ist von Südafrika über die arabische Halbinsel bis in die Antarktis zu sehen und zwar, im Gegensatz zur Sonnenfinsternis, von überall her gleichzeitig.

Wie die Mondfinsternis entsteht, wie sie abläuft und welches Schauspiel wir erwarten dürfen, verdeutlicht die nachstehende Grafik, die uns freundlicherweise von der Astrozeitschrift «Orion» zur Verfügung gestellt wurde.

Um 20:58 Uhr geht der Mond am Südosthimmel auf. Dann ist es natürlich noch nicht dunkel, und man kann sich getrost den besten Platz aussuchen, um das Naturschauspiel zu beobachten und zu fotografieren. Nehmen Sie sich Zeit, die Kamera mit dem langen Teleobjektiv aufs Stativ (ganz wichtig) zu setzen sowie den Fernauslöser zu testen, damit es keine Auslöseverwacklungen gibt. Als Brennweite wären 400mm ideal, damit man den Himmelskörper gut erkennt und er auf dem Bild nicht als Stecknadelkopf wirkt. Aber schon mit einem 200er kann man sehr eindrucksvolle Bilder machen.

Um ca 21:30 Uhr taucht der Erdtrabant dann in den Erdschatten ein, und die Finsternis, und damit die Verfärbung des Himmelskörpers von weiss zu rot und kupferrot beginnt. Eine knappe Stunde danach, um 22:22 Uhr, ist der Höhepunkt der Mondfinsternis erreicht, und Madame Luna wandert langsam wieder in Richtung Licht, wo sie um 23:13 Uhr die Totalität verlässt, um dann um 00:19 Uhr aus dem Kernschatten zu kommen. Schliesslich um 01:30 Uhr lässt sie auch den Halbschatten hinter sich. Das ganze Schauspiel, will man es in seiner vollen Länge miterleben, dauert also ziemlich genau viereinhalb Stunden.

Der Miteinbezug landschaftlicher Elemente verleiht dem Bild mehr Tiefe. (Foto: bochimsang, Fotolia #193770371)

Mit dem Wetter scheinen wir auf Grund der lang andauernden Hochdrucklage Glück zu haben, und auch die Lichterverschmutzung, die Lichterabstrahlung in die Atmosphäre, dürfte sich kaum störend auswirken. Übrigens gibt es als Mittel dagegen den Astroklar-Filter von Rollei, den wir auf Fotointern vor zwei Monaten vorgestellt hatten.

Grundvoraussetzung, um zu scharfen Aufnahmen des Mondes zu kommen, ist, dass man manuell arbeitet. Der Autofokus wird verzweifelt nach Kontrast suchen, so dass man die Schärfe am besten manuell auf Unendlich stellt. Auch die Belichtungsmessung spielt uns Streiche, weil das schwarze Himmelsumfeld des Mondes zu einer starken Überbelichtung des Mondes führt. Am besten Sie arbeiten manuell bei Blende 4 oder 5,6, machen Belichtungsvarianten und spielen auch mit der ISO-Zahl – mit modernen Kameras können Sie problemlos auf ISO 3200 gehen, ohne dass störendes Rauschen auftritt. Bedenken Sie, dass sich die Erde dreht, und dass deshalb der Mond bei einer zu langen Belichtungszeit seine runde Form einbüsst und unscharf wird. Dies unterschätzt man oft. Die Grenze der Belichtungszeit hängt von der Brennweite ab, doch sollten Sie mit besagtem 400mm Objektiv nicht länger das eine halbe Sekunde belichten – je kürzer desto besser.

Mehrere Mondphasen auf einem Bild sind sehr wirkungsvoll. (Foto: Alexander Astanin, Fotolia #198255013)

Kein 400er? Auch mit kürzeren Brennweiten kann man sehr gute Ergebnisse bekommen, vor allem, wenn man hinterher einen Ausschnitt wählt oder mehrere Monde zu einer Laufbahn zusammenstiched. Zudem muss man den Mond auch nicht immer so gross aufnehmen wollen, denn der Miteinbezug der Landschaft kann eine zusätzliche, sehr lohnende Komponente sein.

Übrigens: Lassen Sie sich Zeit, um zu experimentieren. Diesmal ist ja genügend davon vorhanden. Die nächste Mondfinsternis, am 20./21. Januar 2019, fällt dann wieder wesentlich kürzer aus und findet in den frühen Morgenstunden statt.

Weitere Informationen finden Sie auch auf www.orionmedien.ch. Dort steht auch, wo man die Mondfinsternis am besten beobachten kann.

 

2 Kommentare zu “Am Freitag ist die längste Mondfinsternis dieses Jahrhunderts”

  1. Ich finde es schade, dass ein nicht einmal ein fotoblog den Urheber der Bilder nennt (der steht bei fotolia über dem Bild). Wenn nicht mal die Fotografen unter sich die Grundrechte berücksichtigen, dann ist es bald vorbei mit irgendeiner Wertschätzung und den zustehenden Rechten. – Oben in der Grafik ist es korrekt.

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