Ein unendliches Amerika: Dieses Riesenland mit seinen endlosen Wüstenlandschaften bietet eine unerfassbare Weite, die sich irgendwo am Horizont verliert. Christian Heeb kennt diese weiten Landstriche im Osten der Vereinigten Staaten wie seine Heimat. Seit fast drei Jahrzehnten lebt er im nordwestlichen Bundesstaat Oregon und hat in unzähligen Fahrten die fast menschleeren Wüsten durchfahren. Menschenleer ja, aber dennoch sind dann und wann Relikte aus Versuchen zu finden, diese Weiten zu bevölkern, sich niederzulassen, wo nur wenige vorbeikommen und eine weit abgelegene Attraktion besonders schätzen – sei es ein Motel, eine Tankstelle, ein Einkaufszentrum, eine Kirche oder eine Hütte, die von einstigen Zivilisationsversuchen zeugen. Oder ein Chevy aus den Sechzigern, dessen Farbe vor lauter Rost nicht mehr zu erkennen ist und der irgendwann hier stehengelassen wurde …
Christian Heeb ist fasziniert von diesen Zeitzeugen, die irgendwo im heissen Sand langsam von der Natur zurückgeholt werden. Es sind zugleich Denkmäler jenes «grossen Amerika», das Präsident Donald Trump in seinem Wahlslogan zurückverspricht. Und es ist ebenso eine Persiflage von Christian Heeb auf das «neue» Amerika, dessen Blütezeit allmählich in den unendlichen Sanddünen versinkt.
Die Bilder und die Philosophie des Buches weisen auf dieses «andere Amerika» hin – nicht jenes in den Grossstädten, in New York, Chicago oder Los Angeles, sondern das vergessene Amerika in den Wüsten Oregons und Nevadas. Es ist das Kontrastprogramm zu den «besten Universitäten», zur «besten Armee» und dem «besten Wirtschaftssystem», mit denen sich Amerika heute brüstet, das in morbider Nostalgie mit Überbleibseln an andere, wahrscheinlich bessere Zeiten der grössten westlichen Nation erinnert.
«Make America Great Again» steht in krassem Widerspruch zu dessen, was Amerika einmal war und was Christian Heeb in diesen Bildern eindrucksvoll dokumentiert. Es sind Bilder wie aus einem schlechten Film, Bilder, die Geschichten erzählen von Menschen, die in diesen einsamen Landstrichen zu einer Zeit gelebt hatten, als Amerika noch gross war …
«Pax Americana» ist eine Anspielung auf «Pax Romana», jene glückliche, friedvolle Periode des alten Roms. «Eine Zeit von Stabilität, Wohlstand und Sicherheit» erklärt Stefan Wagner in seinem Vorwort. «Doch ist Pax Americana tatsächlich die Zeit zwischen 1945 und 1965, wie sie Politiker wie Donald Trump beschwören? Oder ist es einfach eine Zeit der Verklärung, die den Mantel des Vergessens über den Kalten Krieg, die Kubakrise, McCarthyismus, Bürgerrechtsverletzungen, Massen-Automobilisierung und Umweltsünden wirft?»
Für wen ist dieses Buch? Für Leute, die Amerika kennen – oder glauben, es zu kennen. Für Leute, die ein anderes Amerika in eindrucksvollen Bildern erleben wollen. Und für Leute, die sich gerne an die sechziger, siebziger oder achtziger Jahre erinnern wollen oder von jener glanzvollen Zeitepoche fasziniert sind. Dieses Buch erzählt eine aussergewöhnliche Geschichte, die nachdenklich stimmt.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Make America Great Again! Die Amerikaner wollen wieder dahin, wo sie schon einmal waren. In diese Zeit, in der sie noch stolz, reich und glücklich sein konnten. Christian Heeb hat mit subtilem Auge seine Kamera auf die Reste dieser Welt gerichtet. Er ist ein visueller Archäologe, aus dessen Bildern eine tief empfundene kritische Liebe zu diesem Land spricht. Statt Traumlandschaften, Canyons, Wäldern, wilde Küsten fotografiert Christian Heeb Motels, in denen schon lange niemand mehr schläft, Tankstellen, an denen keiner mehr den Benzintank füllt, diners, in denen Kellnerinnen schon lange nicht mehr den dampfenden, abgestandenen Kaffee aus der durchsichtigen Kanne in die Tassen von müden Truckern giessen. Orte des abgelegenen America. Der Fotograf zeigt ein Land zwischen Wirklichkeit, Illusion und Lüge.
Der Inhalt
The last Campground / Last Picture Show / Desert Center / Motel II / Gas Station
Tonopah Interior / Mineral County / Backyard / Tonopah / Wasteland
Thunderbird / Ghost Town / Carson Plains / The Train / Rickey
Schurz / Malta Laundry / Winnemucca / Clown Motel / Shaniko II
Beatty / Luning II / Seligman / Tonopag Garage / Pontiac
Desert Rust, Tonopah / Ravendale / Columbia Bar Goldfield / Salton Sea III / Salton Sea
Carson Plains Foods and Spirits / Tonopah Cemetery / Carhenge / Car Forest / Commerce City II
Commerce City / Malta / Drive Through / Goldfield / Goldfield II
Amboy / Amargosa Springs II / Amargosa Valley / Truth or Consequences / Carson Plains
Conoco / Lost Hils / Rat Rod / Anaconda / Palm Springs
Highway 64 / Etna / Freedom / Lake Powell / Oneida / Clown Motel
Der Autor
Seit 30 Jahren sind Regula und Christian Heeb in den USA und der ganzen Welt unterwegs als selbständige Reisefotografen. Die gebürtigen Schweizer wohnen seit 1996 in Bend, Oregon, wo sie ein professionelles Studio und ein Workshop Zentrum für Fotografie betreiben. Über die Jahre sind um die 200 Bildbände zu den über 70 Ländern erschienen, welche sie bereist haben. Christian Heebs Reisebilder werden auf der ganzen Welt publiziert oft auch in Deutschland und der Schweiz etwa im Globetrotter Magazin, Air Berlin Magazin oder dem America Journal. Neben der fotografischen Arbeit veranstalten sie ausgewählte Fotoreisen und Workshops an Orten und Ländern, wo sie sich auskennen.
Bibliografie
Christian Heeb – «Pax Americana»
124 Seiten mit 56 Fotografien in Farbe
Format 21 × 17 cm, Festeinband
Mit Text von Stefan Wagner
2019, Edition Panorama GmbH, Mannheim
ISBN 978-3-89823-594-5
Preis: CHF 41.65 / EUR 29,80 inkl. MwSt.
Das Buch kann im Buchhandel gekauft oder hier online bestellt werden