Urs Tillmanns, 6. Januar 2019, 10:38 Uhr

Heulende Boliden im stillen Gelände

Zur «Ertüchtigung der Automobilisten» führte die Sektion Luzern des Automobil Clubs der Schweiz (ACS) am 23. September 1923 erstmals ein exklusives Clubrennen auf der Strecke Obernau-Eigenthal durch. Insgesamt sechsmal veranstaltete danach die Luzerner Sektion des ACS auf der Strecke ein öffentliches Bergrennen, das 1928, 1929 und 1931 als Schweizerische Bergprüfungsfahrt und 1964, 1966 und 1968 als Nationales Bergrennen durchgeführt wurde.

II. Bergprüfungsfahrt Kriens-Eigenthal 1929, Hans Stuber am Start auf Bugatti, Photo-Buholzer Emmenbrücke. Archiv ACS Sektion Luzern

In den Jahren 1966 und 1968 zählte es zudem als Lauf um den Europapokal für Tourenwagen und fand mit internationaler Beteiligung statt. Dies führte dazu, dass neben den Amateurfahrer auch bekannte Namen der nationalen und internationalen Rennszene am «Eigenthaler» dabei waren.

III. Bergprüfungsfahrt Kriens-Eigenthal 1931, Hans Kessler auf Bugatti, Photo Jeck Basel. Archiv ACS Sektion Luzern

Vor allem die Rennen in den 1960er-Jahren waren eigentliche Publikumsanlässe. Die Strecke wurde gesäumt von zahlreichen Besucherinnen und Besuchern, die es sich nicht nehmen liessen, sich am Strassenrand kommod mit entsprechender Verpflegung einzurichten.

IV. Nationales Bergrennen Kriens-Eigenthal 1964, unbekannter Fotograf. Archiv ACS Sektion Luzern

Die Dokumente aus unterschiedlichen Archiven zeigen auf, dass gewisse Kreise nicht nur begeistert waren vom Rennbetrieb. So beschwerte sich beispielsweise der Kaplan von Hergiswald über die Beeinträchtigung der Messe durch das Geheul der Motoren. Dieser Konflikt konnte durch eine Verschiebung des Starts gelöst werden.

5. Nationales Bergrennen Kriens-Eigenthal 1966, Photo Weber Luzern, rückseitige Notiz: Jacque Staufer, Alfa-Garage. Archiv ACS Sektion Luzern

Die Ausstellung blickt zurück in die Geschichte des Autorennens und thematisiert Fragen der Mobilität in der Frühzeit und in den Boom Jahren des automobilen Verkehrs. Sie beinhaltet Bildmaterial und Dokumentationen zu jedem einzelnen Rennen. Aus den Sechzigerjahren sind auch Amateurfilme begeisterter Rennfahrer zu sehen. In Interviews kommen Zeitzeugen aus den Bereichen Organisation, Fahrerfeld und Publikum zu Wort.

5. Nationales Bergrennen Kriens-Eigenthal 1966, ein Fahrer hantiert am Motor seines Wagens, vermutlich Kurt Rost auf Alpha Sprint Speciale. Archiv ACS Sektion Luzern

Das Museum im Bellpark hat sich in unterschiedlichen Ausstellungen in den letzten Jahren mit Themen zu Verkehr und Mobilität beschäftigt. So zeigte das Museum eine ausgreifende Ausstellung über die erste Autobahn der Schweiz, die als Prototyp von Luzern nach Ennethorw erbaut wurde; das Museum veranstaltete eine viel beachtete Schau über das «Töffli», also das 2-Takt-Moped, und seine Bedeutung als Vehikel der Jugend.

Fahrer in Warteposition, Bergrennen Kriens-Eigenthal, vermutlich 1966, aus: ACS aktuell, Auto + Mobil, 87. Jg., 4-13 / Dez. 2013. Bildarchiv René Hediger

Der Bellpark zeigte unlängst Bilder aus dem internationalen Motorrennsport, die aus dem Archiv eines Privatsammlers stammten und durch das Buch «Gasoline and Magic» begleitet wurden. Mit der Ausstellung über das Eigenthaler Bergrennen setzt das Museum Bellpark diese Auseinandersetzung fort.

IV. Nationales Bergrennen Kriens-Eigenthal 1964, Lorenz Fischer auf Triumph Spitfire startet oberhalb der Hergiswaldbrücke Archiv Lorenz Fischer, Luzern

Im Rahmen des «Kriens-Eigenthal-Historic» soll das legendäre Bergrennen am 20. und 21. September 2019 wieder aufleben, dies mit historischen Rennfahrzeugen aus ganz Europa.

Die Ausstellung im Museum Bellpark in Kriens ist noch bis am 3. März 2019 zu sehen.

Text und Bilder: Museum Bellpark und Leihgeber

Museum im Bellpark
Luzernerstrasse 21
6011 Kriens
Tel: 041 310 33 81

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