Urs Tillmanns, 20. Januar 2019, 10:00 Uhr

Wenn die Elektrizität Bilder macht …

Heino Heimann ist ein Tüftler – und kein Aufwand ist ihm zu gross, um ausgefallene Ideen in wirkungsvolle Bilder umzusetzen. Wir kennen ihn von seinen von seinen Blumenporträts auf Cibachrome, von seinen Bilder sterbender Olivenbäume in Apulien und von vielen Ausstellungen, auf denen er seine Unikate präsentieren konnte.

Heino Heimann ist spezialisiert auf Direktfotos auf Cibachrome- (bzw. Ilfochrome-) Material, ein Direktumkehrprozess, der seit den 1960er-Jahren bis 2011 das lichtechteste Farbmaterial auf dem Markt war. Demzufolge war es sowohl für die kommerzielle Fotografie, für die archivale Dokumentation und künstlerische Editionen von grosser Bedeutung. Doch es gehört der Vergangenheit an: Heino Heimann ist einer der ganz wenigen Fotografen, der einen grösseren Materialvorrat tiefgefroren und zudem eine Entwicklungsmaschine wieder für den Entwicklungsprozess in Gang gebracht hat. Für ihn und sein künstlerisches Schaffen ist das Cibachrome-Material die Existenzgrundlage.

 

 

 

Belichtung von elektrischer Entladung auf Cibachrome

Ein Merkmal des Cibachrome-Prozesses ist, dass direkt ein positives Bild resultiert und dass demzufolge kein Negativ existiert. Jedes Bild ist ein Original – ein Unikat. Bei den Entladungsaufnahmen kommt noch hinzu, dass diese ohne Kamera und ohne Objektiv entstanden sind: Die gewaltsame elektrische Entladungen zeichnet sich direkt, vergleichbar mit einem Fotogramm, auf das Farbpositiv-Fotopapier – «das Universum zeichnet sich selbst auf die lichtempfindliche Oberfläche» erklärt Heino.

 

 

Die elektrische Entladung wird mit einer Tesla-Spule erzeugt, die eine Ladung von 400’000 Volt freigibt, welche über arrangierte Kupferdrähte mit grossen Querschnitten auf das Fotopapier und auf eine geerdete Metallplatte geleitet wird. «Elektrische Funken sprühen mit blauen Bögen über die Oberfläche des Fotopapiers, um den Blitz einzufrieren, Lichtblüten einzufangen, die in der Dunkelheit ausbrechen, und für die Ewigkeit eingefroren werden, indem sie mit dem Zufall und Kontrolle spielen. Danach ist die Studioluft mit einem charakterischen Ozon-Geruch geschwängert» beschreibt Heino sein Vorgehen.

Die technische Beratung von Heino Heimann obliegt Martin Damev (geb. 1974), Elektroingenieur und seit vielen Jahren ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Hochspannungstechnik. Seine Faszination für Blitze bewog ihn, vor 23 Jahren seinen ersten Teslatransformator zu bauen. Auch beruflich hat er mit Spannungen bis zu 1.5 Milionen Volt tun. Begeistert von der Möglichkeit elektrische Entladungen in der Fotografie zu nutzen, steht er Heino Heimann als technischer Berater zur Seite.

 

 

Die entwickelten blauen Farbverläufe mit dem Metallic-Effekt auf dem brillante Cibachrome führen zu ungewöhnlichen Bildern mit einer sagenhaften Schärfe in einem Format von 127 x 127 Zentimeter. «Diese Lichtzeichnungen zeigen im Detail die Effekte von Photonen, die für das menschliche Auge nicht sichtbar sind, und zeichnen diese in bizarren Formen und feinsten Linien auf das Fotopapier. Jedes Bild ist anders – unwiederholbar und einzigartig», Heino Heimann ist zu Recht stolz auf seine neue Bilderreihe.

Die Bilder von Heino Heimann sind noch bis 4. März 2019 zu sehen im
Restaurant Gustav, Gustav-Gull-Platz 5, CH-8004 Zürich

Webseite von Heino Heimann

6 Kommentare zu “Wenn die Elektrizität Bilder macht …”

  1. Auf der Hochspannungs-Seite werden keine grossen Querschnitte bei den Kupferdrähten benötigt. Wäre das so, wäre die Energie um Grössenordnungen höher und das Fotopapier würde abfackeln 😉
    Aber schöne Bilder sind es!

  2. Wow, die Bilder bringen voll die „Gewitterstimmung“ rüber. Macht mich glücklich, dass noch jemand mit Diamaterial arbeitet, das war noch ein ganz anderes Niveau an Material damals… und jeder Schuss musste ein Treffer sein.

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