Urs Tillmanns, 17. Februar 2019, 10:00 Uhr

Beat Jost – Dinge, Häuser, Menschen

Das Kunsthaus Langenthal zeigt erstmals Fotografien des Berners Beat Jost (*1936), entstanden in seinem «Atelier für Werbefotografie» ab den 1960er- bis in die 1990er-Jahre. Rückblickend will der Fotograf seine Arbeit als «solides Handwerk» verstanden wissen, die seinen Werken jedoch wie von selbst eine manchmal schlichte, oft bezaubernde und aus dem damaligen Alltag heraus bis heute nachwirkende Schönheit verliehen haben. Es ist eine Schönheit der Präzision, die auf Josts Fotografien auch den abgebildeten Erzeugnissen der Schweizer Industriefirmen, Architekten, Designer innewohnt, vom Vidmar-Aktenschrank bis zur Pierrot-Glacé, vom Authier-Ski über Strickmode bis zur Bankfiliale.

 

Beat Jost, Cadillac mit Modell, General Motors, Advico AG, Gockhausen, 1964, © Archiv Beat Jost

 

Beat Jost, Glacé-Assemblage Vanille-Erdbeer. Pierrot-Friola, Zürich, 1995, © Archiv Beat Jost

 

Beat Jost, Sommerkampagne (Plakate), Pierrot-Friola AG, Zürich, Agentur Lang + Knoll, Bern, 1981, © Archiv Beat Jost

Nigelnagelneu sind sie stets, diese Dinge, und sie künden von der Zukunft (die für uns bereits wieder Vergangenheit ist). Gegliedert wird die Ausstellung anhand der Themenfelder Dinge, Menschen, Häuser und bietet so eine Übersicht über die zentralen Motive in Beat Josts umfangreichem Schaffen. Der Zeitraum von vier Jahrzehnten lässt eine Entwicklung des ästhetischen Zeitgeistes, einer «Werbeästhetik» sichtbar werden. Gleichzeitig erlaubt die Ausstellung eine Zeitreise in eine optimistische Schweiz der Nachkriegsmoderne, von der Hochkonjunktur der 1960er bis zum Strukturwandel der 1990er.

 

Beat Jost, Bank Langenthal, Wiedemar AG, Bern, 1976, © Archiv Beat Jost

 

Beat Jost, Büroeinrichtung mit Modellen, Wiedemar AG, Bern, 1976, © Archiv Beat Jost

 

Beat Jost, Schaufenster Lebensmittelabteilung, Loeb AG, Bern, 1965, © Archiv Beat Jost

Die Ausstellung ist Teil einer seit 25 Jahren bestehenden, zuletzt 2017 mit dem Publikumserfolg «Chäs u Chole» weitergeführten Kooperation mit dem Fotobüro Bern und wird von Raffael Dörig, Leiter Kunsthaus Langenthal und Markus Schürpf, Leiter Fotobüro Bern kuratiert.

 

Beat Jost, Flusco Schokodrink ausfliessend, Verbandsmolkerei, Bern, Werbeagentur Grimm, Bern, 1967, © Archiv Beat Jost

 

Beat Jost, Technikum Burgdorf, Ikler Eternit, Zürich, 1965, © Archiv Beat Jost

 

Der Fotograf Beat Jost

Der Fotograf Beat Jost ist ein typischer Vertreter der Nachkriegsgeneration der Schweizer Fotografen. In einer soliden Ausbildung bei Franz Henn und in der Kunstgewerbeschule Bern bei Robert Gurtner erlernte Beat Jost das fotografische Handwerk von Grund auf und wurde von seinen Lehrmeistern an anspruchsvoller Architektur- und Industriefotografie geschult. Nach kurzer Tätigkeit im Bereich der Reportagefotografie, hat sich Beat Jost auf den Bereich der Werbefotografie konzentriert. Er machte sich selbständig und betrieb ab 1962 das «Atelier für Werbefotografie» am Waisenhausplatz in Bern, später an der Muristrasse. Wichtige Kunden waren etwa das Warenhaus Loeb, Pierrot Glacé, Wiedemar (Aktenschränke), Wander (Ovomaltine), Securitas, PTT, iba Bürobedarf oder Sea Schliess-Systeme. Beat Jost war jahrelanger Präsident des Schweizerischen Photographen Verbandes SPhV.

Das fotografische Archiv von Beat Jost umfasst rund 62‘000 Schwarzweiss- und Farbnegative und wird seit 2011 im Fotobüro Bern aufgearbeitet, erschlossen und digitalisiert. Im Anschluss wird der Bestand dem Staatsarchiv des Kantons Bern übergeben und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, die eine repräsentative Auswahl von Fotografien aus den 1960er- bis 1990er-Jahren zeigt. Texte von Markus Schürpf und Raffael Dörig.

(Pressetext Kunsthaus Langenthal)

Die Ausstellung ist noch bis 7. April 2019 zu sehen im
Kunsthaus Langenthal
Marktgasse 13
CH-4900 Langenthal
Tel. 062 922 60 55

 

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