Urs Tillmanns, 31. März 2019, 11:51 Uhr

#womenphotographer vol. I in der Photobastei

Die Photobastei widmet sich noch bis bis 5. Mai der Fotografie von Frauen. Einerseits zeigt die Museumausstellung im 2. Stock Werke herausragender Fotografinnen des 20. Jahrhunderts mit Schwerpunkten zu Merry Alpern, Nan Goldin, Roswitha Hecke und Marianne Müller sowie weiteren Werken von Berenice Abbott, Diane Arbus, Elinor Carucci, Germaine Krull, Dorothea Lange, Vivian Maier, Inge Morath und Ruth Orkin. Anderseits wird diese Ausstellung mit preisgekrönten Reportagearbeiten von vier Fotografinnen von Globetrotter World Photo ergänzt: Marion Bernet, Desirée Good, Sarah Fluck und Swinde Wiederhold. 

Ruth Orkin «American Girl in Italy», 1951

Frauen eroberten sich im 19. Jahrhundert das neue Medium Fotografie. Als Pionierinnen trugen sie Wesentliches zu seiner Entwicklung und zur Herausbildung neuer fotografischer Sehweisen bei. Die Zyanotypie-Fotogramme von Anna Atkins zählen zu den ersten Fotografien, die als wissenschaftliche Illustrationen veröffentlicht wurden.

Anders als die traditionellen Disziplinen der Bildenden Kunst wie Bildhauerei und Malerei, war Fotografie von Beginn an als Medium gleichberechtigter. Sie ermöglichte den Frauen ihre Vorstellung eines selbstbestimmten, kreativen Lebens umzusetzen, zu reisen und ihr eigenes Geld zu verdienen.

Berenice Abbott «Mac Dougal Street New City»

Bertha Wehnert Beckmann gilt als erste Berufsfotografin Europas. Ab 1843 bestritt sie ihren Lebensunterhalt mit der Daguerreotypie – dem ersten kommerziellen fotografischen Verfahren des Erfinders Louis Jacques Mandé Daguerre. Sie eröffnete 1849 ein Fotoatelier auf dem Broadway, in dem sie Persönlichkeiten aus Politik und Zeitgeschichte porträtierte. Zahlreiche weitere Fotografinnen folgten ihrem Beispiel.

Inge Morath «Lama»

Die ersten Fotografinnen experimentierten mit angewandter Fotografie, mit Fotografie als Kunstform, als Mittel zur Dokumentation und zur Selbstdarstellung. Ab den 1920er Jahren brillierten Fotografinnen auch im Fotojournalismus: Gerda Taro, Margaret Bourke-White und Dorothea Lange brachten es, neben zahlreichen anderen, zur Meisterschaft in dem Genre. Oft thematisieren Fotografinnen die Lebensumstände von Frauen und Kindern, dokumentieren soziale Randgruppen, konzentrieren sich auf das Alltägliche und untersuchen den weiblichen Körper schonungslos mit der Kamera. Wählen sie diese Themen abseits der grossen Weltpolitik, da sie ihnen seit jeher von der Gesellschaft zugeschrieben wurden? Oder nicht vielmehr deshalb, weil sie sich einen intimen Zugang zu ihren Sujets erarbeiten können, der ihren männlichen Kollegen meist verwehrt bleibt? Oder gibt es sie doch, die spezifisch weibliche Sichtweise, den female gaze?

Nan Goldin «Ballad of Sexual Dependency»

Die Ausstellung #womenphotographer Vol. I erhebt nicht den Anspruch einen repräsentativen Überblick über die Fotografie von Frauen zu geben. Sie möchte Einblicke in das diverse Schaffen von Fotografinnen eröffnen und Anstoss dazu sein, sich vertiefend mit ihrem Blick auf die Welt zu beschäftigen.

Rosmarie Pierer «Kabinenroller Nr 4»

Die Wanderausstellung, kuratiert von Gisela Kayser (Freundeskreis Willy-Brandt-Haus) und Katharina Mouratidi (f3 – freiraum für fotografie), kommt nach der Premiere in Berlin nach Zürich. Sie wird ergänzt mit Schwerpunkten zu Nan Goldin, Roswitha Hecke und Merry Alpern, kuratiert von Romano Zerbini.

(Redigierter Pressetext)
Bilder: Pressebilder Photobastei

Weitere Informationen zu den Ausstellungen in der Photobastei finden Sie unter www.photobastei.ch

Photobastei
Sihlquai 125
CH-8005 Zürich

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