Urs Tillmanns, 3. Juni 2019, 16:36 Uhr

Edward S. Curtis – ein Fotograf und sein Mythos

Kennen Sie Edward S. Curtis? Nein? Vermutlich kennen Sie seine Bilder! Curtis‘ Werk ist der Inbegriff des stereotypen Indianerbildes. Unsere Vorstellung der indianischen Bevölkerung hat es ebenso geprägt wie die Werke des Schweizer Indianermalers Karl Bodmer oder die Abenteuerromane von Karl May.

Edward S. Curtis, «Cheyenne Warriors», Fotogravur, 1905

So berühmt seine Bilder sein mögen, so wenig bekannt ist die komplexe Geschichte, die seinem Hauptwerk «The North American Indian» zugrunde liegt. Zwischen 1907 und 1930 erschienen, gilt es bis heute als eine der umfassendsten und kostspieligsten dokumentarischen Arbeiten. Es ist geprägt von extremen künstlerischen Ambitionen, bewegt sich zwischen Manipulation und Dokumentation, wird glorifiziert oder aufs Schärfste kritisiert. Die Fotografien von Curtis haben nicht nur Stereotype geschaffen, sie haben den Fotografen selbst zum Mythos gemacht – nicht zuletzt auch durch die Auswahl der immer selben Bilder.

Edward S. Curtis, «Weasel Tail – Piegan», Fotogravur, 1900

Die Ausstellung beleuchtet die Bandbreite und Widersprüche von Curtis‘ Werk. Wie entstanden diese Bilder und Texte und in welchem Verhältnis stehen sie zur Fotografie, Ethnologie und Politik dieser Zeit? Die Geschichte von «The North American Indian» ist nicht nur eine von Superlativen und Stereotypen. Es ist auch eine Geschichte von interkulturellen Begegnungen zwischen Vertreter*innen der indigenen Bevölkerung, die an diesem Prozess mitwirkten und der kolonisierenden Siedlergesellschaft, welche die Bilder hauptsächlich konsumierte.

Edward S. Curtis, Fotogravuren, «Chaiwa – Tewa» (1921), «Tsawatenok Girl» (1914) und «Princess Angeline» (1899)

Nicht zuletzt lassen sich an dem Werk die verändernden Erwartungen an das Medium der Fotografie thematisieren, sowie die Machtaspekte, die dem Fotografieren – und dem sich Aneignen und Verbreiten von Bildern – zugrunde liegen.

Edward S. Curtis, «At the old well of Acoma», Fotogravur, 1904

Es werden insgesamt 80 Fotogravuren in vier Quartalen zu je 20 Folios und zwei Bände des Gesamtwerks gezeigt. Es sind personalisierte Kombitickets für alle Bildwechsel am Empfang erhältlich.

Daten der Bildwechsel:
Quartal 1: 10. Mai bis 21. Juli 2019
Quartal 2: 23. Juli bis 29. September 2019
Quartal 3: 1. Oktober bis 15. Dezember 2019
Quartal 4: 17. Dezember bis 1. März 2020

Zu Beginn des jeweiligen Quartals findet eine Führung mit der Kuratorin durch die Sonderausstellung statt. Die Daten werden auf der Webseite bekanntgegeben.

Edward S. Curtis, «Kutenai Duck Hunter», Fotogravur, 1910

Sämtliche Bildrechte: NONAM / Charles Deering McCormick Library of Special Collections, Northwestern University Libraries

 

Weitere Informationen finden Sie auf dieser Webseite.

Nordamerika Native Museum NONAM
Seefeldstrasse 317
CH-8008 Zürich
Tel. 044 413 49 90

 

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