Begleitend zum «Fête des Vignerons», das in Vevey gestern Première feierte und noch bis 11. August 2019 dauert, ist im Schweizerischen Kameramuseum eine experimentelle Installation zu entdecken, welche mit Hilfe künstlicher Intelligenz Bilder von heute mit zwei Jahrhunderten Weltkulturerbe in Verbindung bringt. Die Installation ist eine Kooperation des EPFL+ECAL Lab, Zentrum für Design-Forschung der École polytechnique fédérale de Lausanne, mit dem Schweizer Kameramuseum in Vevey, den Archiven von RTS, der Serie über die Fête des Vignerons von notreHistoire.ch und der Winzerbruderschaft. Während des Festivals können die Besucher diese experimentelle Installation im Kameramuseum entdecken und ausprobieren.
Fotos: Daniela & Tonatiuh / EPFL+ECAL Lab
Der Besucher wird vom ersten Moment an mit Ungewohntem überrascht: Bilder aus den sozialen Netzwerken verwandeln sich plötzlich in reale Karten, die in der Hand des Besuchers eine materielle Dimension bekommen. Auf einer Leuchtplatte platziert, rufen sie auf einem immersiven Bildschirm die Vorstellung einer Sammlung alter Bilder hervor und ermöglichen so eine Zeitreise bis ins 18. Jahrhundert. Die guten alten Fotos, die an vergangene Zeiten erinnern, sind digital geworden. Die Besucher können sie anschauen und scrollen. Handfeste Gegenwart, digitale Vergangenheit: Die Installation hinterfragt unser Verhältnis zu Zeit, Authentizität und Gegenständlichkeit.
Techniken der künstlichen Intelligenz, dem so genannten Deep Learning, bilden den Zusammenhang zwischen diesen Dokumenten unterschiedlichster Herkunft. Anstatt die Ergebnisse jedoch auf die Erwartungen der Nutzer oder auf gezielte Werbeaktionen zu beschränken, wie von den Empfehlungsalgorithmen im Internet gewohnt, möchte die Installation den Entdeckergeist wecken und Verbindungen zwischen vergangenen Zeiten und der Echtzeit knüpfen. Als Reaktion auf die Verschwiegenheit der Algorithmen gibt sie preis, was die Maschine in den Bildern erkennt und wie sie diese zuordnet. Dadurch kann der Betrachter nachvollziehen, wie uns die Installation die Rückkehr zu den Ursprüngen der Fête im Jahr 1797 ermöglicht.
Wie schon bei seinen anderen Projekten wird das EPFL+ECAL Lab die Effekte von Temps Passé, Temps Réel mit Fachleuten in Interface-Psychologie untersuchen. Ziel ist es zu verstehen, wie dieser Ansatz über den spielerischen Charakter und die technische Leistungsfähigkeit hinausgehen kann, um neue und nachhaltige Methoden zu entwickeln. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden dazu beitragen, zu ermitteln, wie man den kulturellen und gesellschaftlichen Reichtum, der in den riesigen, menschgemachten Datenbanken schlummert, bewerten kann.
Gleichzeitig zeigt das Kameramuseum die temporäre Ausstellung «Die Farbfotografie im Dienste des ‚Fête des Vignerons’», welche den Fortschritt der Farbfotografie und die damaligen Winzerfeste eindrucksvoll dokumentiert.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite www.epfl-ecal-lab.ch
«Temps Passé, Temps Réel» ist vom 18. Juli bis zum 11. August 2019, jeweils von 11 bis 20 Uhr zu sehen im
Schweizer Kameramuseum
(Musée suisse de l’appareil photographique)
Grande Place 99
CH-1800 Vevey.
Tel. 021 925 34 80
Geänderte Öffnungszeiten: Während des «Fête des Vignerons» ist das Kameramuseum täglich (auch Montags) von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Zudem ist der Eintritt kostenlos.