Gestern wurde der «Salon de la Photo» in Paris eröffnet, die wichtigste Publikumsmesse Frankreichs für Fotografie, Digital Imaging und Video. Es sind rund 220 Aussteller präsent, die ihre Produkte und Neuheiten den rund 70’000 Besucherinnen und Besucher zeigen, die alljährlich zum Salon in der Halle 5 des Pariser Messegeländes an der Porte de Versailles erwartet werden.
Die Halle 5 des Parc des Expositions in Paris bietet der grössten Fotomesse Frankreichs Platz
Die Aussteller verteilen sich auf zwei Etagen, im Erdgeschloss findet man alles was mit Print und Bildung zu tun hat, Drucker aller Arten für den Heimgebrauch sowie professionelle und kommerzielle Anwendungen, dann Anbieter von Fotopapieren und Fotoalben, Fachlabore und Dienstleiter bis hin zu Fotozeitschriften – davon gibt es in Frankreich immer noch eine gute Handvoll – aber auch Fotoschulen und Kursanbieter aller Arten.
Im Obergeschoss ist die Hardware zu finden, mit den Anbietern von Kameras, Objektiven und Zubehören für den Amateur- und den professionellen Gebrauch. Auch sind hier die drei grössten Fotohandelsfirmen Frankreichs zu finden, FNAC, Cirque und Camara, welche die Neuheiten hier gleich verkaufen. Dies ist eine eine sehr beliebte Besonderheit des Pariser Fotosalons, zumal die Angebote preislich in der Regel rund zehn Prozent günstiger sind als im regulären Verkauf.
Neuheiten im Flutlicht
Der Salon de la Photo hat dieses Jahr doch einige Neuheiten zu bieten, die man – zumindest in Frankreich – noch nirgends gesehen hat. Diesbezüglich hat sich der Informationsauftrag solcher Messen generell verändert: Die Besucher kommen, durchs Internet gut vorinformiert, zur Messe und wollen hier die beschriebenen Neuheiten sehen, anfassen und sich alle Details erklären lassen. Dass man hier wirklich Neues entdeckt, was noch nicht die Runde im Internet gemacht hat, ist relativ selten geworden. Das macht den grossen Messen zu schaffen, vor allem der grössten Fotomesse, der Photokina, die nächstes Jahr im Mai auf einige grosse Namen wie Nikon, Olympus, Leica und vielleicht noch weitere verzichten muss.
Eines der Highlights am Salon ist die Leica SL2, die tagszuvor angekündigt wurde (Fotointern berichtete und testete). Sie bietet eine rund doppelt so hohe Auflösung gegenüber dem Vorgängermodell, Bildstabilisator und objektbezogenes Autofokussystem.
Ebenfalls erstmals zu sehen in Frankreich ist die Fuji X-Pro3, eine handliche Kamera des X-Systems von Fujifilm, das mit dem 26,1 Megapixel APS-C Sensor, dem X Prozessor 4, einem neuen Hybrid-Sucher und einem extrem robusten Titangehäuse, welches in drei verschiedenen Farbnüancen lieferbar sein wird, auf grosses Interesse der Besucher stösst.
Die Nikon Z50 ist nicht mehr ganz so neu, doch bietet sich am Nikon-Stand die Gelegenheit, die handgrosse Spiegellose von Nikon in der Praxis zu erproben. Mit dem APS-C Format ist sie extrem handlich und dürfte gerade für die kompakte Reiseausrüstung eine gute Wahl sein.
Auch die Sony Alpha G9 Mark II dürften viele der Besucherinnen und Besucher noch nicht in der Hand gehabt haben. Die Profikamera ist weist zwar nur 24 Megapixel Auflösung auf, doch schiesst sie 10 Fotos pro Sekunde mit dem mechanischen oder 20 Fotos mit dem elektronischen Verschluss. Verbessert gegenüber dem Vorgängermodell wurde auch der elektronische Sucher, der Autofokus mit mit 693 Phasendetektions-Messpunkten und die Internetanbindung verbessert.
Zwar schon länger angekündigt, aber erst seit zwei Tagen in Frankreich lieferbar, ist die Sigma fp Systemkamera, die technisch sehr gut ausgestattet ist und mit dem L-Bajonett für ein breites Sortiment von Leica-, Sigma- und Panasonic-Objektiven geeignet ist. Wir sind gespannt, welche Noten sie in der Praxis bekommt.
Gerademal zwei Tage alt ist die Info, dass das Spezialmodell der EOS-Ra Astro von Canon eine Nachfolgerin bekommt. Sie ist die einzige Astrokamera auf dem Markt, die 4K-Videoaufzeichnungen ermöglicht und mit einem neuen Infrarot-Sperrfilter die vierfache Menge an Hydrogen-Alpha-Licht erfasst. Am Salon feiert sie Weltpremiere, auch wenn die Interessengruppe wahrscheinlich relativ klein sein wird.
Noch unter der Plexiglas-Haube sind drei neue Objektive zur Panasonic Lumix S-Reihe, das 16-35mm-, 24-70mm- und ein 70-200mm Zoomobjektiv. Mit den anschliessenden Brennweitenbereichen bieten sie ein lückenlose Abdeckung eines 16-fachen Brennweitenbereiches.
Ebenfalls hinter Glas entdeckten wir bei Olympus das Mock-up eines 150-400mm Telezooms, dessen technische Spezifikationen noch unveröffentlicht sind. Es soll im April oder Mai nächsten Jahres auf den Markt kommen, rechtzeitig zur Photokina also.
Bei Tamron ist ein Einzelexemplar eines 2,8/70-180mm mit Sony E-Mount zu finden, welches die beiden Zooms gleicher Lichtstärke 15-30mm und 17-28mm ergänzt. Damit bietet Tamron den Sony Alpha-Fotografen eine kompakte Zoomreihe, die bei einheitlicher Lichtstärke weniger als zwei Kilogramm wiegt.
Der in der Schweiz domizilierte koreanische Hersteller Irix zeigt am Salon drei neue Ciné-Objektive: 11mm T 4,3, 45mm T1,5 und 150mm T3,0 Macro, die mit Son E- Canon EF-, MFT- oder Arri PL-Anschluss auf den Markt kommen.
Für Überraschung sorgt der chinesische Stativhersteller Sirui, der am Salon zwei anamophotische Objektive mit 1,8/50mm und 1,4/85mm Brennweite für Sony E-Mount zeigt. Anamorphoten weiten das Bild auf und ergeben ein Breitbildeffekt, was mit den 16:9 Bildschirmen durchaus Sinn macht. Wann die beiden Objektive auf den Markt kommen und zu welchem Preis steht noch nicht fest.
Gimbals findet man am Salon jede Menge. Neu ist der chinesische Anbieter Zhiyun, der gleich drei verschiedene Modelle anpreist. Eines davon ist das professionelle Weebill S, ein Dreiachsen-Stabilisator, der für grössere Kameras geeignet ist.
Auch bei den Fototaschen gibt es viel Neues, vor allem haben wir eine neue Marke entdeckt: Wandrd ist ein amerikanischer Kichstarter, der auf Fotorucksäcke spezialisiert ist. Sie sind leicht, strapazierfähig und zeichnen sich durch eine raffinierte Inneneinteilung und viele kleine Besonderheiten aus.
Cullmann zeigt als Neuheit die beiden Kleinstative der Carvo-Reihe. Sie sind in Carbon gefertigt, machen einen sehr wertigen Eindruck und sind mit den mitgelieferten Kugelkopf und der Arca-Swiss Stativplatte durchaus für schwere Kameras geeignet.
Im Untergeschoss bietet Cewe ein breites Dienstleistungsprogramm rund ums Bild an. Besonders das Ausprinten von Testbildern am Fotokiosk, die man mit neuen Kameras gemacht hat, ist ein viel geschätzter Service.
Wenn’s um grössere Formate geht, dann könnte der brandneue Epson ShureColor SC-P9500 eine gute Wahl sein. Der 44 Zoll breite Profidrucker soll mit 12 Farben den gesamten Pantone Farbraum abdecken. Lieferbar soll er Ende des Jahres sein.
Auch das Bild kommt am Salon de la Photo nicht zu kurz. Es gibt verschiedene Fotoausstellungen, darunter als absoluter Höhepunkt die Show des Sammlerpaars Florence et Damien Bachelot «Un regrad Contemporain». Sie sammeln seit rund 15 Jahren Fotokunst, und dabei ist eine Kollektion zusammen gekommen, die als enizgartg bezeichnet werden kann, mit Werken von Matt Black, Mohamed Bourouissa, Edward Burtynsky, Cyrus Cornut, Stéphane Couturier, Mitch Epstein, Nan Goldin, Paul Graham, Andrew Moore, Ambroise Tézenas oder Danielle Van Zadelhoff.
Eine weitere, jedes Jahr spannende Ausstellung ist der «Coin du Photographe», wo man einen oder zwei Laufmeter Fläche mieten kann, um darauf seine besten Bilder auszustellen. Die Ausstellung wird nicht nur sehr stark beachtet, sondern man findet in ihr auch immer wieder sehr interressante Bilder und entdeckt dabei Newcomer als Talente.
Wie bereits erwähnt, besteht am Salon der la Photo im «Village de la vente» die Möglichkeit, die Neuheiten vergünstigt zu kaufen. Camara beispielsweise nimmt auch gleich die bisherige Kamera zurück, wenn man eine neue kauft. Das ist ein besonderes Einkaufsgefühl: Man nimmt seine Fotoausrüstung an die Messe mit, lässt sich die Neuheiten zeigen und geht abends mit dem neuesten Set nach Hause.
Der Salon de la Photo findet noch bis Montag 11. November 2019 im Parc des expositions de la Porte de Versailles in Paris statt und ist täglich von 10 bis 19 Uhr (montags bis 18 Uhr) geöffnet.
Weitere Infos finden Sie auf https://www.lesalondelaphoto.com/
Text und Bilder: Urs Tillmanns