Urs Tillmanns, 8. Februar 2020, 11:23 Uhr

Buchtipp: Hans Hofmann «Hornussen – Alter Brauch, moderner Sport»

Nein, «Hornussen» hat nichts mit den angsteinflössenden, grossen Insekten zu tun – oder wenigstens nicht direkt. Es ist ein typischer Schweizersport, wie «Schwingen» oder «Steinstossen» und wird vor allem im Schweizer Mittelland betrieben. Es ist ein Mannschaftssport, bei dem Spieler der «schlagenden» Mannschaft mit einem straff gebogenen «Stecken» in einer schwungvollen Drehbewegung das «Träf» (Schlagelement am Ende des Steckens) so präzis über die glatt polierte Metallschiene des «Bocks» (Abschlagvorrichtung) sausen lassen, dass er den «Nouss» (Wurfgeschoss) millimetergenau trifft und diesen in hohem Bogen übers Spielfeld katapultieren kann. Aufgabe der «stoppenden» Mannschaft ist es, den übers Spielfeld schwirrenden «Nouss» mit der «Schindle» (Gerät zum Stoppen der Nouss) «abzutun», das heisst zu stoppen. Ziel des Schlägers ist es, den Hornuss möglichst weit ins «Ries» (Spielfeld) zu schlagen ohne dass dieser von der gegnerischen Mannschaft gestoppt wird..

Man muss diesen Sport erlebt haben, um ihn wirklich zu verstehen. Jedenfalls wird dieser seit Jahrhunderten in verschiedenen Regionen unseres Landes intensiv betrieben und freut sich eines unveränderten Zulaufs auch von jungen Spielern und von Frauen. Es ist ein schneller Sport. Nicht nur die Bewegungen der Schläger und der Stopper sind schnell, sondern auch der «Nuoss» selbst, die mit einer Geschwindigkeit von mehr als 300 Stundenkilometern ins gegenerische Spielfeld katapultiert wird.

Fotografisch gibt der Sport Unbedarften nicht allzu viel her, abgesehen vom Aussehen und der Mimik der Spieler, die sich im Moment des Abschlags voll auf ihre sportliche Leistung konzentrieren. Es gibt demzufolge auch relativ wenige, wirklich spektakuläre und typische Bilder dieses Sports – bis auf das im letzten Jahr im Stämpfli-Verlag erschienene Buch von Hans Hofmann.

Hans Hofmann hat sich in den letzten zwei Jahren das Hornussen zu seinem bevorzugten Thema gemacht und weit über 30 Spielanlässe und Hornussenfeste besucht, um diese typische Schweizer Sportart eindrucksvoll zu dokumentieren. Es ist ihm gelungen: Hofmann hat nicht nur alle Phasen dieses Sportes in aussagestarken Bildern festgehalten, sondern vor allem auch eindrucksvolle Porträts der Spieler während des Abschlags geschaffen oder Bilder der Zuschauer, welche des Spiel mit grosser Spannung verfolgen.

Die rund 80 Bilder stellen nicht nur diesen Sport charakteristisch dar, sondern es sind bei diesen Reportagen verschiedenster Hornussen-Anlässe eindrucksvolle Porträts und Einzelbilder entstanden, die faszinieren und uns eine wenig fotografierte Sportart näherbringen.

Wer mehr über das Hornussen erfahren will, sollte den Text von Walter Däpp lesen, in welchem nicht nur die Sportart selbst umfassend beschrieben, sondern auch viel zum geschichtlichen Hintergrund mit spannenden Beschreibungen und Legenden geschildert wird. In einem weiteren Text geht Bernhard Giger auf den Fotografen Hans Hofmann ein, sein Leben, seine Fotografie und die Beweggründe, weshalb er sich nach seiner Pensionierung fotografisch dem Thema des Hornussens zuwandte.

Für wen ist dieses Buch? Insbesondere für Leute, die sich für das Schweizer Brauchtum interessieren und für das Hornussen im Speziellen. Es dürfte das einzige Buch dieser Art sein, das uns mit den eindrucksvollen Schwarzweissbildern von Hans Hofman und den lesenswerten Texten von Walter Däpp und Bernhard Giger eine eher seltene Sportart näher bringt.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Verlages

«Schön rund yche! Suber! Dä passt!» So tönt es, wenn gehornusst wird. Hornussen kennt man als urchigen Volkssport. Doch was genau macht seine Faszination zwischen jahrhundertealtem Brauchtum und moderner Sportart mit nationaler Meisterschaft aus? In stimmungsvollen Schwarzweissfotografien vermittelt Hans Hofmann die heutige Welt des Hornussens, die längst nicht nur Männern vorbehalten ist. Das Fehlen der Farben ermöglicht den konzentrierten Blick auf das Wesentliche – das Gesicht der Spieler und das Umfeld. Im ersten Fotobildband zum Thema Hornussen überhaupt spürt Walter Däpp in seinem Begleittext den Ursprüngen des Hornussens nach und schlägt den Bogen von der Tradition in die Gegenwart. Bernhard Giger würdigt die Fotografien und den Fotografen.

 

Der Inhalt

Vorwort von Adrian Tschumi

«Bodenständig und dynamisch: das Hornussen» Text von Walter Däpp

«Von Bäumen und Hornussern – Hans Hofmanns schwarzweisse Fotografien» Text von Bernhard Giger

Glossar

Zu den Bildern

Zum Fotografen und den Autoren

Dank und Impressum

 

Die Autoren

Hans Hofmann (*1949 in Thun) lebt in Bern. Er war Lehrer und Dozent an der Pädagogischen Hochschule Bern. Neben seiner beruflichen Tätigkeit hat er sich autodidaktisch zum Fotografen weitergebildet. Seine Arbeit «Walfangstation auf Desception Islands» war 2017 in der Sparte Fine Art für den Swiss Foto Award nominiert, seine Bilder wurden an der «Photo 17» in Zürich und 2014 an der Cantonale Jura im Centre PasquArt in Biel gezeigt.

Walter Däpp (*1946 in Bern) ist Journalist und Autor, arbeitete drei Jahrzehnte lang für den «Bund» und wurde mehrfach als Reportageschreiber ausgezeichnet. Er ist auch von seinen Radiosendungen «Morgengeschichten» bei SRF1 her bekannt sowie für diverse heimat- undsozialgeschichtliche Bücher.

Bernhard Giger (*1952 in Bern) arbeitete als freischaffender Fotograf und war Programmmitarbeiter des Kellerkinos Bern. Er war lange Jahre Redaktor beim «Bund» und später Leiter des Kulturressort bei der «Berner Zeitung». Weiter führte er bei verschieden Filmen Regie und kuratierte mehrere Ausstellungen.

 

Bibliografie

Hans Hofmann «Hornussen – Alter Brauch, moderner Sport»
128 Seiten, 80 Fotos, gebunden, fester Umschlag, Format 20,5 x 25,4 cm
Erscheinungsjahr 2019, 1. Auflage
Sprache Deutsch, mit Texten von Walter Däpp, Bernhard Giger und einem Vorwort von Adrian Tschumi
Stämpfli Verlag AG, Bern
Preis: CHF 39.00 / EUR 39,00
ISBN 978-3-7272-6049-0

Das Buch ist erhältlich im Buchhandel, direkt beim Verlag und kann hier im Ausland bestellt werden.

 

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