Eis und Sand – extreme Gegensätze! Am Baikalsee in Sibirien wird es mal gut und gerne minus 40 Grad kalt, während das Thermometer in der Sandwüste von Oman gleich viel auf der anderen Seite der Skala anzeigen kann. Aber die beiden Extremregionen haben noch weitere Gemeinsamkeiten: Der Baikalsee ist der tiefste und einer der grössten Süsswasserseen der Welt, während die unendliche Weite in Oman die grösste Sandwüste auf unserem Planeten ist. Und beide Landschaften faszinieren – wegen ihrer Unendlichkeit, wegen ihren Farben, wegen ihren einmaligen Motiven.
Rolf Gemperle ist regelmässig sowohl in Sibirien als auch auf der arabischen Halbinsel am Fotografieren. Fotointern wollte von ihm wissen was die beiden extremen Destinationen fotografisch bieten und wie er sich dort zurechtfindet.
Fotointern.ch: Rolf Gemperle, was magst Du mehr, die Kälte oder die Hitze?
Rolf Gemperle: Wenn ich im Oman eine Düne hochkraxle stelle ich mir oft vor wie schön es jetzt wäre die Kühle des russischen Eises zu spüren. Umgekehrt verhält es sich wenn mir der kalte Wind auf dem Baikalsee um die Ohren zieht. Dann sehne ich mir die angenehme Wärme während der Zeit am Lagerfeuer im Oman herbei.
Aber Spass beiseite, grundsätzlich kann man sagen, dass man sich gegen die Kälte etwas besser schützen kann. Mit dem sogenannten Zwiebelprinzip lassen sich die Kleider bewusst auf die vorherrschenden Temperaturen abstimmen.
Für mich persönlich ist es schwieriger mit einer grossen Hitze umzugehen, zumal wir uns das in der Schweiz weniger gewohnt sind.
Welche Destination ist fotografisch attraktiver, der Baikalsee oder die Wüste von Oman?
Ich denke, wenn ich hier Partei ergreifen würde, wäre das nicht fair. Beide Orte sind faszinierend aber komplett verschieden. Der Hauptunterschied dieser zwei Destinationen liegt wohl darin, dass sich das Eis auf dem Baikalsee jedes Jahr neu bildet und dabei entstehen immer wieder andere spannende Eisformationen. Man weiss also nie genau was einem erwartet.
Bei beiden Destinationen ist wie grundsätzlich in der Natur- und Landschaftsfotografie das Licht von entscheidender Bedeutung. Während auf dem Baikalsee vor allem kalte Farben in den verschiedensten Blau- Türkistönen vorherrschen, findet man in der Wüste eher die wärmeren Farben im gelb- /orangen-/ rot Spektrum. Auf dem Baikalsee begeben wir uns oft auf die Suche nach kleinen Eisformationen oder versteckten Eishöhlen. Während es einem in der Wüste ab der monumentalen Ansicht die Sprache verschlägt.
Wie orientiert man sich auf dem riesigen See und wie in der Sandwüste?
Auf meiner Tour zum Baikalsee arbeite ich mit einem lokalen Partner zusammen. Er wählt nur Fahrer aus die sich auf dem See sehr gut auskennen und die über die momentane Eissituation gut informiert sind.
Im Oman haben wir drei Fahrzeuge welche wir selbst fahren. Das Navigieren geschieht hier über eine mehrfach abgesicherte GPS-Navigation und über Karten.
Welche Fahrzeuge benutzt ihr, und wie beugt man Pannen vor?
Auf dem Baikalsee haben wir zuerst 4×4-Geländewagen benutzt. Mit der Zeit haben wir aber gemerkt, dass diese zu schwer sind und an vielen Orten nicht fahren können. Inzwischen benutzen wir ausschiesslich den russischen 4×4-UAZ-Minibus. Er ist leicht und dennoch leistungsstark. Mit ihm kommen wir überall hin.
Die Fahrzeuge im Oman sind speziell für die Wüste konzipierte 4×4-Geländewagen (Toyota Land Cruiser) mit vergrösserten Benzintanks, Dachträgern, Sandblechen und der ganzen Campingausrüstung.
Die Strecken welche wir auf dem Baikalsee zurücklegen sind nicht riesig. Meist unternehmen wir Halbtages- oder Tagesausflüge und daher ist die Chance auf eine Panne relativ klein, zudem ist Hilfe schnell vor Ort. Anders verhält es sich in der Rub al-Khali. Hier sind wir komplett auf uns selbst gestellt. Umsichtiges Fahren und die Sicherheit der Gäste steht an erster Stelle. Wir wollen die Wüste geniessen und nicht durchrasen. Die nötigsten Utensilien für kleinere Reparaturen haben wir selbstverständlich mit an Bord. Bei grösseren Problemen müssten wir via Satelliten-Handy Hilfe anfordern.
Welche Gefahren bieten die beiden Regionen, und welche Vorsichtsmassnahmen muss man treffen?
Gefahren bieten diese Regionen nicht im eigentlichen Sinne, sonst würde ich sie nicht besuchen. Dennoch gilt es einige Sachen zu beachten. Auf dem Baikalsee würde ich nie ein Fahrzeug selber fahren. Hier ist es von grösster Bedeutung die Eissituation von Anfang Winter her zu kennen. Das Eis ist fast an jeder Stelle verschieden dick, und nur die Einheimischen wissen wo man am besten fahren kann. Ein Einbruch mit dem Fahrzeug im Eis wäre fatal.
In der Rub al-Khali ist eine seriöse Vorbereitung der geplanten Route wohl das Wichtigste. Zu Hause verbringen mein Partner für Wüstenreisen und ich viele Stunden mit dem Studium von Satellitenbildern und einschlägigen Wüstenforen. Zudem können wir aus der Vergangenheit schon aus dem Fundus verschiedener Reisen schöpfen. In der Wüste sind wir acht Tage ohne Nachschubmöglichkeiten unterwegs. Da gilt es auch diesem Umstand Rechnung zu tragen und einen seriösen Verpflegungsplan zu erstellen.
Du führst sowohl nach Sibirien als auch nach Oman immer wieder Fotoreisen durch. Wer sind die Teilnehmenden und welche Ausrüstung brauchen sie?
In der Regel spreche ich für meine Reisen vor allem ambitionierte Amateurfotografen an. Die Spannweite reicht aber vom Einsteiger bis zum Profi. Zudem gibt es vermehrt Leute, die sich auch als Nichtfotografen oder als Gelegenheitsfotografen einer Fotoreise anschliessen. Sie tauchen so besonders tief in ein Reiseland ein und verspüren oft deutlich weniger Reisestress als bei herkömmlichen Touristenreisen.
Grundsätzlich sind die Kunden gut mit Spiegelreflex- oder Systemkameras aller gängigen Marken ausgerüstet.
Während wir auf dem Baikalsee vornehmlich im Weitwinkelbereich oder Makrobereich arbeiten, kommen in der Wüste durchaus auch einmal längere Brennweiten zum Einsatz.
Die Verpflegung dürfte auch nicht ganz unproblematisch sein. Was steht auf dem Speisezettel, und gibt es in Oman genug Wasser?
Am Baikalsee essen wir jeden Tag in unserem Guesthouse/Hotel. Da ist der Speiseplan typisch russisch. Frühstück und Abendessen sind sehr währschaft. Über Mittag gibt es meistens eine Suppe.
In der Wüste werden wir von meinem ägyptischen Guide Rahab verpflegt. Die Gäste sind immer wieder erstaunt, was er alles auf den Tisch zaubert. Die Spanne reicht von Salaten über Eintöpfe bis hin zu selbst gebackenem Brot. Wasser ist in der Wüste ein kostbares Gut. Wir müssen alles was wir brauchen mitnehmen. Es gibt zwar an wenigen Stellen Wasserquellen. Die Qualität ist allerdings nicht vorhersehbar und oft mundet das, etwas schwefelhaltige Wasser nur bedingt.
Wo ist das Leben für die Einheimischen einfacher, und welche Erfahrungen hast Du mit ihnen gemacht?
Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten. Die Region am Baikalsee ist ein beliebtes Ziel für den Sommer- und Winter-Tourismus. Nicht nur begehrt bei Ausländern, sondern auch bei der russischen Bevölkerung. Der Lebensstandard auf der Insel Olchon, welche den meisten Wintertouristen als Ausgangspunkt für die Ausflüge auf dem See dient, steigt von Jahr zu Jahr. Auch die Grossstadt Irkutsk mit mehr als einer halben Million Einwohnern liegt nur ein paar Autostunden entfernt.
Ganz anders die Situation in der Rub al-Khali. Die grösste Sandwüste der Welt ist nahezu unerforscht und kaum bewohnbar. Nur an ihren Rändern betreiben die Beduinen eine Weidewirtschaft mit Kamelen. Grundsätzlich kann ich aber bei beiden Destinationen nur von herzlichen Begegnungen mit Einheimischen berichten.
Welches sind weitere Destinationen, die Du gerne bereist, und was sind Deine Zukunftspläne?
In den letzten Jahren habe ich viele Gegenden der Welt bereist und ich fühle mich nahezu überall wohl. Ich habe mir inzwischen ein breites Spektrum an Reise-Destinationen aufgebaut und kann so allfällige politische-, wirtschaftliche oder umweltbedingte Einschränkungen besser abfedern.
Trotz oder gerade wegen der steigenden Konkurrenz der letzten Jahre bleibe ich bei meinem Motto «klein aber fein». Auf meinen Reisen sind selten mehr als sechs Gäste dabei. Das gibt mir die nötige Flexibilität und ich kann vermehrt auf meine Gäste eingehen.
Mein Jahresprogramm sieht jeweils zwei bis drei längere Touren vor bei denen oft auch Überseedestinationen besucht werden. Im Moment sind gerade Touren nach Patagonien und in die Namib in der Planung. Auf den restlichen Reisen steure ich verschiedene Destinationen in Europa oder auch in Russland an.
Wir danken Rolf Gemperle für dieses Gespräch und wünschen ihm weiterhin viel Glück und Erfolg auf seinen Fotoreisen.
Webseite mit dem Fotoreisen-Angebot von Rolf Gemperle.
Rolf Gemperle
Als Rolf Gemperle (* 1965) mit 16 Jahren seine erste Kamera geschenkt bekam, ahnte er nicht, dass ihn die Fotografie fortan so intensiv begleiten würde. Jedoch wurde ihm vier Jahre später auf einer Weltreise klar, wie gut sich seine Freude am Orientierungslauf und an der Natur mit dem Fotografieren verbinden liess. Nach mehreren Reisen durch die USA entstand 2003 die Multivisionsschau «Gesichter der Natur» mit welcher er rund 5’000 Zuschauer begeistern konnte. Gleichzeitig begann er sein fotografisches Wissen in Reisen und Workshops weiterzugeben. Mit den Jahren hat sich diese Leidenschaft zu seiner Hauptbeschäftigung weiterentwickelt, mit einer vielfältigen Palette an Fotoreisen und Zielen rund um die Welt. Als engagierter Natur- und Landschafts-Fotograf ist Rolf Gemperle stets auf der Suche nach speziellen Momenten. Variationen in Licht, Form und Farbe begeistern ihn ebenso wie aussergewöhnliche Situationen mit Mensch und Tier.
schöne Story ,,, danke schön .
Selber Fotografiere ich auch schon seit ich 14 Jahre alt bin , und habe diese auch Geschenkt bekommen .
Damals hat Fotografie noch echt Geld gekostet … und ja ich Fotografiere auch immer noch . Anders , kaum Landschaften und irgendwie habe ich es doch nie richtig zu was gebracht , gebe aber nicht auf …
darum guter Rolf , weiter machen nie aufgeben …..
gr MALO