Urs Tillmanns, 11. Mai 2020, 07:00 Uhr

Corona-Krise: Heute öffnen die Fotogeschäfte und Museen wieder

Die Corona-Krise kommt in eine neue Phase, in die Phase der Entspannung. Wir haben gelernt mit dieser Pandemie umzugehen, haben uns eingeschlossen, Homeoffice und Homeschooling betrieben und bestellten unsere Bedarfs- und Freizeitartikel in den Webshops.

Langsam kehrt wieder Normalität ein. Ab heute, den 11. Mai 2020, werden die Detailhändler und Grossmärkte wieder öffnen und die Kunden wieder direkt beraten. Dies allerdings mit den vom Bund geforderten Schutzmassnahmen und unter Einhaltung eines Personenabstands von zwei Metern. Die Beratungs- und Verkaufslokale werden sich also anders präsentieren als gewohnt und man wird sich an Bodenmarkierungen, Plexiglasscheiben und Desinfektionsmittel wohl allerorts gewöhnen müssen.

Foto: Photo Vision Zumstein, Bern

«Wir haben alle diese verordneten Massnahmen befolgt, und sind froh, dass es am Montag wieder losgeht» sagt Matthias Lehnherr, Geschäftsführer von Photo Vision Zumstein in Bern. «Zwar haben wir die zweimonatige Schliessung dank unserem Webshop relativ gut überstanden, aber der direkte Kundenkontakt, das Gespräch mit den Menschen, hat uns schon sehr gefehlt. Das Team ist voll motiviert und freut sich darauf, die Kunden jetzt wieder persönlich beraten zu können.»

Die zwei Monate waren für viele Fotohändler eine bittere und existenzbedrohende Pille. Viele haben nur dank ihrem Webshop überlebt, der nun plötzlich eine neue Bedeutung bekommen hat: Was bisher ein lohnendes Nebengeschäft war, ist nun über Nacht zum Hauptumsatzträger geworden. Man hat neue Erfahrungen damit gesammelt und die eine oder andere Webseite optimiert, was die Darstellung, die Menüführung oder die Abwicklung betraf. Es ist zu erwarten, dass im allgemeinen Trend der Digitalisierung während der Corona-Krise der Trend zum Webshop auch im Fotohandel weiter anhalten wird – nicht zuletzt, weil sich viele Konsumenten an diese neue Art des Einkaufs auch für Fotoprodukte gewöhnt haben.

Anderseits wird es weiterhin eine wichtige Gruppe von Kunden geben, für welche die persönliche Beratung im Fachgeschäft vorteilhaft ist, weil sie dort wichtige Details erfahren, von der persönlichen Erfahrung der Verkäufer profitieren können, oder Tipps zu Alternativprodukten oder Zubehören bekommen, die erst aus dem persönlichen Gespräch hervorgehen. All dies ist jetzt ab heute wieder möglich, wenn auch mit gelben Linien am Boden.

Auch für die Fotografen brechen wieder bessere Zeiten an. Der persönliche Kontakt zu den Auftraggebern ist für sie besonders wichtig, der während den zwei Monaten des Lockdowns praktisch zum Erliegen gekommen ist. Das betrifft Aufnahmen on location ebenso, wie Aufträge im Studio, Werbeaufnahmen und Porträts.

Liebe Leserinnen und Leser von Fotointern

Endlich dürfen auch die Fotofachgeschäfte, Fotostudios und Fotodienstleister ihre Türen für die Kunden wieder öffnen. Nach acht Wochen des Lockdowns folgt das Opening, und wir schauen auf eine sehr schwierige Zeit zurück. Wurde doch die vom Bundesrat verfolgte Exit Strategie, von vielen KMU aber auch von der Bevölkerung als willkürlich betrachtet und war schwer nachvollziehbar.

Einen Betrieb geschlossen zu halten, die Mitarbeiter zur Kurzarbeit zu verdonnern und mit den Lernenden Fernausbildung zu machen, dies obwohl man alle Schutzmassnahmen hätte bieten können, wird vermutlich in die Geschichte eingehen und darf sich so nicht mehr wiederholen.

Der Lockdown bot aber auch sehr viel Zeit, die Chance zu packen und sein Geschäftskonzept oder Geschäftsmodel zu überdenken, neue Ideen zu planen und für die Neueröffnung umzusetzen. Vielleicht wurde die Zeit auch dazu genutzt, um dem Geschäft einen neuen Anstrich mit Pepp zu verleihen.

Wie sich diese Krise auf die Fotobranche auswirkt, ist schwer abzuschätzen und hängt sicher auch vom Verhalten und der Solidarität des Endkonsumenten ab. Die kommenden Wochen und Monate werden sicher sehr anspruchsvoll, und trotzdem versuchen wir positiv zu denken – was vorbei ist, ist vorbei und lässt sich nicht mehr ändern.

An dieser Stelle möchte ich ein paar Personen meinen persönlichen Dank zum Ausdruck bringen:
• Meinem Vorstandskollegium für ihre tatkräftige Mithilfe bei der Bewältigung dieser Krise.  
• Unserem Chefexperten Team, das es ermöglichte, das wir ein normales QV durchführen dürfen.
• Unseren Fachlehrpersonen und AusbildnerInnen, die unseren Nachwuchs mit viel Mehraufwand betreut haben.

Bleiben wir also positiv, und ich wünsche allen einen guten Start
Alex Mächler, Präsident von «Imagingswiss – der Fotoverband»

Den vier Berufsverbänden SBF, vfg, USPP und Imagingswiss darf man ein Kränzchen winden. Sie haben sich nicht nur für die Sache ihrer Mitglieder mit viel Elan und Ausdauer eingesetzt, sondern sie haben diese auch regelmässig über den Stand der Dinge, die Entscheide des Bundesrates und des BAG informiert.

Auch wenn heute die Massnahmen gelockert und vielerorts das Gewohnte wieder Einzug hält – vorbei ist die Corona-Pandemie wohl noch eine Weile nicht. Dabei müssen wir uns zwei Fakten vor Augen führen: Erstens hat die Schweiz im Verhältnis zur Bevölkerung eine der höchsten Zahlen Infiszierter Europas (rund 3’500 pro Million) (zum Vergleich: Spanien 5’661 p/M, Italien 3’610 p/M, Grossbritannien 3’171, Frankreich 2’706) [Quelle]. Das Infektionsrisiko bleibt damit hiezulande, auch nach der Lockerung, relativ gross. Zudem sind die täglichen Fallzahlen mit Vorsicht zu geniessen, weil die Inkubationszeit bis zu zehn Tagen beträgt. Was also heute passiert, schlägt erst in mehr als einer Woche zu Buche.

Wir haben jedoch in den zwei Monaten des Lockdowns gelernt, mit diesem Risiko umzugehen, und wenn wir uns mit der notwendigen Eigenverantwortung weiter an die vom Bund geforderten Massnahmen halten, ist die vorsichtige Rückkehr zum Alltag ein wichtiger und notwendiger Schritt.

Fotointern wünscht allen Leserinnen und Lesern für die kommende Zeit viel Glück und Gesundheit, geschäftlicher und persönlicher Erfolg sowie eine schnellstmögliche Rückkehr zum normalen Alltag.

Urs Tillmanns

Hinweis: Der SBF hat zusammen mit dem vfg und dem USPP ein Schutzkonzept für fotografische Betriebe herausgegeben, das hier heruntergeladen werden kann.

 

Auch Museen und Galerien
können ab heute mit den erforderlichen Schutzmassnahmen wieder öffnen. Hier eine Auswahl empfehlenswerter Ausstellungen, welche die Dauer verlängert oder die Termine verschoben haben.

 

Eine Auswahl von Ausstellungen mit geänderter Dauer
Institution Ausstellung Dauer
Fotomuseum, Winterthur Fotografinnen an der Front verlängert bis 30. August
Fotostiftung, Winterthur Evelyn Hofer – Begegnungen verlängert bis 30. August
Kunstmuseum St.Gallen Geta Brătescu «L’art c‘est un jeu sérieux» Neues Datum: 08.06. bis 15.11.
Historisches Museum Basel Grenzfälle Basel 1933 – 1945 Neues Datum: 21.08.20 bis 28.03.2021
Photoforum Pasquart, Biel Her Take: Maskulinität überdenken verlängert bis 14. Juni
Musée Elysee, Lausanne René Burri: «L’explosion du regard» verlängert bis 1. Juni
MAMCO, Genève Olivier Mosset verlängert bis 06. Dezember
Musée Rath, Genève Fred Boissonnas et la Méditerranée Neues Datum: 25.09.20 bis 03.01.2021
Musée des Beaux-Arts. Le Locle Katrien de Blauwer: Isabelle a 24 ans – Isabelle a 42 ans verlängert bis 27. September
Musée des Beaux-Arts. Le Locle Variété, Revue d’avant-garde verlängert bis 27. September
Galerie Wertheimer, Oberwil Erich Dal Canton – Silentium verlängert bis 16. Mai
Bildhalle, Zürich René Groebli – The Magic Eye verlängert bis Ende Juni
Bildhalle, Zürich René Burri – Les Autres auf unbestimmte Zeit verschoben
Fabian & Claude Walter, Zürich Angela Lyn: «in the blue» verlängert bis 30. Mai
Christophe Guye Galerie, Zürich Edward Burtynsky: «Anthropocene» Neues Datum: 11.05. bis 29.08.
Galerie Wenger, Zürich Tres Camenzind: «transition» verlängert bis 23. Mai
Photobastei, Zürich Zürich – Schwarz auf Weiss Neues Datum: 03.09. bis 09.11.
     
Sämtliche Angaben ohne Gewähr

 

Weitere Termine von Ausstellungen, Workshops, Reisen, Fotobörsen und Wettbewerben finden Sie auf www.fotoagenda.ch

 

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