Während des Corona-Shutdowns hat der Schweizer Filmemacher und Fotograf Steff Gruber die Ausstellungs-Plattform «Lumiere.Gallery» gegründet, welche als Eröffnungsausstellung seine Fotoreportage über die Bewohner auf den sogenannten «Floating Villages» in Kambodscha zeigt. Vor acht Jahren besuchte er zum ersten Mal die schwimmenden Dörfer auf dem Tonle Sap Fluss, damals im Zusammenhang mit der Rechereche für seinen Film «Fire Fire Desire», wobei die entstandenen Filmaufnahmen letztlich keine Verwendung fanden.
Das einfache, mühevolle und von ständiger Not und Gefahr begleitete Leben der Flussbewohner beeindruckte ihn aber derart, dass er 2019 mit seinem Produzenten und Assistenten Christopher Jarvis auf den Tonle Sap zurückkehrte, zumal er erfahren hatte, dass die Regierung beabsichtigt, die Dörfer in absehbarer Zukunft aufzulösen und die Menschen zu vertreiben.
Die Flussbevölkerung setzt sich aus einem Mix verschiedener Ethnien zusammen: Kambodschaner, Vietnamesen und einige chinesische Familien drängen sich auf den selbstgebauten Booten und Flössen. Es sind schwimmende Läden, Schulen, eine Eisfabrik, eine buddhistische Pagode und sogar eine katholische Kirche entstanden.
Die Flussbewohner leben vom Fischfang bzw. vom Tauschhandel. Chinesische Gemüse- und Reisverkäuferinnen bringen mit ihren Booten das Nötigste zu den Menschen hinaus, die aus der Sicht der Behörden eine Existenz in der Illegalität führen. Als «Sans-Papiers» sind sie weder erfasst, noch haben sie Zugang zum staatlichen Bildungs- oder Gesundheitssystem oder irgendwelche Rechte.
Die Population besteht zum Grossteil aus Frauen und Kindern. Augenscheinlich haben die meisten Männer ihre Familien ganz verlassen oder versuchen, in den Metropolen, zum Beispiel als Tuk-Tuk-Fahrer, Geld zu verdienen. Viele Arbeiten werden von Kindern verrichtet. So trifft man auf junge Fischerinnen, die kaum älter als acht Jahre sind. Die Kindersterblichkeit ist hoch.
Weitere Bilder der Serie «Living on Water» finden Sie online in der Lumiere.Gallery, welche Steff Gruber während der Corona-Pandemie-Krise im April 2020 ins Leben gerufen hat. Diese steht auch anderen Fotograf*innen als Plattform zur Verfügung, um ihre Werke einem grösseren Publikum zu präsentieren.
Text und Bilder: Steff Gruber
Steff Gruber
Der Schweizer Fotograf und Filmemacher Steff Gruber (1953) arbeitete in den 1970er Jahren als Pressefotograf bei Keystone Press und war einer der ersten Autorenfilmer, die sich mit dem Genre Dokudrama beschäftigten. International bekannt wurde er mit seinem Dokumentarfilm «Location Africa» (1987), der die letzte Zusammenarbeit von Werner Herzog und Klaus Kinski dokumentiert. Seine preisgekrönten Filme wurden auf internationalen Filmfestivals gezeigt. Aus seinem dokumentarischen Interesse heraus, begann Gruber Reportagen in verschiedenen Ländern zu fotografieren, bei denen menschliche Themen und humanistische Anliegen im Vordergrund stehen. Viele seiner Fotoserien entstehen über einen Zeitraum von mehreren Jahren, in dem er Orte und Menschen mehrfach besucht. Als Verleger gründete Steff Gruber das unabhängige nicht-kommerzielle Magazin «TOX», das sich in einem offenen Format als Plattform für Fotografie und anderen künstlerischen Disziplinen versteht. Während der Corona-Pandemie-Krise eröffnete Gruber im April 2020 die Lumiere.Gallery, die durch digitale Fotoausstellungen Fotograf*innen eine Plattform bieten möchte. Steff Gruber ist Mitglied des Schweizer Journalisten und Fotografen-Berufsverbandes «Impressum».