Urs Tillmanns, 12. Juli 2020, 10:00 Uhr

«Black Art Matters» – Kultur schwarzer Künstler in den Maag-Hallen

«Black Art Matters» zeigt aktuelle Arbeiten von über 70 zeitgenössischen schwarzen Fotografinnen und Fotografen. Sie bieten einen umfassenden und repräsentativen Überblick der von Afrika und Amerika geprägten Kultur mit neuen Sichtweisen und vielfältigen Inspirationen. Es sind Fotokünstler, die auf allen Kontinenten leben, darunter auch elf Schweizer Fotografen, die in Zürich, Zug, Basel, Biel und Genf tätig sind. So etwa die New Yorkerin Pearl Bäni aus Zürich, die in New York aufwuchs, als die Black Panthers gegen den Rassismus demonstrierten.

In Zeiten der zunehmenden Politisierung von kulturellen Identitäten versteht sich die Werkschau «Black Art Matters» als Quelle des Dialogs, als Oase der Inspiration und – letztlich – als kultureller Leuchtturm gegen Rassismus. Die Werkschau führt vor Augen, wie farbenfroh, inspirativ und facettenreich der Einfluss schwarzer Kultur und schwarzer Künstler auf die Gesellschaft ist, in der sie leben. «Kultur jeder Art kann Instrument zur Schaffung eines verbindenden, kollektivistischen Selbstverständnisses sein.

Gleichzeitig kann eine zu eng gefasste kulturelle Identität uns jedoch auch daran hindern, zu wachsen. «Black Art Matters» lädt die Welt ein, sich mit allen Facetten der schwarzen Kultur auseinanderzusetzen. Sie zeigt das Schöne, Einflussreiche, Abwechslungsreiche, jedoch auch das Tragische der oft missverstandenen Menschen, von denen man annimmt zu wissen, wie sie klingen, leben und handeln sollten. Es geht um die kulturelle Auseinandersetzung, ohne dem Publikum erklären zu müssen warum. «Ziel ist die Zusammenführung von Menschen mit unterschiedlichen Kulturen, Hintergründen und Ethnien in Einheit, und zwar aus keinem anderen Motiv als dem, das Leben zu feiern und Bilder sprechen zu lassen», so Helen Gebregiorgisch, künstlerische Leiterin der photoSCHWEIZ.

«Black Art Matters» ist einer der ersten internationalen Showcases, der schwarze Fotografie in dieser Breite zeigt. «Egal ob historisch, sozial oder politisch betrachtet: Visuelle Kultur wird bis heute von weissen Menschen aus der Kreativindustrie dominiert. Mit dem Ausstellungskonzept von ‘Black Art Matters’ werden die Arbeiten von über 70 schwarzen Kunstschaffenden aus aller Welt ins Licht gerückt, die sich inhaltlich mit den verschiedensten Themen beschäftigen, und auch nach äusserlichen Kriterien unterschiedlicher nicht sein könnten», so Joshua Amissah, Kurator von «Black Art Matters» sowie CoKurator der photoSCHWEIZ 2019 und 2020. Eines hätten sie jedoch alle gemeinsam: Mit visueller Wucht und künstlerischer Finesse wenden sie sich gegen den normativen Wertekanon von zeitgenössischer Repräsentation und Sichtbarkeit. Ermächtigung statt Unterdrückung. Es eröffnen sich neue Perspektiven, welche sich in ihrer Ausarbeitung teils selbst reflektieren, oder die zeitgenössische Fotografie-Produktion an und für sich hinterfragen. «Black Art Matters» schafft einen einzigartigen Zugang aus Sicht einer Minderheit, der Diversität und Stärke mit eindrücklichen Bildwelten erlebbar macht.

 

Über 70 internationale Fotografen zeigen ihre Werke in Zürich

«Black Art Matters» zeigt aktuelle Arbeiten von über 70 Fotografen. Darunter finden sich auch 11 Schweizer Fotografen aus Zürich, Zug, Basel, Biel und Genf. Hier einige Highlights:

Matthew Jordan Smith
gilt als einer der relevantesten Fotografen Amerikas. Er ist vor allem für seine Porträts von Prominenten, Schauspielern und Models bekannt, darunter Persönlichkeiten wie Oprah Winfrey, Queen Latifah, Angela Bassett und Tyra Banks. Smith arbeitet stets daran, Bilder zu schaffen, die eine inspirierende Qualität haben und den Betrachter begeistern. Bis heute hat Smith drei Bücher veröffentlicht – Sepia Dreams, Lost & Found und Future American President – und zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Vision Award und den George Eastman Power of Image Award.

© Matthew Jordan Smith

 

Kwaku Alston
ist ein amerikanischer Fotograf. Seine redaktionellen Arbeiten wurden unter anderem im New York Times Magazine, im Rolling Stone, im Time Magazine, in Men’s Health, in Essence und im Men’s Journal veröffentlicht. Er hat Anzeigen für eine Vielzahl von Kunden fotografiert, darunter Coca-Cola, BlackBerry, Target und Verizon. Alston hat zudem Präsident Barack Obama und First Lady Michelle Obama schon mehrmals fotografiert. Auch mehrere Oscar- und Grammy-Gewinner standen bereits vor seiner Linse. Alston lebt in Venice, Kalifornien.

© Kwaku Alston

 

Pearl Bäni
ist aus New York in die Schweiz ausgewandert und hat ihre Wurzeln in der Karibik. Sie wuchs in New York auf, als sich die «Black Panthers» friedlich gegen Rassismus, soziale Ungerechtigkeit und für einen gemeinsamen gesellschaftlichen Diskurs einsetzten. Sie nutzt die Fotografie, um auf spielerische und farbenfrohe Weise ihre Vorliebe und Abneigung gegenüber sozialen Fragen zum Ausdruck zu bringen. Durch ihre Bilder lässt sie ihre politischen Vertreter ebenfalls zu Wort kommen.

© Pearl Bäni

 

Denisse Ariana Pérez
ist eine in der Karibik geborene, in Kopenhagen lebende Texterin und Fotografin. Sie ist besessen von Worten, Menschen und Bildern und davon, Wege zu finden, sie miteinander sprechen zu lassen. In ihrer fotografischen Arbeit konzentriert sie sich darauf, die Schönheit der marginalisierten Gemeinschaften, insbesondere der Afro- und Lgbtqi+-Gemeinschaften, hervorzuheben.

© Denisse Ariana Pérez

 

Michael Ifeanyi Oshai
ist 26 Jahre alt, lebt in Chicago und ist Autodidakt. Seine Jugend verbrachte er in Nigeria, wo er seine Leidenschaft zur Fotografie entdeckte. Er nutzt seine Arbeit als Stimme, um stereotypisches Denken aufzubrechen und die Aufmerksamkeit auf die geistige Gesundheit und das Bewusstsein des Menschen zu lenken. Mit seiner Arbeit zielt er darauf ab, unrealistische Erwartungen herauszufordern.

© Michael Ifeanyi Oshai

 

Patrick Planter
Seit Patrick Planter 2017 aus Kingston/Jamaika in die Schweiz eingewandert ist, hatte er zwei Einzelausstellungen in der Schweiz. Die erste im November 2018 in Genf mit «Experience Jamaique» und die zweite 2019 in der Ethnicity Gallery in Zürich. An der Ausstellung «photoZürich» im Januar 2020 stellte er zudem drei Bilder aus – eine weitere tolle Erfahrung, die ihn motiviert hat, weitere Einzelausstellungen in Europa zu verfolgen und in naher Zukunft an einem Fotobuch zu arbeiten.

© Patrick Planter

 

Dee Dwyer
ist eine vielseitige Fotografin aus dem Südosten von Washington, D.C., die eine eindrucksvolle Bildersprache pflegt. Sie ist «Die visuelle Stimme für die Menschen». Ihr Ziel ist es, alle Aspekte des menschlichen Lebens zu zeigen, wobei das Hauptaugenmerk auf der Menschlichkeit liegt. Dwyer’s rohe und fesselnde Candids enthüllen die Seelen der Menschen. Die Bilder enthüllen die Wahrheit, die Widrigkeiten, die Schönheit und die Kultur vieler Menschen. Ihre Arbeiten wurden vom Wall Street Journal, dem New Yorker Magazine, Bet.com, Vogue, Vanity und anderen veröffentlicht. Aus Liebe zum Reisen und zur Gemeinschaft setzt sie ihre Kamera weiterhin ein, um der Welt zu zeigen, was in ihr steckt. Dee Dwyer lebt derzeit mit ihren beiden Kindern in Washington, DC.

© Dee Dwyer

 

Sean Pressley
ist ein schwarzer amerikanischer Künstler aus dem Süden der USA, der in Brooklyn, NY, lebt und die Erfahrung der Schwarzen durch Porträts fotografiert. Er ist auch Regisseur und hat viele Kurzfilme und Werbespots gedreht und Regie geführt. «Die Werke, die ich ausgewählt habe, sind alle repräsentativ für Themen, die im Einklang mit der schwarzen Mittelschicht stehen, von Hausangestellten bis hin zu Beamten. Meine Arbeit untersucht die schwarze Mittelschicht Amerikas und ihre vielfältige und höchst unterschiedliche Natur, die durch Bezugnahme, Hommage und Intimität dargestellt wird.»

© Sean Pressley

 

 

Kulturelles Rahmenprogramm mit Kunst, Kultur und Kulinarik

Die Werkschau «Black Art Matters» wird begleitet von einem interessanten Rahmenprogramm mit Konzerten, Lesungen, Filmen, Talks, Workshops und Einzel-Vernissagen. Das Programm wird kuratiert von Soulmary, einer selbst seit Jahren engagierten Aktivistin und Kulturmanagerin. «Ich glaube daran, dass sich Kulturen gegenseitig inspirieren und befruchten. I am a dreamer and believer.»

Der «African Living Room» ist ein Begegnungsraum, der einrichtungs- und stimmungsmässig ganz im afrikanischen Stil gehalten ist (Foto: Urs Tillmanns / Fotointern)

Ergänzend wird der Härterei Club, der heute «Mäx» heisst, zum «African Living Room». In diesem Wohnzimmer dreht sich alles um den afrikanischen Kontinent: Mode von renommierten westafrikanischen Designern, Kunstbücher von wichtigen afrikanischen Künstlern, diverse elegante afrikanische Produkte, direktimportiert, von Kosmetik bis zu Lebensmitteln wie Kaffee oder Patisserie. Betrieben und kuratiert wird dieser Melanie von Hanimanns, Amaru von Amarumusic und Sandra von Shea Yeah.

Kulinarisch verwöhnt ein afrikanisches Food-Original die Besucher: Seit 2001 bietet «Mama – put» authentische afrikanische Küche im Rahmen des Zürcher Theaterspektakels. Eine kleine, aber feine Auswahl des dortigen Angebotes ist nun bei «Black Art Matters» zu entdecken. Neben diversem Fingerfood wie Dodo (frittierten Kochbananen), Akara (Bällchen aus gemahlenen Bohnen) oder süssen Beignets schöpfen die Mamas das senegalesische Reisgericht «Cheb» mit einer vielfältigen Gemüsebeilage und für Karnivoren mit einem am offenen Holzfeuer gegrillten, speziell gewürzten «Suya» – Spiess aus Schweizer Rind oder Lammfleisch.

(Redigierter Pressetext)

«Black Art Matters» ist vom 11. Juli bis 23. August 2020 in den Maag-Hallen in Zürich zu sehen.
«Black Art Matters» ist eine Kooperation von photoSCHWEIZ, «Black Culture Movement» und den Maag-Hallen.

Öffnungszeiten

«Black Art Matters»:
Dienstag bis Freitag: 16:00 bis 22:00 Uhr
Samstag und Sonntag: 11:00 bis 22:00 Uhr

«African Living Room»
Dienstag bis Sonntag: 16:00 bis 24:00 Uhr

Restaurant «Mama – put»
Dienstag bis Freitag: 16:00 bis 22:00 Uhr
Samstag und Sonntag: 11:00 bis 22:00 Uhr

Eintrittspreis:
Ausstellung CHF 20.—( exkl. VVK-Gebühren), bis 16 Jahre Eintritt frei.
Vorverkauf bei Maag-Ticket  oder bei Ticketino   
African Livingroom/Bar: Eintritt frei.

Weitere Informationen finden Sie unter https://blackartmatters.com/

 

Alphabetische Liste der ausstellenden Fotografinnen und Fotografen

Hilina Abebe | Addis Ababa, Ethiopia
Adesokan Adedayo | Maastricht, Netherlands
Davey Adesida | NYC / LDN
Lawrence Agyei | Chicago, Illinois, USA
Melissa Alexander | Atlanta, USA
Kwaku Alston | Los Angeles, USA
Delali Ayivi | London, UK
Souleymane Bachir Diaw | Dakar, Senegal
Daron Bandeira | Zanzibar, Tanzania
Pearl Bäni | Zürich, Switzerland
Amandla Baraka | Brooklyn, NY, USA
Santana Bellas | Oakland, CA, USA
Ayshat Campbell Breu | Zurich, Switzerland
Laquan Brinson | New York, USA
Vanessa Charlot | St. Louis, USA
Mahaneela Choudhury-Reid | New York, USA
Matt Cowen | Los Angeles, CA, USA
Ricky Day | New York, USA
Charles-Henry Delafosse | Abidjan, Côte-d’Ivoire
Lougè Delcy | Brooklyn, New York, USA
Woosler Delisfort | Miami Fl, (Little Haiti), USA
Braylen Dion | Atlanta, Georgia, USA
Djibril Drame | Sénégal
Dee Dwyer | Washington, D.C., USA
Cary B. Fagan jr. | Houston, Texas, USA
Wayne Francis | Miami, FL, USA
Myesha Evon Gardner | Brooklyn, NY, USA
Anthony Geathers | Brooklyn, New York, USA
Theo Alexander Ndegwa Gould | Lisbon, Portugal
Yannis Davy Guibinga | Libreville, Gabon
Zine Hassan | Zürich, Switzerland
Karisha Hickman | Brooklyn, NY
Juney Huber | Basel, Switzerland
Alexis Hunley | Los Angeles, USA
Chukwuemeka C. Iduma | Lagos, Nigerian
Jabari Jacobs | Prince George’s County, Maryland, USA
Noah Kiptalam | Zürich, Switzerland
Namsa Leuba | Bordeaux, France
Christian Loseni | Biel, Switzerland
Shoccara Marcus | Atlanta, Ga, USA
Ed Maximus | New York City, NY, USA
Léa Miranda Monteiro | Geneva, Switzerland
Deborah Moses-Sanks | Berlin, Germany
Jasmine Murrell | Brooklyn, USA
Malkia Mutiri | Brussels
Nyangone Tshimanga Sarah Naomi | Libreville, Gabon
Nora Nussbaumer | Zug, Switzerland
Obidigbo Nzeribe | Dallas, Texas, USA
Ismail Odetola | Lagos, Nigeria
Robert Ogilvie | San Francisco, California, USA
André Henrique da Silva Oliveira | Vauvenargues, France
Michael Ifeanyi Oshai | Lagos, Nigeria
Denisse Ariana Pérez | Copenhagen, Denmark
Andre L Perry | Brooklyn, NY
Kacou Régis Phares | Geneva, Switzerland
Patrick Planter | Switzerland/ Jamaica
Marc Posso | Libreville, Gabon
Gregory Prescott | Los Angeles, CA United States
Sean Pressley | New York, USA
Elaine Pringle Schwitter | Zurich, Switzerland
Santiago Lösslein Pulido | Munich, Germany
Johanne Rahaman | Miami, Florida, USA
Aisha Seriki | London, UK
Shamayim Shacaro | United States
Malike Sidibe | New York, USA
Matthew Jordan Smith | Tokyo, Japan
Thomas Stimmel | München, Deutschland
Shawn Theodore | Brooklyn, USA
Lynsey Weatherspoon | Atlanta, Georgia, USA
Jozef Wright | Den Haag, The Netherlands
Ussi’n Yala | Paris, France

 

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4 Kommentare zu “«Black Art Matters» – Kultur schwarzer Künstler in den Maag-Hallen”

  1. Die Bilder sind klass.
    Aber mal ehrlich, wer macht hier einen Unterschied zwischen schwarzen und weissen Menschen? Was ist der Unterschied zwischen schwarzer und weisser Kunst? Wer macht denn hier den Unterschied? Würde black durch white ersetzt wäre es wohl rassistisch. Es sollte überhaupt keinen Unterschied geben.

    1. Den Sinn überhaupt nicht verstanden……das eurozentrisch Weisse Weltbild oder Sichtweise wurde auch in der Kunst immer als der Masstab oder die Norm angesehen somit war das Label gar nie nötig da es allen anderen als Norm aufgezwungen wurde und Mensch wusste was als Standard zu gelten hatte…der Umgekehrte Rassismusvorwurf weit gefehlt.

  2. Ich finde die Diskussion seltsam.
    Dürfte ich als sogen. Weisser an der Ausstellung nicht teilnehmen – aufgrund meiner ethnischen Herkunft?

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