Urs Tillmanns, 26. Juli 2020, 10:00 Uhr

Bilddigitalisierung: Eine Sekunde statt 9 Minuten

Das Luftbildarchiv des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung BW (LGL) in Stuttgart umfasst ca. 300‘000 analoge Luftbilder aus Kriegsaufnahmen der Alliierten und systematischen Befliegungen des Landes Baden-Württemberg bis 2008. Bisher wurden die Luftbilder aufgabenbezogen digitalisiert.

Im Rahmen der digital@bw Digitalisierungsstrategie des Landes sollen aus ausgewählten Luftbildern flächendeckende Orthophotos für die verschiedenen Zeitabschnitte erstellt werden. Die massstabsgetreuen Abbildungen werden anschliessend der Öffentlichkeit als digitaler Luftbildatlas und in Form eines WMS-Dienstes zugänglich gemacht. Historische Luftbilder lassen eine Rekonstruktion der Vergangenheit zu. Daher liefern die erfassten Daten grundlegende Informationen für künftige Planungsprozesse. Zu den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten gehört unter anderem die Analyse der veränderten Landschaftsnutzung über die Jahrzehnte hinweg wie z.B. in Hinblick auf Strassen- und Siedlungsentwicklung.

Noch immer sind die Luftbilder aus dem Zweiten Welt­krieg wichtig, um mögliche Blind­gänger aufzu­spüren. Bei der Digitalisierung ist höchste Auflösung gefordert, damit möglichst viele Details erkannt werden können.

Zur Generierung der Orthophotos müssen die einzelnen Luftbilder in ausreichend hoher Auflösung digitalisiert werden, so dass die Bildinformationen und der Detailgrad der analogen Aufnahmen erhalten bleiben. Das LGL verfügte bereits über speziell für die Luftbilddigitalisierung entwickelte Scanner, deren radiometrische Eigenschaften und Auflösung den Digitalisierungsanforderungen entsprechen. Mit einer Scanzeit von ca. neun Minuten pro Aufnahme war der Scanvorgang allerdings vergleichsweise träge und wäre für das Projekt damit zu ineffizient.

Die Reproeinrichtung besteht aus einer Leuchtplatte mit Vorlagenhalter, in welchen die Originale eingelegt werden. Stativ und Objektiv sind so fixiert, dass nichts versehentlich verstellt werden kann.

Zur Umsetzung des Projekts musste von der Projektverantwortlichen, Theresa Herbst, daher eine leistungsfähigere Alternative gefunden werden. Aus gemeinsamen Vorüberlegungen mit Martin Riemensperger vom Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung wurde eine Mindestauflösung von 1100 dpi festgelegt. Ferner sollte das neue Aufnahmesystem die Vorlagen möglichst verzeichnungsfrei und absolut wiederholgenau digitalisieren.

Nach mehreren Vorversuchen und Testdurchläufen fiel die Entscheidung auf die Phase One iXM-MV 150MP Kamera mit Linos inspec.x L 4.0/100mm Objektiv und modifiziertem Phase One Repro-Stativ. Mit 150 Megapixeln konnten die 1100 dpi Auflösung nicht nur rechnerisch, sondern auch im praktischen Versuch bestätigt werden. Die 4.0/100mm Optik zeichnet sich durch eine hohe Abbildungsleistung aus. Sie wurde aufgrund des Abbildungsmassstabs von 1:5 und der verzeichnungsfreien Darstellung ausgewählt und ist damit optimal für das Digitalisierungsvorhaben des Luftbildarchivs geeignet. Stativ und Objektiv sind mit Schrauben fixiert und können nicht verstellt werden, so dass die geforderte Wiederholgenauigkeit gewährleistet wird.

Zum Einsatz kam eine Phase One iXM-MV 150MP Industriekamera mit einem Linos inspec.x L 4.0/100mm Objektiv. Die Kamera hat eine Auflösung von 150 Megapixel

Nach der Installation und Einweisung sowie einer gemeinsamen Erarbeitung des optimalen Workflows wurde die neue Digitalisierungslösung in Betrieb genommen. Mit einer theoretischen Bildfolge von einer Aufnahme pro Sekunde ist nun nicht mehr die Technik, sondern vielmehr die Handhabung der Luftbildfilme der massgebende Faktor für den Durchsatz. In der Praxis bedeutet dies, dass sich das Digitalisierungsvolumen im Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung in Stuttgart pro Schicht auf 500 Luftbilder beläuft.

Die Bildoptimierung erfolgte mit Capture One CH (Cultural Heritage), einer Spezialversion von Capture One für Aufgaben im Bereich des Kulturerbes.

Theresa Herbst zieht eine erste Bilanz: «Die Kameralösung vereinfacht den Arbeitsablauf der Digitalisierung enorm. Durch das beschleunigte Verfahren können wir unser analoges Archiv zügig transformieren.» Dank der wegweisenden Technologie der Phase One iXM-MV 150MP Kamera ist das LGL nun optimal gerüstet und blickt den bevorstehenden Digitalisierungsaufgaben überaus zuversichtlich entgegen. Mittlerweile arbeiten sowohl das Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, in München als auch das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung BW in Stuttgart mit zwei identischen Reproeinrichtungen von Phase One Industrial.

(Phase One Case Story)

 

Copyrights: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, München / Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung BW, Stuttgart / Phase One Industrial.

Weitere Informationen finden Sie unter Phase One Industrial.
Phase One Industrial ist in der Schweiz vertreten durch Profot AG, Muri AG

 

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