Die Leica Oskar Barnack Awards (LOBA) haben einen einzigartigen Platz in der Fotoszene und finden seit nunmehr 40 Jahren weltweite Anerkennung. Die Ausstellung, die noch bis 31. März 2021 im Ernst-Leitz-Museum in Wetzlar zu sehen ist, präsentiert sich als einmaliger Rückblick auf den Leica Oskar Barnack Award mit vielen bewegende und berührende Geschichten, spannende Wiederentdeckungen und Neubegegnungen. Sie belegt eindrücklich den visuellen Reichtum der LOBA-Gewinner- und Newcomer-Serien aus vier Jahrzehnten und präsentieren den Bildjournalismus in seiner vielfältigen Ausprägung und steten Veränderung.
Blick in die Ausstellung «40 Jahre Oskar Barnack Awards» im Ernst-Leitz-Museum in Wetzlar
Verbindendes Element ist der humanistische Ansatz des LOBA. Denn von Anfang an richtete sich der Preis an Fotografen, die «mit scharfer Beobachtungsgabe und auf die anschaulichste Weise das Humanitäre und die Beziehungen des Menschen zu seiner Umwelt zum Ausdruck bringen» – wie es in den frühsten Wettbewerbsausschreibungen steht. Es sind daher vor allem gesellschaftsrelevante Themen, die sich in den Gewinnerserien zeigen und von denen viele bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben.
1982 – Wendy Watriss: «Die Auswirkungen von Agent Orange». Dan Jordan, Vietnamkriegsveteran und Agent Orange-Opfer mit seinem Sohn Chad. © Frederick Baldwin and Wendy Watriss Photographic Archive, UT Austin’s Briscoe Center for American History / Courtesy of Ernst Leitz Museum, Wetzlar 2020
1992 – Sebastião Salgado: «Inferno in Kuwait» © Sebastião Salgado, Amazonas Images / Courtesy of Ernst Leitz Museum, Wetzlar 2020
Ob Alltag oder Ausnahmesituationen, Forschung, Politik, Leben und Freizeit: Die Fotografen reflektieren vitale Prozesse und bilden gesellschaftliche Diskussionen ab, beispielsweise den Umgang mit medizinischen Problemen, Armut oder sozialen Ungerechtigkeiten. Noch bedeutender erscheinen Reportagen über bestimmte Menschen, Lebensgemeinschaften oder Gesellschaftsformen, die in den Serien einen Auftritt erhielten und die Vielfalt des Lebens abbilden. Ob Friedensmarschierer, Hundertjährige, Nomaden in Sibirien, Roma, Mennoniten oder Caravan-Touristen, ob Männlichkeitsbilder in der islamischen Welt oder Tänzer in China, um nur einige Beispiele zu nennen. In der Gesamtschau geben die LOBA-Serien Einblicke in unbekannte Welten und zeigen ein vielteiliges Kaleidoskop unterschiedlicher Lebensformen der Welt – gesehen mit den Augen weltberühmter Fotografen wie Sebastião Salgado, Gianni Berengo Gardin, Wendy Watriss, Jane Evelyn Atwood, David Turnley oder Max Pinckers.
1995 – Gianni Berengo Gardin: «La Disperata Allegria» © Gianni Berengo Gardin / Courtesy of Ernst Leitz Museum, Wetzlar 2020
2002 – Narelle Autio: «The Coastal Dwellers, Gefleckter Hund» © Narelle Autio / Courtesy of Ernst Leitz Museum, Wetzlar 2020
Ausgangspunkt für den Wettbewerb war der 100. Geburtstag von Oskar Barnack (1879–1936), Erfinder und Entwickler des neuen Kameratyps, mit dem Leica Fotografie-Geschichte schreiben und die Amateurfotografie und insbesondere den Bildjournalismus revolutionieren sollte.
2009 – Mikhael Subotzky: «Beaufort West» Samuel, Vaalkoppies (Mülldeponie Beaufort West), 2006 © Mikhael Subotzky / Magnum Photos / Courtesy of Ernst Leitz Museum, Wetzlar 2020
2013 – Evgenia Arbugaeva: «Tiksi» Tanja mit ihrem Hund auf einer Eisscholle © Evgenia Arbugaeva / Courtesy of Ernst Leitz Museum, Wetzlar 2020
Der Leica Oskar Barnack Award, 1980 in seiner ersten Folge mit wenigen schwarzweissen Reportage-Aufnahmen der Gewinnerserie gestartet, entwickelte sich in den nächsten Jahrzehnten zu einer der renommiertesten internationalen Fotografie-Auszeichnungen. Im Jubiläumsjahr wurde das Bewerbungsverfahren durch die Unterstützung zahlreicher Fotografie-Experten nochmals optimiert, um das Ansehen des LOBA weiter zu steigern.
2009 – Dominic Nahr: «The Road to Nowhere» (Newcomer-Award) © Dominic Nahr / Courtesy of Ernst Leitz Museum, Wetzlar 2020
2011 – Jan Grarup: «Haiti Aftermath» © Jan Grarup / Courtesy of Ernst Leitz Museum, Wetzlar 2020
Die Ausstellung «40 Jahre Leica Oskar Barnack Award» bietet die einmalige Chance einer Bilanz, bei der sich der Blick nicht nur auf Fotografenpersönlichkeiten und ihre Geschichten richtet, sondern auch auf vier Jahrzehnte Fotografie-Geschichte, in denen sich die Formen, aber auch das Selbstverständnis des Bildjournalismus grundlegend verändert haben.
2014 – Alejandro Cegarra: «The Other Side of the Tower of David» © Alejandro Cegarra / Courtesy of Ernst Leitz Museum, Wetzlar 2020
2019 – Mustafah Abdulaziz: «Water» Taufzeremonie in der Church of the Whole World, Kapstadt, Südafrika © Mustafah Abdulaziz / Courtesy of Ernst Leitz Museum, Wetzlar 2020
Die umfangreiche Ausstellung auf beiden Etagen des Ernst Leitz Museums präsentiert über 350 Exponate. Der begleitende, reich illustrierte Katalog dokumentiert alle 52 Positionen des LOBA – 40 Gewinner und zwölf Newcomer. So lässt sich ein äusserst lebendiges Archiv der Geschichte des Fotojournalismus bis 31. März 2021 erleben und neu entdecken.
Weitere Informationen unter: www.ernst-leitz-museum.de
Die LOBA-Gewinnerbilder 2020
Parallel zur Ausstellung «40 Jahre Leica Oskar Barnack Award» im Ernst Leitz Museum wurden am 22. Oktober 2020 im Foyer des Leica Headquarters Wetzlar der italienische Fotograf Luca Locatelli sowie der portugiesische Fotograf Gonçalo Fonseca von der Leica Camera AG mit dem begehrten LOBA-Preis ausgezeichnet.
Die beiden Gewinner Gonçalo Fonseca und Luca Locatelli mit Karin Rehn-Kaufmann (Art Director der Leica Galerien International) bei der Preisübergabe.
Luca Locatelli geht in seiner Langzeitstudie «Future Studies» mit aussergewöhnlichen Motiven globalen Zukunftsfragen nach. Er erhält die in diesem Jahr erstmals auf die Höhe von 40‘000 Euro erhöhte Gewinnprämie sowie eine Leica Kamera-Ausrüstung im Wert von rund 10‘000 Euro.
Foto: Luca Locatelli
Gonçalo Fonseca dokumentierte mit seiner Fotoserie die aktuelle Wohnungsnot in seiner Heimatstadt Lissabon. Als Gewinner des Newcomer Awards erhält er einen Fotoauftrag, ein zweiwöchiges Tutoring im Headquarter der Leica Camera AG in Wetzlar sowie eine Leica Q im Wert von rund 5‘000 Euro.
Foto Gonçalo Fonseca
Ihre Serien werden bis zum 7. Februar 2021 in der Leica Galerie Wetzlar präsentiert. Bis Ende März 2021 wird die umfangreiche Jubiläumsschau «40 Jahre Leica Oskar Barnack Award» im Ernst Leitz Museum zu sehen sein.
Weitere Informationen unter: www.leica-oskar-barnack-award.com