Andreas Agazzi ist Instructor bei Gridon. Er hat sich auf Flugzeuge spezialisiert, nachdem er schon als Junge vom Fliegen fasziniert war, fleissig Plane Spotting betrieb und am Flughaften Zürich arbeitete. Von der Fotografie begeistert war es naheliegend, dass er seinen Sujets immer treu blieb. Mit einem breiten Hintergrundwissen über den Flugbetrieb, gelingen ihm Bilder, von denen andere nur träumen. Dabei muss es schnell gehen, weil kein Flugzeug auf ihn wartet.
Rauchende Props, eine Antonov 12 im Anflug auf Zürich, toller Sound ist garantiert!
Hier unsere drei Fragen:
Fotointern: Was ist für Sie das Wichtigste an der Fotografie?
Andreas Agazzi: Die Freude! Da ich nicht hauptberuflich fotografiere, fotografiere ich eigentlich nur das, was ich auch fotografieren will. Wenn dann die wichtigsten Voraussetzungen wie Licht und Musse stimmen, macht alles unglaublich viel Spass und das erkenne ich dann auch in den Fotos wieder. Die technische Umsetzung, sei es beim Fotografieren selbst oder dann auch in der Bildbearbeitung, ist für mich das Fundament, auf welchem Platz für Raum geschaffen wird. Diesen Raum fülle ich dann mit Emotionen, entsprungen aus meiner Persönlichkeit und dem Gefühl, welches ich beim Fotografieren freisetzen konnte. Das dabei entstandene Foto nistet sich in meinem Herzen für immer und ewig ein. Ein fotografisches Tagebuch – und das ist mir wichtig!
Abstrakt geht auch, Teile von Triebwerk und Rumpf eines Airbus A220.
Business Jets im Detail, elegant und in schönem Licht in Szene gesetzt.
Wie sind Sie zur Fotografie gekommen und weshalb ist die Fliegerei Ihr primäres Tätigkeitsfeld?
Angefangen hat alles mit meinem ersten Besuch am Flughafen Zürich. Ich war damals wohl etwa 12 Jahre alt und ich war vom Flughafengeschehen schlichtweg fasziniert – es liess mich bis heute nicht mehr los. So wurde ich ein sogenannter ‘Plane Spotter’, also jemand, der sich die Kennzeichen von Flugzeugen, die er gesehen hat, notiert und sich mit Gleichgesinnten rege austauscht. Etwas später habe ich dann die Flugzeuge zu fotografieren begonnen. Nach mehr als 20 Jahren intensiver Zeit als Plane Spotter wechselte ich meine fotografische Ausrichtung. Landschaft, Städte und Architektur rückten ins Zentrum meiner Fotografie. Als ich dann vor zwei Jahren von meinem Arbeitgeber – die Flughafen Zürich AG – angefragt wurde, die Fotos für ihren Kalender zu produzieren, wurde ich rückfällig und seither konzentriere ich mich wieder auf Flugzeuge. Eine Wendung, welche ich so selbst nicht erwartet hatte, aber man kann sich in der Fotografie eben auch einfach treiben lassen.
Legendär und unverwüstlich, eine Boeing 747 Jumbo Jet im Endanflug auf Zürich
Und nochmals eine Antonov, aber diesmal eine An124. Gehört zu den ganz grossen Frachtern in ihrem Geschäft.
Wie sehen Sie die Zukunft der Fotografie, auch in Bezug auf die Aus- und Weiterbildungs-Chancen junger Talente?
Die Fotografie hat grad in den letzten zwei Jahrzenten eine unglaubliche Beschleunigung erfahren. Ich habe jahrelang auf Diafilm fotografiert, da gab es ganz klare Grenzen in vielerlei Hinsicht. Heute scheinen die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt, die Entwicklung geht weiter voran und ein Ende ist nicht abzusehen. Social Media bietet allen eine weltumspannende Plattform, auf welcher man sich präsentieren kann, sich gleichzeitig aber auch viel einfacher und gezielter das rausnehmen kann, was einem wichtig ist. Aber, all diese Möglichkeiten können einem auch zu viele Wege und Ziele aufzeigen. Klaren Kopf zu bewahren, sich ein Ziel zu setzen und es nicht aus den Augen zu verlieren, ist heute wohl schwieriger geworden. Mit anderen Worten – weniger ist mehr. Sich darauf zu konzentrieren, wo man sein Talent oder seine Chance sieht, und diesen Weg beharrlich zu verfolgen, ist vermutlich immer noch das Beste. Die Fotografie wird immer mehr gesellschaftstauglich, dabei aus der Masse auszubrechen, ist die neue Herausforderung jedes einzelnen Fotografen.
Ein Airbus A340 der Swiss wird aus dem Hangar gerollt, bald geht’s wieder in die Lüfte.
Sämtliche Fotos von Andreas Agazzi
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Ich über mich
Ich bin ein Hobby Fotograf und lebe in der Nähe von Zürich. Der Versuch, die Natur sowie von Menschenhand erschaffene Werke in ihrer schönsten Form fotografisch festzuhalten, ist ein erholsamer und zugleich bereichernder Gegenpol zu meinem beruflichen Alltag.
Mit etwa 14 Jahren begann ich mit einer Spiegelreflexkamera Flugzeuge auf Dias zu bannen und frönte diesem Hobby für mehr als zwanzig Jahre. Doch schon damals war mir der Bildhintergrund gleichermassen wichtig wie das Hauptmotiv selbst und so rückten zusehends Natur, Landschaften und Städte in den Fokus meines fotografischen Interesses.
Während ich früher vor allem lange Zoombrennweiten eingesetzt habe, sind es mittlerweile ausschliesslich Festbrennweiten im Weitwinkel- und kurzem Telebereich. Heute fotografiere ich mit einer Nikon D800e und setze dazu diverse Objektive von Zeiss zwischen 15mm und 135mm mit manuellem Fokus ein. Dabei verwende ich das Filtersystem von Lee.
Nun – eine auch für mich interessante Wende bezüglich meines fotografischen Schaffens hat sich ergeben, als ich angefragt wurde, Bilder aus dem Bereich der Aviatik zu produzieren. Also wieder zurück zu meinen fotografischen Wurzeln? So sieht es im Moment aus, gleichwohl in der Absicht, das eine tun ohne dabei das andere zu lassen.
Wohl noch dem Diazeitalter geschuldet, verbringe ich die Zeit lieber draussen mit der Kamera als zuhause vor dem Computer. Das nach dem betätigten Auslöser analog entstandene Foto oder Dia war für mich die ehrlichere Antwort als Millionen nachträglich bearbeiteter Bytes. Doch die rasante Entwicklung der neuen Technologie brachte ungleich viele neue Möglichkeiten mit sich, deren auch ich mich nicht länger erwehren wollte.
Ich bin überzeugt, dass auch heute noch die Qualität der «Feldarbeit» über ein gutes Bild entscheidet und schliesse mich folgendem Zitat an:
«The single most important component of a camera is the 12 inches behind it!» Ansel Adams
… diesem Grundsatz folge ich.
Mehr über mich finden Sie auch in diesem Interview.