Urs Tillmanns, 7. Februar 2021, 10:00 Uhr

Sony A1: Sprinterin im hellen Sucher

Nachdem wir bereits in einem ersten Teil über die Erfahrungen von Profi Peter Schäublin mit der neuen Sony A1 berichteten, zeigen wir hier Bilder von einem Shooting, die bei einem Training von Abassia Rahmani entstanden sind. Sie ist Sprinterin und Mitglied des Swiss Paralympic Teams, nachdem Sie im Alter von 16 Jahren als Folge einer bakteriellen Blutvergiftung ihre beiden Unterschenkel verlor. Beeindruckend, wie diese starke Persönlichkeit mit ihrem Schicksal fertig geworden ist. Sie gab im wahrsten Sinne des Wortes Vollgas und konnte vor drei Jahren die Goldmedaille an der Europameisterschaft in Berlin abholen.

Peter Schäublin hat für Fotointern kurz die erste Sony A1 getestet, die in die Schweiz kam. Er konnte zwei Shootings mit diesem Vorserienmodell realisiert, und wir haben ihn nach seinem Ersteindruck befragt:

Fotointern: Peter Schäublin, Du gehörst zu den ersten, welche die neue Sony A1 für kurze Zeit testen konnten. Welches ist Dein Ersteindruck?

Peter Schäublin: Als Erstes zur Haptik. Man hat die Kamera mit dem grossen Griff sehr gut und sicher in der Hand. Sie dürfte für mich sogar noch etwas höher sein, was sich dann mit zusätzlichen Vertikalgriff so ergeben wird. Die Einstellelemente sind sehr übersichtlich und ergonomisch angeordnet, so dass einem die Bedienung leichtfällt. Dann der Blick durch den Sucher: Hell, klar und ruckelfrei. Ich habe ihn auf 120 fps gesetzt, um die volle Auflösung von 9.5 Mpx zu geniessen. Es ist der beste elektronische Sucher, den ich bisher gesehen habe. Für mich ist er nahe an einem optischen Sucher – mit den Vorteilen des elektronischen Suchers.

Wie verhält sich die hohe Auflösung von 50 Megapixeln zum Rauschverhalten bei hohen ISO-Zahlen?

Ich habe die Kamera erstmals an einem Floorball-Nationalliga-A-Spiel in Chur (Chur Unihockey – HC Rychenberg Winterthur) eingesetzt und dort praktisch durchwegs mit ISO 2000 fotografiert und gefilmt. Das Verhältnis zwischen Auflösung und Bildrauschen ist sehr gut. Man muss bei den ersten Bildern dazu sagen, dass ich nur mit JPEGs fotografieren konnte, weil es für die RAW-Dateien in meinem Workflow zur Zeit noch keinen Konverter gibt. Aber schon diese komprimierten Dateien verblüffen, und es gibt immer mehr Situationen, in denen die Qualität der JPG’s, deren Qualität sich in den letzten Jahren massiv verbessert hat, absolut reicht. Wenn man den von Sony angegebenen Dynamikumfang des Sensors von 15 Blendenstufen voll ausreizen will, führt allerdings kein Weg an den RAW’s vorbei.

Hast Du auch den elektronischen Verschluss ausprobiert? Ist er wirklich so leise und effizient, wie Sony sagt?

Ja, man hört absolut nichts, und man merkt kaum, dass man ausgelöst hat. Das ist natürlich gerade im Serienmodus und bei lärmsensiblen Anlässen ein ganz grosser Pluspunkt. Der «lästige» Fotograf fällt mit dieser Arbeitsweise praktisch nicht mehr auf. Weil der Sensor so schnell ausgelesen wird, sind Rolling Shutter Effekte in der Fotografie praktisch nicht mehr sichtbar – ich konnte bei beiden Shootings im Einsatz mit dem elektronischen Verschluss keine entsprechenden Störungen feststellen. Im Videobereich gibt Sony an, den Rolling Shutter Effekt um Faktor 1.5 weiter minimiert zu haben. Ich nehme an, diese Angabe bezieht sich auf die bis jetzt in diesem Bereich beste Sony Kamera. Das schnelle Auslesen des Sensors und die damit verbundenen Vorteile ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Punkte, die für die Sony A1 sprechen.

Stichwort Video: Hast Du auch 8k-Video ausprobiert?

Ja natürlich, denn darauf war ich besonders gespannt. 8K ist eine neue Dimension, allerdings müssen die Voraussetzungen der Infrastruktur dazu passen. Auf meinem iMac Pro läuft 8K Video nicht ganz ruckelfrei. Wer das nützen will, muss entweder mit Proxys arbeiten oder viiiiiiel Geld in einen entsprechend aufgerüsteten Computer stecken. Für mich ist 4K 100fps fast noch wertvoller wie 8K. 120 fps funktioniert nur mit NTSC. Laut Sony kommt das daher, dass die Slowmotions immer ein Vielfaches der Basisbildfrequenz sein müssen – und diese ist bei PAL 25 fps, bei NTSC aber 30 fps. Vielleicht wären bei PAL ja 125 fps möglich, aber es entzieht sich meiner Kenntnis ob Sony das in der Zukunft über ein Firmware-Upgrade möglich machen kann.

Wie verhält sich der Autofokus der neuen Sony A1?

Dieser wurde natürlich hier in der zweiten Session mit der Extremsportlerin Abassia auf die Probe gestellt. Er ist extrem schnell, und auch in den Situationen, wo Abassia direkt auf die Kamera zuspeedet, hält die Kamera die Schärfe lange Zeit perfekt. Dabei ist als Nebeneffekt zu beobachten, wie sich das Bokeh immer schöner auflöst – ein Effekt der besonders bei Objektiven mit hoher Anfangsöffnung, wie beispielsweise dem 1,8/135 mm GM, toll wirkt – für mich übrigens eines der interessantesten Objektive im Sony-Sortiment.

Dabei hast Du ja auch den Sony Blitz HVL 45 RM zum Aufhellen eingesetzt, wie hat sich die Blitztechnologie der A1 bewährt?

Das Aufhellen hat sich in der etwas düsteren alten Industriehalle schon bald aufgedrängt. Blitzen ist einfach geworden, mit der komfortablen TTL-Steuerung, und mich hat erstaunt, wie lange der Blitz meine Sequenzen in hoher Bildfolge durchgehalten hat. Kommt hinzu, dass die kurze Blitzsynchronzeit von 1/400 Sekunde mit dem mechanischen und 1/200 Sekunde mit dem elektronischen Verschluss gerade in der Sportfotografie neue Möglichkeiten schafft.

Hast Du die Bilder noch stark nachbearbeitet?

Die JPG-Qualität ist so gut geworden, dass eine Nachbearbeitung kaum nötig ist. Bei einigen Motiven habe ich aber die Industriehalle aufgehellt, um sie optisch interessanter darzustellen.

Dein Fazit?

Die ersten Erfahrungen mit der Sony A1 haben bestätigt, dass das neue Topmodell wirklich eine Alleskönnerin ist, mit schnellem Autofokus und hohen Bildfrequenzen, mit 4K und 8K Video und mit einem für 50 Megapixel sehr guten Rauschverhalten bei hohen ISO-Zahlen. Ich habe nach den Shootings noch ein paar Porträts von Abassia mit dem Profoto B1 gemacht, und auch hier hat sich die Kamera sehr bewährt. Ich bin jetzt gespannt, was man noch aus den Bildern herauskitzeln kann, wenn der RAW-Konverter zur Verfügung steht.

Besten Dank Peter für dieses interessante Gespräch, und herzlichen Dank auch an Abassia, dass wir bei dem Training dabei sein durften. Und viel Glück in Tokio …

Sämtliche Fotos von Peter Schäublin
Das Interview führte Urs Tillmanns

Sehen Sie hier das Video, welches Peter Schäublin nach dem Trainings-Shooting von Abassia Rahmani mit der Sony A1 realisierte:

 

Hier geht es
• zur Webseite von Peter Schäublin
• zur Webseite von Abassia Rahmani
• zu den Infos der Sony A1

 

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