Seine Begeisterung für klassische Kameras, sein Flair für mechanische und optische Wunderwerke, haben den früheren PHOTOGRAPHIE-Mitarbeiter Rudolf Hillebrand 1993 dazu getrieben, eine Zeitschrift für Photographica-Sammler, Kamera-Liebhaber, Schnäppchenjäger und Technik-Freaks zu schaffen. So ist «Photo-Deal» entstanden, eine Vierteljahresschrift, die im deutschen Sprachraum einmalig ist. Die bisher erschienen 112 (!) Ausgaben sind ein unschätzbarer Wissensfundus. Kaum ein Thema der klassischen Fotografie das nicht schon abgehandelt worden ist, kaum eine analoge Kamera, die nicht schon eingehend und mit vielen Details zu deren Geschichte beschrieben wurde. Und noch geht Rudolf Hillebrand und seinem knapp 20ig-Köpfigen Autorenteam der Stoff nicht aus.
Die vorliegende, neueste Ausgabe 1/2021 von Photo-Deal ist wieder ein gutes Beispiel für diesen Wissensfundus. Wer sich für Exakta- und Edixa-Kameras interessiert, der kommt in dieser Ausgabe besonders auf die Rechnung. Zur Exakta werden die Baureihen 1 und 2 auf neun Seite besprochen, und über die Väter der Edixa gibt es Aufschluss auf sieben Seiten. Ob die Kameras miteinander verwandt sind, steht auch in diesem spannenden Artikel.
Ein weiterer Fundus ist der Artikel «Vergessenes und Unbeachtetes», in welchem wenig bekannte Details zu verschieden Sammlerkameras preisgegeben werden, wie der überlistete Schnelltrabsport der Robot, die Transportsperre bei der Retina oder mehr zum Innen- und Aussenbajonett der Contax.
Auch Leica-Fans kommen auf ihre Rechnung mit der Vorstellung der Leica M4-P «Everest-Edition», die auf der Photokina 1982 erstmals gezeigt wurde. Sie erinnerte an die vielen Leicas, die von berühmten Bergsteigern seit 1953 immer wieder auf das Dach der Welt mitgenommen wurden und ist heute ein begehrtes Sammlerstück.
Ein weiteres Highlight ist der Artikel über die vielen Versionen der Zeiss-Box «Tengor», die während drei Jahrzehnten eine der beliebtesten Kameras für Einsteiger war und von vielen Konkurrenten in ähnlicher Bauart angeboten wurde. Boxsammler Bernd K. Otto hat sich intensiv mit den verschiedenen Tengor-Varianten beschäftigt und schildert Details, die man bisher kaum wo in dieser kompakten Form gesehen hat.
Weiter lesenswert ist der Artikel zu 75 Jahre Photokina von Gert Koshofer, der wohl die meisten dieser gigantischen Fotomessen selbst miterlebt hatte. Auf acht Seiten gedenkt Koshofer dieser grossartigen Institution und deren internationalen Bedeutung in einem reichhaltig illustrierten Artikel. Wer selbst alle zwei Jahre nach Köln pilgerte, nicht nur um die heissesten Neuheiten zu sehen, sondern auch um die Stimmung der grössten Fotomesse der Welt mitzuerleben, wird sich in diesem Artikel wiederfinden. Schade ist dieses Kapitel – wie viele andere Grossmessen auch – vor zweieinhalb Jahren endgültig zu Ende gegangen.
Ein von jeher wichtiger Bestandteil von Photo-Deal sind die acht Seiten Kleinanzeigen, ein rege benutzter Marktplatz für allerlei Gebrauchtes und Begehrtes. Hier findet man Allerlei, um die bestehende Sammlung mit längst Gesuchtem zu bereichern, oder um die analoge Fotoausrüstung mit einem nützlichen Teil zu ergänzen, das schon längst aus den Regalen verschwunden ist.
Wenn Verleger Rudi Hillebrand im Editorial der vorherigen Ausgabe verkündete, dass das Heft künftig nur noch drei- anstatt viermal pro Jahr wie bisher erscheinen würde, dafür jedoch 10 bis 12 Seiten mehr Umfang pro Heft habe, so hängt dies nicht mit der wirtschaftlichen Lage zusammen, sondern ganz einfach mit der Tatsache, dass Rudi Hillebrand etwas mehr Zeit für sich und seine künstlerischen Faszinationen haben möchte. Diese Zeit darf er sich gerne nehmen und wir wünschen ihm viel Spass und Erfolg bei seinem kreativen Ausgleich.
Urs Tillmanns
Wo gibt es Photo-Deal?
In Deutschland ist die Zeitschrift an den grösseren Kiosken zu finden, oder man kann die Einzelnummern direkt beim Verlag bestellen. Das Abonnement kostet in Deutschland EUR 31,00 und für das Ausland EUR 41,00. Zum entsprechenden Bestellformular geht es hier.
Weitere Informationen finden Sie auf der Photo-Deal Website.
Die aktuelle Ausgabe Photo-Deal I/2021:
Geschichte: Die Exakta 4×6,5-Baureihen 1 und 2 (Folge 3)
Kameratechnik: Vergessenes und Unbeachtetes
Raritäten: Leica M4-P «Mount Everest-Edition»
Persönliches: Lindemanns: erste Adresse für Kamerasammler
Geschichte: Bauer RX1 und das Phantom der RX2
Geschichte: Kameras mit Eigenhistorie
Geschichte: Box-Tengor: 34 Jahre erfolgreich auf dem Markt
Kleinanzeigen: Schnäppchen auf acht Seiten
Geschichte: Die Väter und Entwickler der Edixa
Aktuelles: Neues aus der Photographica-Szene
Geschichte: 70 Jahre photokina: Die Photoszene 1950/51
Raritäten: Bob Willowby und sein Nikon REMO-RAD
Auf der Seite „Der Gipfel von 1982“ wird behauptet, dass Sir Edmund Hillary eine Leica IIIc bei der Erstbesteigung des Mount Everest dabei gehabt hätte. Andere Quellen (ulrichvogt.de) berichten von einer Retina Typ 118 (Bj.1935-1936). Was ist nun richtig?
Spannend. Habe schon paar mal davon gehört.
Auch wenn Leica nobler gewesen wäre: es warv eine Kodak Retina. https://www.nzherald.co.nz/nz/everest-camera-froze-famous-summit-images/Y6NWKLU23UFQD623UEHX73ILYQ/
Das erinnert mich an den Leica-Film von 2019 mit zur «Tank Man»-Aufnahme. Nur: Keiner der Fotografen benutzte damals eine Leica-Kamera, wie der Film nahelegt. Stattdessen arbeiteten Jeff Widener (AP), Charlie Cole (Newsweek), Stuart Franklin (Magnum) und Arthur Tsang (Reuters) mit Nikon-Kameras.
https://www.spiegel.de/netzwelt/web/leica-werbefilm-in-china-echte-fotografen-benutzten-nikon-kameras-a-1264584.html