SchrebergärtnerInnen sind aussergewöhnliche Menschen. Menschen, welche die Natur lieben und oft Stadtmenschen, die aus ihren vier Wänden ausbrechen wollen, um in ihrem Refugium auf ein paar Quadratmetern eine andere Welt zu geniessen. Eine Welt, in der sie frei atmen können, die weitab von allen Sorgen und Sozialschemen liegt, in der sie anpflanzen können was sie wollen und das Grüne pflegen und in dem sie ein zweites Zuhause haben, das ihnen Schutz und Geborgenheit vor Unwettern bietet. Ein Zuhause auch, in das man benachbarte Freunde zu einer geselligen Stunde einladen kann und ein, zwei Gläser köstlichen Weines geniessen darf. Manchmal werden auch drei daraus …
Diese kleine Welt fasziniert auf besondere Art. Abgesehen von einem Ort der Erholung bietet sie die Möglichkeit im kleinen Garten eigene Ideen zu verwirklichen, das anzupflanzen, was einem Spass macht und was man liebt und so den Menüplan mit Eigengewächs anzureichern – ohne Pestizide und Kunstdünger. Berechtigt dürfen sie stolz sein auf das was ihnen die Natur auf ihren paar Quadratmetern geschenkt hat – egal, wenn die Ruebli und Gurken halt nicht ganz so grad geraten sind, wie das die EU vorschreibt.
Unter den «Schrebergärtlern» entstehen oft tiefe freundschaftliche Beziehungen. Man wohnt ja am selben Gartenhag, da hilft man sich gerne mal aus oder lässt sich beraten, wie weit die Setzlinge auseinander aufgereiht sein sollen. Oder man sitzt gemütlich zusammen und wartet, bis der berühmte Sugo von Stefano so ist, wie er ihn haben will.
Stefanie und Gabi haben diese eigene Welt während drei Jahren intensiv besucht. Stefanie mit dem Notizblock, Gabi mit der Kamera. Sie sind Teil dieser Gemeinde geworden und haben viel über das Leben und Wirken dieser Menschen erfahren – und über Flachs, Sugo, Tandem, Okra und Setzlinge … Dabei ist ein Buch entstanden, das mit Fug und Recht als einzigartig bezeichnet werden darf. Es legt uns eine Welt offen, in die Normalbürger und Nichtgärtner sonst keinen Einblick haben, und man gewinnt Verständnis für diese Kleinparzellen am Stadtrand, an denen viele mit einem verständnislosen Lächeln vorbeifahren.
Aus fotografischer Sicht ist das Buch ein gelungener Bildband, der 14 subtil fotografierte Reportagen enthält. Gabi Vogt ist in der Fotografieszene als erfahrene und arrivierte Fotografin bekannt, die einen eigenen Stil pflegt, den sie immer wieder in ihren Porträts und Reportagen beweist. Sie lässt sich Zeit beim Fotografieren, baut als erstes Vertrauen auf und beobachtet das Geschehen. Erst wenn die Hürden respektvoll abgebaut sind, greift sie zur Kamera. Das war auch in den Schrebergärten wichtig: Zuerst zu dieser Gemeinschaft gehören, dann werden die Leute offen und bereitwillig.
Aus literarischer Sicht ist das Buch ein besonderer Leckerbissen, mit einem hohen Unterhaltungswert. Unterhaltung einerseits, Aufklärung anderseits. Die Geschichten, die uns Stephanie in ihrem erzählerischen Stil schildert, sind mehr als unterhaltend. Sie entführen uns in eine Welt, welche die meisten von uns kaum kennen und lässt uns in geselliger Runde des Wissensaustausches teilhaben. Wir erfahren viel über das Schrebergärtner-Latein, lernen interessante Leute und ihr Leben kennen, die hier ihren Ausgleich zum Alltag geniessen und erfahren viel über alle Arten von Setzlingen, über Rosenstöcke und über widerspenstiges Unkraut und wie man ihm Herr wird.
Für wen ist dieses Buch? Das Buch ist ein gekonnter Mix von hervorragender Fotoreportage und leichtem und originellen Lesestoff. Man kann es einfach geniessen – die Bilder sowie den Text – und dabei viel erfahren über eine neue beneidenswerte Welt. Für SchrebergärtlerInnen ist es fast ein Muss (und ein gutes Geschenk!), und Leuten, die sich für diese Welt interessieren und sich in Bild und Text unterhalten wollen, eine gute Empfehlung.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Die Autorin Stephanie Elmer und die Fotografin Gabi Vogt haben 14 Gärtner und Gärtnerinnen in ihren Schrebergärten besucht und in Text und Bild porträtiert. Schrebergärten prägen unsere Landschaft. Als kleines Dorf aus rechteckigen Gärten und schmucken Holzhäuschen ziehen Schrebergärten vor dem Zugfenster vorbei. Als in sich geschlossene Welt erscheinen sie beim Spaziergang am Stadtrand. Fahnen von nah und fern wehen im Wind, die Welt rückt hier zusammen, Parzelle an Parzelle. Bohnenstangen ragen gen Himmel, Fahnen von nah und fern, wehen im Wind. Doch Schrebergärten bieten auch Nährboden für Vorurteile. Bieder sollen sie sein, bünzlig, langweilig.
Die Fotografin Gabi Vogt und die Autorin Stephanie Elmer haben während drei Jahren vierzehn Schrebergärten besucht und ihre Gärtner und Gärtnerinnen porträtiert. Dabei habe sie Geschichten gefunden, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Zusammen mit den Grafikern Karin Meier und Felix Gübeli setzen Gabi Vogt und Stephanie Elmer die Porträts wie Mosaiksteine zu einem Bild zusammen, das zeigt: Schrebergärten sind nicht nur eine Welt für sich, sondern auch selbst eine «Monde Miniature», mit all ihren grossen und kleinen Geschichten.
Der Inhalt
Vorwort
Dickicht – Wurzeln bis Australien
Hüte – als ob die Erde beben würde
Die Farben / Hartes Brot / Der Garten / Das Unkraut / Das Gemüse / Das Gartenhaus /
System – Eins bis zwölf
Wurzeln – Zelte abbrechen und aufstellen
Sugo – Der wichtigste Tag im Gartenjahr
Kanada – Ein Dschungel, den wir Stück für Stück zu unserem Garten gemacht haben
Flachs – Der Weg zum Tuch beginnt mit den Samen
Areal – Im Garten sind doch alle gleich
Blumen – Malen
Truhe – Enziane und der verbotene Schatz
Tandem – Manuela Walter Roland
Okra – Bittermelonen, Zwiebeln & Bockshornklee
Setzling – Ordnungsmacher ist man auch in einem Garten
Freunde – Schnittstelle von Wegen, die sich verwoben haben
Hotspots der Biodiversität (von Stefan Ineichen, Stadtökologe)
Text, Gestaltung, Fotografie (Biografien)
Dank
Impressum
Die Macherinnen
Gabi Vogt (1976*) ist freischaffende Fotografin. Ihr Interesse an Menschen und deren Lebensgeschichten ist immer wieder Ausgangspunkt für neue Projekte. Spontan und präzise reagiert sie mit ihrer Kamera auf vorgefundene Situationen, auf der Suche nach dem, was ein gutes Porträt, eine spannende Geschichte ausmacht. Gabi Vogt ist Mitglied der Fotografen-Agentur 13 Photo und realisiert Arbeiten für Bücher, Magazine, Corporate und Werbung. Ihr urbaner Garten in der Stadt Zürich nimmt den Grossteil ihrer zwei Balkone ein. https://www.gabivogt.ch/
Stephanie Elmer (1983*) ist im Kanton Glarus aufgewachsen und hat ihre erste Geschichte geschrieben, bevor sie schreiben konnte. Ein Bauernhof-Buch aus Post-it-Zetteln, die Bilder gestempelt und der Text diktiert. Später hat sie in Luzern Kulturwissenschaften studiert, ist Co-Autorin des Glarner Alpenbuches und arbeitet als Redakteurin in Zürich. Sie pendelt heute zwischen dem Glarnerland, wo sie die Berge liebt, und Luzern, wo sie in Stadtnähe mit einem grossenwilden Garten lebt.
Karin Meier (1977*) und Felix Gübeli {1973*) sind ein eingespieltes Team. Nach vielen Jahren in der Stadt Zürich sind sie nun an den Badener Waldrand gezogen – dort haben sie nicht nur einen eigenen Garten, sondern auch Raum, um Ideen und Projekte zu spinnen, die sie zusammen in den Bereichen Kultur, Architektur und Wirtschaft realisieren. Daneben arbeiten beide als selbständige Grafiker. Karin Meier hat im Jahr 2000 die Formatur GmbH gegründet und Felix Gübeli 2001 die 8grafik AG.
Bibliografie
Stephanie Elmer, Gabi Vogt: «Flachs, Sugo, Tandem»
Geschichten aus dem Schrebergarten
336 Seiten, gebunden, Hardcover
180 Fotografien, Format 207 x 270 mm,
Edition Clandestin, Biel
Preis: CHF 56.– / EUR 50.–
ISBN 978-3-905297-93-5
Weitere Infos finden Sie auf dieser Website.
Das Buch kann im Buchhandel erworben, auf https://flachs-sugo-tandem.ch direkt bestellt oder im Ausland hier geordert werden.