Als Hermann Ritschard als Neunjähriger von seinem Vater eine Kamera geschenkt bekam, war dies die Initialzündung für ein Hobby, das ihn ein Leben lang beschäftigen sollte. Als 15-jähriger entwickelte er seine Filme selbst und sammelte erste Erfahrungen im Fotolabor. 1991 lernte er Peter Gasser kennen, besuchte verschiedene Kurse zur Grossformatfotografie und kaufte sich unter anderem eine neue Holzkamera im Format 30 x 40 cm, um künftig seine grossformatigen Negative im Direktverfahren kopieren zu können.
Hermann Rischard in seiner Ausstellung im Museum kunst+wissen in Diessenhofen
Entgegen allen Trends der Moderne ist Ritschard der analogen Grossformatfotografie treu geblieben und hat sich darauf konzentriert frühere Techniken zu praktizieren, wie das Salzpapierverfahren, die Kollodiumfotografie, den Van Dyke-Prozess nach Sir John Herschel sowie seine Silberhalogenid-Prints, die oft weichgezeichnete Motive zeigen.
In der Ausstellung sind vor allem Naturbilder von Hermann Ritschard zu sehen, aber auch Stillleben, Porträts und Ansichten seiner Wohnstadt Diessenhofen. «Ich habe mich nie bewusst auf bestimmte Motive festgelegt» sagt Hermann Ritschard. «Ich lasse mich inspirieren von Fotobüchern, Ausstellungen und Bildern in den Medien. Bilder, die mich bewegen, nehme ich auf und lasse sie in mir schlummern. Sehe ich etwas, z.B. auf einem Spaziergang, kann es vorkommen, dass ich spontan weiss: ‘dies ist mein Motiv’. Oft habe ich keine Kamera dabei, überlege mir im Voraus die bestmögliche Tageszeit, eventuell Jahreszeit, die passende Technik und gehe dann später mit der entsprechenden Ausrüstung hin und mache oft nur eine oder zwei Aufnahmen, nach meinen Vorstellungen komponiert und versuche mir auszumalen, wie das fertige Bild aussehen sollte. Ansel Adams hat geschrieben, dass man mit zwölf wirklich guten Aufnahmen pro Jahr zufrieden sein könne. Ein Grossteil meiner Bilder zeigt Ausschnitte aus der Natur, selten eigentliche Landschaften, aber auch Stillleben, alte Technik, Porträts. Ich fotografiere ausschliesslich in Schwarzweiss. Farben können auch sehr faszinierend sein, aber das überlasse ich andern. Photographen, die mich besonders beeindruckt haben und sicher einen Einfluss auf meinen Stil hatten, waren Andreas Feininger, Ansel Adams, lmogen Cunningham, Alfred Stieglitz, Albert Renger-Patzsch und viele andere».
Die Ausstellung ist im Erdgeschoss des historischen Gebäudes zu sehen, während im zweiten Kellergeschoss frühere fotografische Geräte und Utensilien, ein altes Fotostudio und ein Fotolabor befinden, wo auch einige der geplanten Veranstaltungen durchgeführt werden (siehe Kasten). Weiter sind hier einige historische Ansichten von Diessenhofen zu sehen, die auch im kürzlich erschienen Buch «Vom Holzschnitt zum Smarphone» (Fotointern berichtete) zu finden sind.
Urs Tillmanns
Das Rahmenprogramm
Samstag, 3. Juli 2021, 14:00 Uhr:
Vorführung «Vergrössern (analog)»
Samstag, 10. Juli 2021, 14:00 Uhr:
Vorführung: «Fotografieren mit einer verstellbaren Grossformatkamera»
Samstag, 14. August 2021, 14:00 Uhr:
Vorführung: «Wie macht man einen VanDyke-Print»
Sonntag, 22. August 2021, 15:00 Uhr:
Werkstattgespräch über Fotografie
Sonntag, 29. August 2021, 16:00 Uhr:
Finissage
Die Platzzahl der Vorführungen ist auf maximal 6 Personen beschränkt. Die Teilnahmegebühr beträgt CHF 10.- (Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre kostenlos). Anmeldung erforderlich bis am Vortrag der betreffenden Vorführung per E-Mail museum[at]diessenhofen.ch
Hermann Ritschard ist am 4. Juli sowie 15. und 21. August 2021 anwesend.
Weitere Informationen in diesem Flyer und auf der Website des Museums
Museum kunst + wissen
Museumsgasse 11
CH-8253 Diessenhofen
Tel. 052 533 11 67
Öffnungszeiten: Fr/Sa/So 14 bis 17 Uhr