Urs Tillmanns, 31. Juli 2021, 11:36 Uhr

Buchtipp: Joel Meyerowitz «Die Lizenz zu sehen»

Der Verlag Midas bringt eine neue Buchreihe hinaus, die «Masters of Photography». «Die Lizenz zu sehen» des Topfotografen Joel Meyerowitz ist das erste Buch dieser Reihe.

Dass Joel Meyerowitz die Buchreihe «Masters of Photography» eröffnet ist kein Zufall. Meyerowitz ist einer der bekanntesten Strassenfotografen, der seine praktische Erfahrung und seine Erlebnisse in Workshops und Publikationen vielen Interessierten weitergibt. Dass er in der Street-Photography eine gewichtige Stimme hat, beweisen nicht nur seine vielen beeindruckenden Fotos, sondern auch dieses Buch.

Wenn Sie hier eine Anleitung zum Fotogarfieren, mit der Erklärung aller Grundregeln und Kameradetails erwarten, dann liegen Sie falsch. Hier geht es nur darum, wie man die Motive sieht, wie man sie entdeckt, und wie man sie schliesslich in aussergewöhnliche Bilder umsetzt. «Aussergewöhnlich» ist das Stichwort, denn Meyerowitz’ Bilder sprechen eine eigene, eindrucksvolle Sprache, die er Ihnen in diesem Buch weitergeben will.

Die 20 kurzen Kapitel sind in der «Ich-Form» verfasst. Dadurch entsteht ein sympathischer Erzählstil, wie wenn Ihnen Joel Meyerowitz seine Geschichten selbst schildern würde. Es sind spannende Erlebnisse des berühmten Strassenfotografen, anhand derer er sehr viel Nützliches, Praxisbezogenes weitergibt. Hinzu kommt, dass die Bilder im Buch – die bis auf zwei Ausnahmen, eine von Robert Frank und die andere von Diane Arbus – alle von Meyerowitz stammen und meist einen direkten Textbezug haben.

Das Angenehme daran ist, das die Kapitel wenig, aber dafür einen aussagekräftigen Text enthalten, und dass dazwischen die Bilder ganz- oder oft sogar doppelseitig gezeigt werden. Keine langatmigen Texte also, sondern leichte und flüssige Lektüre, die man auch einfach mal so zwischendurch verschlingt. Zudem ist das Buch in einem handlichen Format (14,5 x 20 cm) gehalten, das man gerne mal auf die Reise oder als Ferienlektüre mitnimmt.

Für wen ist dieses Buch? Für alle, die sich in der Street-Fotografie etablieren oder verbessern möchten, um das Leben auf der Strasse mit seinen vielfältigen und oft skurrilen Situationen in starken Bildern zu dokumentieren. Joel Meyerowitz hat den Schlüssel dazu, den er Ihnen gerne weitergeben möchte.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Verlages

«Mit der Kamera in der Hand haben Sie die Lizenz zu sehen», Joel Meyerowitz

Die Lizenz zu sehen legt dar, wie der legendäre Fotograf Joel Meyerowitz denkt, sieht und fotografiert: von Tipps zur Street Photography, Überlegungen zur Komposition bis hin zum Wahrnehmen der Inspiration, die uns ständig umgibt. ln 20 kurzen Kapiteln teilt Joel Meyerowitz seine Leidenschaft und seinen ansteckenden Enthusiasmus für unglaubliche Fotografien mit uns.

 

Der Inhalt

1 Entdecken Sie Ihre Identität als Künstler
Zeigen Sie Ihre Sicht auf die Welt

2 Inspiration sammeln
Tauchen Sie ein in die Literatur über Fotografie

3 Die Strasse gehört Ihnen
Fotografieren Sie selbstbewusst

 

4 Augen auf in den Alltag
Entdecken Sie die Schönheit des Alltäglichen

5 Es lebe der Moment
Seien Sie präsent

6 Beziehungen pflegen
Schaffen Sie Verbindungen zu den Orten und zu den Menschen, die Sie treffen

7 Finde die Geschichte
Bilder erzählen Geschichten

8 Offen für Humor
Das Leben kann erstaunlich sein, also achten Sie auf lustige Momente

9 Suchen Sie das Detail
Manchmal haben die kleinsten Gesten und Ereignisse die grösste Wirkung

10 Mit Herz und Verstand
Nicht nur hinschauen, sondern auch reflektieren, was Sie sehen

11 Körpersprache und Kommunikation
Wohin mit Ihnen und was tun, wenn Sie jemand anspricht?

12 Virtuelles Spiel
Spielen Sie mit Ihrer Sichtweise

13 Mit der Kamera eins sein
Die Ausrüstung ist zwar nicht alles, aber Kamera und Objektiv sollten sich gut anfühlen

14 Die Mitte ist nicht immer das Ideal
Verschieben Sie den Fokus aus der Bildmitte

15 Hinweise zur Komposition
Einige Ideen zur Inspiration

16 Zeigen Sie Einsatz
Seien Sie mutig und überschreiten Sie Ihre Grenzen

17 Bei der Fotografie geht es um Ideen
Was wollen Sie ausdrücken?

18 Farbe oder Schwarzweiss?
Wählen Sie den Zugang, der am besten zu Ihrem Motiv passt

19 Licht als Motiv
Inspiration durch Licht und Schatten

20 Bearbeiten Sie Ihre Fotos
Geben Sie Ihrem Werk Form und Bedeutung

Dank
Die Autoren
Bildnachweise

 

Der Autor

Der in der Bronx geborene Joel Meyerowitz ist einer der renommiertesten Strassenfotografen der Welt. Er erhielt zwei Guggenheim Fellowship Awards, den National Endowment for the Arts Award und hatte über 350 Ausstellungen seiner Arbeiten. Während er vor allem für seine New Yorker Strassenfotografie bekannt ist, hat er auch einen unglaublichen Fundus an Dokumentar-, Landschafts-, Porträt- und Stilllebenfotografie geschaffen. Die Fotografie-Legende Joel Meyerowitz zeigt, wie Sie eine Kamera wirklich einsetzen, um sich die Strasse zu eigen zu machen, warum Sie immer offen sein sollten, wenn Sie die Welt betrachten, wie Sie Ihr Motiv in Szene setzen, wie wichtig es ist, das für Sie passende Objektiv zu finden und schließlich auch, wie Sie dem Spieltrieb freien Lauf lassen. Er berichtet von seinen Einflüssen und Erfahrungen, und verrät einige wertvolle Experten-Tipps und lüftet die Geheimnisse zu seinen besten Aufnahmen.

Lesen Sie auch:
«Joel Meyerowitz erhält den Leica «Hall of Fame» Award», (Fotointern 19.01.2017)

 

Bibliografie

Joel Meyerowitz «Die Lizenz zu sehen»

128 Seiten, gebunden, broschiert
mit Einklappumschlag, Format 145 x 200 mm
Verlag Midas Zürich, Midas Collection
Reihe «Masters of Photography», Nr 1
Preis: CHF 33 / EUR 22,90
ISBN 978-3-03876-175-4

Das Buch kann im Buchhandel gekauft, beim Verlag direkt bestellt oder im Ausland hier geordert werden.

 

Hinweis: In der Reihe «Masters of Photography des Midas-Verlags erscheint im August 2021 das Buch von Albert Watson «Wie ich Menschen sehe» und voraussichtlich im Februar 2022 «Tiere wie du und ich» von David Yarrow.

 

6 Kommentare zu “Buchtipp: Joel Meyerowitz «Die Lizenz zu sehen»”

  1. Da in vielen Ländern Europas ein äusserst restriktives »Recht am eigenen Bild« respektive »Persönlichkeitsrecht« gilt, kann man als Europäer wohl kaum etwas damit anfangen, es sei denn, man legt es darauf an, mit Klagen überzogen zu werden. fotointern sollte bitte mal die Unterschiede zwischen dem US-Recht und z.B. dem deutschen (französischen, britischen, etc.) Recht klarstellen, bevor die Leser in die grosse Falle der Abmahnungen und Klagen tappen. Ich wette, dass genau diese Problematik in dem Buch nicht hervorgehoben wird.

    1. @ Gerhard Rudolf. Es ist richtig, dass der amerikanische Autor nicht auf die länderspezifischen Unterschiede des Persönlichkeitsrecht eingeht. Aber darum geht es nicht in diesem Buch, sondern um die Arbeitsweise und die persönlichen Tipps von Joel Meyerowitz – und um seine Schule des Sehens. Tm

    2. @Gerhard Rudolf. Sie überlegen: fotointern.ch solle das internationale Recht vergleichend darstellen, „…bevor die Leser in die grosse Falle der Abmahnungen und Klagen tappen.“. Doch nicht die Leser könnten in eine grosse Falle tappen, sondern die Bildermacher. Für die Schweiz findet man das Grundlegende hier: https://www.edoeb.admin.ch/edoeb/de/home/datenschutz/Internet_und_Computer/veroeffentlichung-von-fotos.html . Europäische Staaten finden keine einheitliche Regelung und sind restriktiver als der amerikanische Gesetzgeber. Daher werden Gerichte zu entscheiden haben – für Überraschungen dürfte gesorgt sein! Zum Beispiel der Bundesgerichtsentscheid BGE 136 III 401 aus dem Jahre 2010 https://de.wikipedia.org/wiki/Recht_am_eigenen_Bild_(Schweiz) Wäre dieses Urteil heute noch möglich?

      1. Nun ja, mit »Lesern« waren natürlich die Bildermacher gemeint, die das Buch kaufen und dann einfach loslegen. Interessante Links zu der Rechtssprechung in der Schweiz. Nicht ganz so strikt wie in Deutschland… Jedoch bleibt der Effekt: die derzeitigen jungen Generationen werden weniger Momentaufnahmen aus ihrer Zeit haben. In Deutschland z.B. ist es nicht einmal erlaubt, Aufnahmen von Kindern bei der Einschulung zu machen, weil dann andere Kinder als das eigene auf dem Bild sein »könnten«, die dann in den asozialen Medien geteilt werden. Durch diese irrsinnigen Gesetze wird das Leben und die Erinnerung wieder einen Ticken ärmer.

      2. Wie bereits erwähnt, geht es bei diesem Buch geht es nicht um die Thematik des Persönlichkeitrechts, sondern um die Arbeitsweise und die Schule des Sehens von Joel Meyerowitz. Wir schliessen deshalb die Kommentarfunktion.

    3. Hier noch der Link zu einem früheren Artikel zum Thema Persönlichkeitsrecht. (Bitte beachten: Der Artikel stammt aus dem Jahr 2015 und Gesetzgebung und Rechtsprechung befinden sich in stetigem Wandel.)

Kommentare sind geschlossen.

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