Profifotograf Christian H. Hildebrand hat die neue Pentax K-3 MkIII in der Praxis erprobt. Er benutzt und testet die unterschiedlichsten Kamerasysteme, ist jedoch ein «Ur-Pentaxler», der in der analogen Zeit schon die Pentax LX als Favoritin nutzte. Seither hat er die technologische Entwicklung mit allen möglichen Kameras verfolgt – Spiegelreflex und Spiegellose. Bei der Vorstellung der Pentax K-3 MkIII Ende März stellte sich die Frage, was nach wie vor für eine SLR spricht und wie viel Potential diese Technologie noch hat. Christian H. Hildebrand geht in diesem Praxistext dieser Frage nach.
Pentax K-3 MkIII: Übersichtliche und ergonomische Anordnung der Bedienelemente. Diese können individuell belegt werden.
Das jüngste Kind aus der Erfinderschmiede des Pentaprismas bringt eine massiv überarbeitete Version der APS-C SLR Pentax K-3 auf den Markt. Erster Eindruck: Die Kamera erweist sich als sehr handlich und wartet mit ein paar Schmankerl auf, welche ich im Verlauf vorstellen möchte.
Die Testausrüstung: Pentax K3 MK III mit Pentax DA 16-85mm 3.5-5.6 | Sigma 28-105mm 2.8-4 ASPH | SMC-A 50mm 1.7
Die technischen Eckdaten versprechen einiges: 26 MP, rückseitig belichteter APS-C Sensor, ISO Werte bis 1’600’000, Serienbildgeschwindigkeit bis 12 Bilder/s, staub- und spritzwasserdichtes Magnesiumgehäuse, Bildstabilisator intern mit Kompensation von bis zu 5.5 Blendenstufen, Pixelshift und Astrotracing, 2 SD-Speicherslots, Touchscreen, Sucher mit 100% Bildfeldabdeckung und 1.05-facher Vergrösserung.
Klatschmohn in Blumenwiese (16-85 bei 85mm f6.3)
Als langjähriger analoger «Pentaxler» war ich mächtig gespannt, nach der LX von 1981 40 Jahre später eine hochmoderne Digitale Pentax in die Hand zu nehmen. Wie damals ist die Haptik der Kamera auch heute sehr wertig. Die Bedienungselemente sind dort, wo sie hingehören, und die Kamera liegt sehr gut in der Hand.
Schwarzkolbiger Braun-Dickkopffalter auf einer Rotkleeblüte (85mm f8)
Neu hinzu gekommen ist der Joystick für die Verschiebung der AF-Felder, der sich in optimaler Griffnähe befindet. Was gewisse Fachmagazine als unverständlich monieren, wonach das Joystick nicht zum Navigieren von Menüs genutzt werden kann, erachte ich eher als Vorteil. Ich komme schon gar nicht in Versuchung, dieses anderweitig zu bedienen. Die Navigation in den Menüs gelingt bequem mit der darunterliegenden 4-Weg-Tastenkombination.
Brunnenausguss mit dem SMC-A 50mm 1.7 bei f8 und manueller Scharfeinstellung fotografiert
Eine wahre Freude ist der Sucher. Als Brillenträger und auch mit Abstand ist er problemlos überblickbar, präsentiert das Bild sehr hell, und man taucht richtig ins Motiv ein. Der perfekte Sucher ist immer noch ein Schlüsselargument für den Kauf einer Spiegelreflex-Kamera – und darum ist Pentax auch diesem Prinzip treu geblieben.
Ein spezielles Bedienungs-Merkmal sind die drei Drehräder. Die bei vielen Kameras gewohnten Zeigfinger- und Daumenräder sind ideal platziert. Ein drittes, etwas grösseres gummiertes Drehrad thront in Daumennähe auf der Gehäuseschulter.
Dieses Drehrad ist aus gutem Grund nicht beschriftet, denn es kann mit einer x-beliebigen Funktion belegt werden. Ich nutzte es für die Belichtungskorrektur, die damit blitzschnell vorgenommen werden kann.
Kräftig-saftige Farben bei trübem Wetter über dem Zugersee (16-85 bei 16mm f8)
Bei der K-3 MkIII kann praktisch jede Taste mit einer andern als der gekennzeichneten Funktion belegt werden. Das ist durchaus praktisch, insbesondere wenn man, wie ich, sonst meistens mit einer andern Marke fotografiert. Ich konnte die Belegung weitgehend so konfigurieren, wie ich es sonst gewohnt bin und die Kamera danach fast blind bedienen. Die Individualisierungsmöglichkeiten sind bei der K-3 Mk III fast endlos, man kann sich so richtig darin verlieren … Aber eben: man kann – jedoch man muss nicht.
Selbst im Gegenlicht beisst sich der Autofokus schnell und präzis auf dem Schmetterling fest (16-85 bei 85mm f7.1)
Eigenschaften, die mir besonders aufgefallen sind
• Die Kamera ist nach dem Einschalten sofort bereit und zeigt auf dem Schulterdisplay alle wichtigen Parameter an.
• Der Autofokus ist schnell und präzise. Er beisst sich auch bei wenig Licht zackig am Motiv fest.
• Das Auslösegeräusch ist für eine DSLR sehr diskret; das ist keine Selbstverständlichkeit.
• Die Seriengeschwindigkeit habe ich nicht nachgemessen, sie ist aber im H-Modus sehr hoch.
• Der gehäuseintegrierte Bildstabilisator arbeitet mit allen Objektiven sehr effizient.
• Pixelshift und Astrotracing habe ich in der kurzen Testzeit nicht unter die Lupe genommen, doch bedient Pentax diesen Bereich schon länger erfolgreich.
Hält nicht lange still: Der Autofokus erfasst das Auge des Zauneidechsen-Weibchens präzise (16-85 bei 85mm f8)
Da Pentax das Bajonett mechanisch nie veränderte, sind auch die meisten alten Objektive noch einsatzfähig. Insbesondere die mit elektrischen Kontakten werden sofort erkannt und funktionieren einwandfrei. Sogar ein 16-jähriges Sigma 2.8-4/28-105mm Asph. mit Stangenautofokus lief ohne Zicken.
Das manuelle Scharfstellen eines SMC-A 50mm f1,7 mit dem Auge am Sucher erfordert etwas Übung. Die Scharfstellhilfe im Sucher funktioniert zwar, nur ist man beim Einwiegeln der Schärfe halt auch mal knapp daneben.
Available-Light Bild mit ISO 6400 und dem Sigma-Objektiv 2.8-4/28-105 ASPH bei f5.6 und 105mm
Die Bildqualität ist sehr hoch, die RAW Dateien (ich habe die DNG getestet) haben einen grossen Dynamikumfang und damit viel Entwicklungspotential bei der Postproduktion. Bereits in Verbindung mit dem preisgünstigen Universalzoom 3.5-5.6/16-85mm sind qualitativ hochwertige Aufnahmen das Ergebnis.
Belichtungs- und Korrekturmöglichkeiten dank hohem Dynamikumfang (vor und nach der Bearbeitung)
Spannend war auch das Ausreizen der ISO-Einstellungen. Gute Bildresultate sind bis ISO 6400 gegeben, ISO 12’800 wenn’s sein muss – danach wird’s unschön. Der maximal anwählbare Wert lieg bei 1.6 Millionen ISO! Das tönt zwar verlockend, ist aber wie auch bei der Konkurrenz natürlich kaum fotografisch brauchbar.
Pentax K-3 MkIII: ISO-Reihe von 200 bis 1,6mio
Und doch, einen ungewollten Reiz hat diese Einstellung aber, denn das Rauschen, bzw. die Körnigkeit ist so hoch, dass das «Bildresultat» an den französischen Pointillismus erinnert. Dabei ist kein Banding sichtbar, was die Bilder vielleicht als digitale Kunstrichtung zum Leben erwecken könnte.
Mit 1,6mio ISO aufgenommene Waldlandschaft – und zwei ND 0,9 Filtern vor dem Objektiv (Foto: Urs Tillmanns)
Fazit:
Pentax hat bei dieser Kamera sehr vieles richtig gemacht und bietet für einen moderaten Preis ein sehr kompaktes, robustes Kraftmonster, welches auch diesen Sommer häufige intensive Regengüsse klaglos wegsteckt. Der eingebaute Bildstabilisator funktioniert mit allen Objektiven sehr gut und rettet manche freihändige Aufnahme bei wenig Licht. Mit den heute verfügbaren Objektiven wird diese Kamera mit ihren Qualitäten auch jemanden aus der Vollformat-Fangemeinde glücklich machen.
Praxisaufnahmen: Christian H. Hildebrand
Text: Christian H. Hildebrand und Zaboo
Produktebilder: Christian H. Hildebrand und Urs Tillmanns
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• Erstvorstellung der Pentax K-3 MkIII am 30. März 2021
• Blogeintrag und Instagram-Post von Christian H. Hildebrand
Christian H. Hildebrand und Zaboo
Berufsfotograf Christian H. Hildebrand lebt und arbeitet mit der Porträtistin Zaboo zusammen. Daraus entstehen von Spontaneität geprägte Projekte. Sobald sie wieder Zeit für sich haben, suchen sie auf ihren Reisen nach neuen Ideen und Motiven. Eines ihrer Langzeigprojekte sind die Roten Schuhen, mit denen sie bereits in Hamburg, Bonn und Schaffhausen aktiv waren.
Im Alltag führen sie Aufträge mit Schwerpunkt Event, Porträt, Firmenportrait, Image, CI und Architektur aus. Auch A-La-Carte Events mit gemischten Aktionen und Performances Foto/Malerei und Teilnehmer-Animation gestalten sie für ihre Kundschaft. Christian H. Hildebrand ist ausserdem für die lokale und internationale Presse tätig. Webseite: fotozug.ch, Instagram @fotozug.ch
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