Der Fotowettbewerb der Schweizerischen Vogelwarte geniesst unter den ornithologischen Fotografen eine internationale Bekanntheit. So nahmen dieses Jahr mehr als 700 Fotografinnen und Fotografen aus 21 Ländern daran teil und reichten insgesamt 9450 Bilder ein. Der Wettbewerb ist wiederum in die bisherigen Kategorien «Allgemein», «Emotion» und «Aktion» sowie der neuen Bildergruppe «Vogel und Mensch» unterteilt. Die kritischen Augen der Jury überzeugte der Schnappschuss eines Schwarzspechts aus einer ungewohnten Perspektive als bestes Bild.
Gesamtsieger: Markus Varesvuo, «Schwarzspecht»
«In diesem Bild habe ich eine typische Dezemberstimmung an einem bewölkten Tag eingefangen; kein scharfer Kontrast, aber viel Licht. Ich habe mit einer Fernsteuerung von einem Versteck aus fotografiert und meine Kamera mit einem Weitwinkelobjektiv an einem Baum befestigt, mit dem Objektiv nach unten. Und siehe da, der hübsche Specht kommt zum Fressen!»
Markus Varesvuo, Finnland: Der preisgekrönte Naturfotograf und Autor Markus Varesvuo, hat sich auf die europäischen Vögel, insbesondere auf die nordeuropäischen Vogelarten spezialisiert. Wohnhaft in Helsinki verbringt er während der Vogelzugzeiten viel Zeit auf einer kleinen, Insel vor der finnischen Küste. Markus Varesvuo liebt es, packende Vogelbilder zu machen, besonders in winterlichen Konditionen. http://www.instagram.com/markusvaresvuo
Kategorie «Allgemein»
1. Platz: Jörg Stemmler, «Wendehals»
«In vielen alten Obstplantagen in meiner Umgebung ist der Wendehals zu Hause. Er teilt sich das Revier mit Bienenfressern. Hauptsächlich der Bienenfresser wegen habe ich ein kleines permanentes Versteck, aus dem ich unzählige Bilder dieser beiden Vogelarten geschossen habe. Bei diesem Bild beeindruckte mich die grossartige Tarnwirkung seines Gefieders, welches den Wendehals fast unsichtbar macht.»
Jörg Stemmler, Deutschland: Die Vogelfotografie war vor etwa 20 Jahren mein Einstieg in die Tierfotografie. Auch heute gehören die Vögel zu meinen hauptsächlichen Motiven. Inzwischen sind aber auch andere Tiere – von der Eidechse bis zum Grizzlybären – dazu gekommen. Fast alle meiner Fotos sind aus Verstecken heraus entstanden. Dabei bereitet mir der gesamte Weg, vom Erkunden der Lebensweisen der Arten, über das Anlegen der Verstecke bis zur Entstehung des Bildes sehr viel Freude. Wichtig ist mir, die Tiere möglichst nicht zu stören. Nur so erhält man authentische Bilder, die einen Einblick in die natürliche Lebenswelt der Tiere zeigt. Meine Bilder zeige ich auf diversen Vorträgen, in Publikationen und Kalendern. www.naturfoto-stemmler.de
2. Platz: Mateusz Piesiak, «Bergfink»
«Ein riesiges Sonnenblumenfeld konnte wegen des feuchten Bodens nicht gemäht werden. Im Winter lockte es Tausende Vögel verschiedener Arten an, vor allem Bergfinken. Ich beschloss, sie aus ihrer Perspektive zu fotografieren. Dazu benutzte ich ein Weitwinkelobjektiv, verdeckte es mit Schnee und ging mit einem Fernauslöser weg. Nach ein paar Minuten kam ein ganzer Schwarm direkt vor meine Kamera.»
Mateusz Piesiak, Polen: Ich bin ein Wildtierfotograf aus Polen. Fasziniert von der Natur, dokumentiere ich seit über 10 Jahren einzigartige Momente in der Tierwelt, was viel Geduld erfordert. Oft tauchen die Tiere auch nach stundenlangem Warten nicht auf und ich komme ohne ein Foto nach Hause. Wenn ich dann aber endlich das ersehnte Foto schieße, wird jede Mühe belohnt. Bei der Naturfotografie geniesse ich das Gefühl, wenn ich in meinem Versteck wie ein Besucher in der ersten Reihe des Theaters sitze und das grosse Naturschauspiel bewundere. Es ist eine wahre Ehre, diese Momente mitzuerleben und sie durch meine Fotos mit anderen Menschen zu teilen. http://www.mateuszpiesiak.pl/
3. Platz: Alwin Hardenbol, «Bartmeise»
«Jeden Winter scheint ein grosses Schilfgebiet in meiner Gegend eine Schar von Bartmeisen anzuziehen. Ich beschloss, für ein paar Tage dorthin zu reisen, um diese schönen Vögel zu fotografieren. Für dieses Bild habe ich die Biegung des Schilfs sorgfältig in den Rahmen gesetzt und den Kopf des Vogels in der Bildmitte positioniert.»
Alwin Hardenbol, Finnland: Im Alter von 13 Jahren entdeckte ich beim Vögel beobachten mit meinem Onkel die Leidenschaft für die Natur. Da ich mich sehr für die Vogelfotografie interessierte, schenkten mir meine Eltern zwei Jahre später meine erste Kamera. Viele Jahre später hat sich das Fotografieren der Vögel zu einer Passion entwickelt. Heute, mit 28 Jahren habe ich mich auf Fine Art Bilder aus der Natur spezialisiert. Gleichzeitig arbeite ich als Ökologe und beschäftige mich mit Naturschutzfragen in borealen Naturwäldern. https://www.alwinsnature.com/
Kategorie «Emotionen»
1. Platz: Etienne Morel, «Eisvogel»
«Am Ufer der Drôme entdeckte ich eine aktive Eisvogelhöhle. Während der Fütterungszeit fiel mir auf, dass die Eltern vor und nach dem Füttern immer wieder an der gleichen Stelle landeten. Ich konnte damit den Blickwinkel wählen, auf das richtige Licht warten und dieses leuchtende Ergebnis erzielen.»
Etienne Morel: Ich habe die Fotografie im Alter von 14 Jahren entdeckt. Meine erste Kamera war eine kleine, manuelle Voigtländer. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich heute noch sehr empfindlich auf die verschiedenen Licht- und Farbtöne in der Natur reagiere. Ob es nun weich, warm, gedämpft oder extravagant ist, ich bin immer vom Licht fasziniert. Ich habe bei meiner Fotografie keinen naturalistischen Ansatz, sondern eher ein künstlerisches und grafisches Auge. Ich bin nicht an Nahaufnahmen oder ‘Augenweiden’ interessiert sondern arbeite gerne mit schönen Lichtern und schaffe Atmosphären.
2. Platz: Daniele Occhiato, «Rohrammer»
«Dieses Bild habe ich während einer der vielen Fotosessions an meiner Winterfutterstellen aufgenommen. Der besondere «Mond»-Effekt des Hintergrunds ist auf die Reflexion der Sonne auf einem entfernten Fenster zurückzuführen, die jeden Abend bei Sonnenuntergang auftrat: Die Marmorstruktur ist hingegen auf die Vegetation zurückzuführen, die sich unmittelbar hinter den ruhenden Vogel befand.»
Daniele Occhiato, Italien: Ich bin ein Vogelbeobachter und Vogelfotograf aus Italien, wo ich die meisten meiner Fotos mache. Seit meiner Kindheit interessiere ich mich für Vögel. Als Teenager begann ich als einfacher Vogelbeobachter. Die Leidenschaft für die Vogelfotografie entwickelte sich später und wurde zum wichtigsten Teil meines Lebens – neben meiner Familie und meiner Arbeit. Ich interessiere mich besonders für die Vögel der Westpaläarktis und obwohl ich gerne alle Vögel fotografiere, habe ich eine besondere Vorliebe für einige Singvogelarten wie Grasmücken, Lerchen, Meisen und Ammern sowie für Watvögel, Möwen und Enten. Meine Bilder sind in zahlreichen Zeitschriften, Büchern und anderen Publikationen veröffentlicht worden. Ich achte bei meinen Bildern immer auf eine perfekte Komposition bei perfektem Licht und einen sauberen Hintergrund. www.danieleocchiato.it
3. Platz: Christoph Kaula, «Bergfink»
«Vor Jahren beobachtete ich das erste Mal Millionen Bergfinken, die sich an einem Schlafplatz sammelten. Seitdem hoffte ich auf eine Wiederholung und letzten Winter ging dieser Wunsch in Erfüllung. Circa zwei Millionen Vögel schliefen in einem Fichtenwald. Ich nutze mein Stativ, um länger zu belichten. Die entstandene Dynamik im Bild, gepaart mit den sitzenden Bergfinken veranlasste mich dieses Bild einzureichen.»
Christoph Kaula, Deutschland: Christoph Kaula ist 1990 in Frankfurt am Main geboren und seit rund zehn Jahren auf die Fotografie von Wildtieren spezialisiert. Sein Biologie-Studium brachte ihn an die unterschiedlichsten Orte der Welt, doch sein Fokus liegt auf der heimischen Fauna. Insbesondere die urbane Tierfotografie hat sich in den letzten Jahren zu einem Schwerpunkt entwickelt. www.chriskaula.com
Kategorie «Aktion»
1. Platz: Oliver Richter, «Wacholderdrossel»
«2020 gab es eine besonders grosse Apfelernte im heimischen Wildgarten und viele Äpfel blieb am Boden liegen. Wacholderdrosseln, Amseln und Stare kamen dank dieser Zusatznahrung gut über die harte Zeit. Trotz des vielen Fallobstes gab es immer wieder Rangeleien. Diesen Moment einzufangen war mein das Ziel. Die zahlreichen Interaktionen halfen über die vielen Stunden bei Eiseskälte im Tarnzelt gut hinweg.»
Oliver Richter, Deutschland: Oliver Richter (51) ist leidenschaftlicher Naturfotograf und -filmer, der vor allem in seiner mitteldeutschen sächsischen Heimat viele Motive findet. Selbst erarbeitete Langzeitprojekte von Arten direkt vor der Haustür bilden den Schwerpunkt seiner fotografischen Arbeit. Aber auch in den Weiten Skandinaviens findet er gemeinsam mit seiner Frau Kraft und Ruhe bei ausgedehnten Wanderungen abseits der Zivilisation. www.richter-naturfotografie.de
2. Platz: Markus Varesvuo: «Wasseramsel
«Wasseramseln bleiben im Norden, trotzen Eis, Schnee, Dunkelheit und extremer Kälte, während die meisten anderen Vogelarten im Winter in den Süden zu ziehen. Wasseramseln suchen sich Orte, an denen das Wasser den ganzen Winter über offen bleibt. Dort schwimmen diese kleinen Vögel im eiskalten Wasser, tauchen, um wirbellose Wassertiere zu finden, stehen im Schnee und überleben nicht nur, sie fühlen sich wohl.»
Markus Varesvuo, Finnland: Der preisgekrönte Naturfotograf und Autor Markus Varesvuo, hat sich auf die europäischen Vögel, insbesondere auf die nordeuropäischen Vogelarten spezialisiert. Wohnhaft in Helsinki verbringt er während der Vogelzugzeiten viel Zeit auf einer kleinen, Insel vor der finnischen Küste. Markus Varesvuo liebt es, packende Vogelbilder zu machen, besonders in winterlichen Konditionen. www.instagram.com/markusvaresvuo
3. Platz: Kurt Buchelt, «Birkhuhn»
«Als wir an diesem Morgen in der Ansitzhütte sassen lagen einige Zentimeter lockerer Pulverschnee, es schneite leicht weiter und es ging ein böiger Wind. Die Hähne wirbelten bei ihren Auseinandersetzungen den Schnee immer wieder auf. Mit längeren Belichtungszeiten konnte ich Wischer-Aufnahmen machen, die die Dynamik und Explosivität der Kämpfe noch unterstrichen.»
Kategorie «Vogel und Mensch»
1. Platz: Christof Wermter, «Uhu»
«In zwei aufeinander folgenden Jahren brütete ein Uhupaar auf dem Gelände einer Zeche im Ruhrgebiet. Das Nest befand sich auf dem Fenstersims eines alten Gebäudes. Regelmässig suchte sich das Weibchen als Ruheplatz dieses alte Fenster aus und beobachtete von dort die Umgebung. Das Bild habe ich ausgesucht, weil es sehr schön die Anpassungsfähigkeit von Uhus an die menschliche Umgebung zeigt.»
Christof Wermter, Deutschland: Bereits als Kind interessierte ich mich für die Tiere und Pflanzen in meiner Umgebung. Mit der Fotografie habe ich einige Jahre später angefangen, um zunächst das Gesehene zu dokumentieren. Im Laufe der Zeit lernte ich immer wieder Neues im Bereich der Fototechnik und über meine Motive dazu. Bis heute steht die Begeisterung für die Natur und das Erleben in der Natur im Vordergrund. Und das Lernen hat immer noch nicht aufgehört. www.naturfoto-wermter.de
2. Platz: Simone Baumeister, «Blaumeise»
«Mitten auf einer Hauptverkehrskreuzung brütete das Blaumeisenpaar in einem Ampelmast. Die Nahrung suchten sich die Vögel in einem Garten bei der Kreuzung. Es war wirklich beeindruckend, wie gut die Meisen sich dem erheblichen Verkehr angepasst und ihn bei ihren Nahrungsflügen berücksichtigt haben. Ganz nebenbei habe ich mit dem grossen Teleobjektiv auch noch für das Einhalten der Verkehrsregeln gesorgt, da viele Autofahrer dachten, ich würde Verkehrskontrollen durchführen.»
Simone Baumeister, Deutschland: Im Münsterland (Deutschland) lebend, habe ich viele unterschiedliche Habitate in erreichbarer Nähe. Was es dort zu entdecken gibt, wenn ich mit wachen Augen durch die Wälder, Wiesen, Berge und Moore streife, ist einfach wunderschön. Besondere Momente mit der Kamera einfangen zu können empfinde ich dabei als Geschenk und es freut mich, wenn meine Bilder Menschen für den Wert der Natur sensibilisieren können. www.naturfoto-baumeister.com
3. Platz: Jorge Ruiz del Olmo, «Braunkehlchen»
«Jedes Jahr überqueren über zwei Millionen Vögel die Pyrenäen auf ihrer Reise nach Afrika. Vögel, die vor riesigen Herausforderungen stehen, aber auch gegen menschgemachte Gefahren zu kämpfen haben. Für dieses Braunkehlchen endete die Reise, als es mit einem Auto kollidierte. All seine Überlebensstrategien, das Wissen über die Zugwege … ein eindrückliches Leben ist in einer Sekunde zerstört.» www.jorgeruizphotography.com
Die Jury
Marcel Burkhardt (Projektleiter Schweizerische Vogelwarte); Bertrand Gabbud (Vorstandsmitglied der Association suisse des photographes et cinéastes naturalistes); Mel Weber (Naturfotografin); Hansruedi Weyrich (Naturfotografen Schweiz NFS) und Martin Wieser (Segment Development Manager bei Canon SA).
Portfolio 9 – der Bildband
Die besten Fotos in der Endauswahl des Wettbewerbs 2021 werden auch als Fotoband publiziert, der ab Mitte November unter www.vogelwarte.ch/shop erhältlich ist.
Weitere Informationen: Die Fotos der Endauswahl sind auf photo.vogelwarte.ch zu sehen. Hier sind auch alle Angaben zum nächsten Fotowettbewerb zu finden, der im Mai 2022 stattfinden wird.