Urs Tillmanns, 16. Oktober 2021, 11:48 Uhr

Buchtipp: Barbara Faissler «Wirken im Wandel»

Die Schönau in Wetzikon ist ein idyllischer, ja fast mystischer Ort. Die ehemalige Spinnerei, einer der damals wichtigsten Arbeitgeber des Ortes, wurde 1991 stillgelegt und wird seither als Büro-, Gewerbe- und Lagerfläche zwischengenutzt. Viele Kreative haben sich inzwischen in der Schönau heimisch etabliert, Architekten, Musiker, Therapeutinnen, Künstlerinnen aller Gattungen, verschiedenste KMUs und Fotografen, darunter auch Barbara Faissler mit ihrem Atelier, die sich vor allem der Reportage, Porträts, Architekturfotos, der Werbung und Sozialdokumentation widmet.

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Schönau pflegen einen inspirativen und herzlichen Kontakt untereinander. Man begegnet sich auf einen kurzen Schwatz, man berät sich hin und wieder gegenseitig, man hilft sich da und dort mal schnell aus und man geniesst auch gelegentlich die Freizeit miteinander, zum Beispiel am «Schönautag», der als geselliger Anlass vor rund einem Monat stattgefunden hatte. Dieser besondere Geist in der Schönau hat Barbara Faissler bewogen, die «Schönauerinnen» und «Schönauer» in einem Fotoprojekt zu dokumentieren. So ist dieses Buch entstanden.

Die Idee: Auf je einer Doppelseite sollen die Persönlichkeiten der Schönau mit einem Porträt und einem Bild ihrer Umgebung gezeigt werden. So lernt man nicht nur die interessanten Menschen der Schönau im Bildband kennen, sondern man gewinnt auch einen Eindruck ihres Wirkungsfeldes, der Architektur des denkmalgeschützten Spinnereiareals und der romantischen Umgebung mit dem Park, dem eigenen Wasserkraftwerk und dem eindrücklichen Hochkamin. Den Leuten ist es wohl hier. Das fördert Kontakt untereinander und wirkt sich positiv und kreativ auf ihre Arbeit aus. «Die Schönau ist eine Oase. Ich geniesse die Stille in meinem Atelier, denn – so paradox es klingen mag – ich produziere mit meinen Tönen auch Stille» sagt der Klangkünstler Pius Morger auf der Website www.schoenau-wetzikon.

Auch das Buch von Barbara Faissler dürfte nicht nur dieser Kontaktförderung dienen, sondern es verhilft auch dem einen oder anderen Gewerbetreibenden dazu, dass er über das Schönauareal hinaus an Bekanntheit gewinnt. In erster Linie ist das Buch jedoch eine sehr gelungene Arbeit der Porträtfotografie, die sich nicht nur auf Fotos der Personen beschränkt, sondern besonders auf deren unmittelbares Arbeits- und Freizeitumfeld in der Schönau. Es ist eine Sammlung von sehr ausdrucksstarken Porträts und eine Dokumentation über ein Arbeits- und Wohnzentrum, das mit seiner langen Tradition und einer typischen Architektur erhaltenswürdig ist.

Für wen ist dieses Buch? Es hat mehr als nur lokale Bedeutung. Es ist eine wichtige baugeschichtliche Dokumentation über ein Fabrikareal, das mit der Umnutzung zu einem wichtigen und inspirativen Kreativraum geworden ist. Aus fotografischer Sicht ist es ein hervorragendes und sehr gelungenes Beispiel projektbezogener Porträtfotografie, das nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner und ihr unmittelbares Umfeld zum Inhalt hat, sondern in dem auch «der Geist der Schönau» zum Ausdruck kommt.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Verlages

Mitten in Wetzikon steht ein historisches Gebäude – die Schönau. Erbaut im Jahre 1823, produzierte die Baumwollspinnerei noch bis vor 26 Jahren. Heute wohnen und arbeiten rund 63 Personen in diesem geschichtsträchtigen Gebäude, in idyllischer Umgebung. Seit 17 Jahren ist die Fotografin Barbara Faissler selbst dort Mieterin eines Ateliers. In dieser Zeit wurde ihr bewusst; so unterschiedlich die einzelnen Räume in der Schönau sind, so unterschiedlich sind auch die Menschen die sie beleben. Kulturschaffende, Architekten, Therapeuten, Designer, Handwerker, Schauspieler und Musiker, im Alter zwischen 18 und 83 Jahren. Die Publikation, dessen Kern die Portraitfotografie ist, soll den Betrachter mittels Texten aus den Bereichen Stadtkultur, Industriegeschichte und der Fotografie auf die gängige Siedlungspolitik und deren Konsequenzen sensibilisieren.

Die Publikation, dessen Kern die Portraitfotografie ist, soll den Betrachter mit Texten aus den Bereichen Stadtkultur, Industriegeschichte und der Fotografie auf die gängige Siedlungspolitik und deren Konsequenzen sensibilisieren. Das Wechselspiel von Raum und Mensch wird von Barbara Faissler fotografisch festhalten. Es ist eine gleichzeitige Dokumentation von Vergangenem und Geschehenem.

 

Der Inhalt

Barbara Faissler: Ein Ort, an dem man die Geschichte riechen kann – Räume voller Menschen und Erinnerungen

Marcel Fürer, Landschaftsarchitekt / Ruth Brändli, Psychotherapeutin / Hermann Cäsar Bitzer, Assembleur / Siglinde Wittwer, Künstlerin

 

Christine Faissler: Im Atelier

Simon Reinker, Fotograf und Filmemacher / Urs Möckli, Naturfotograf

Hans-Peter Bärtschi: Die schöne Au, ihre Spinnerei und die Umnutzungen

 

Walter Känel, Architekt / Charly Pipa, Bewohner / Marion Mühlebach, Schauspielerin / Inge Christen, Keramikerin / Martin Seitlinger, Bewohner / Jeanine Osborne, Cross Media-Artist / Tom Marty, Schreiner / Verena Bisang, Malbegleiterin / René Sennhauser, Saisonarbeiter in Kunst und Kommunikation / Kristi Trafelet, Schauspieler und Musiker / Franz Bittmann, Yumi Adachi, eleven GmbH / Luka Peters, Naturpädagoge, Musiker und Fotograf / Juana Strebel, Yogatherapeutin und Leerraumsuchende / Pius Larcher, Kunstschaffender und Lehrer / Susann Schneider, Bewohnerin / Jouke Seffinga, Architekt / Brenno und Susi Pezzatti, Bewohner / Sharon Moll, Softwareentwickler / Regina Sundholt Vettinger, Tattoo-Artist und Astrologie / Isabel und Mnauel Garcia, Manolo Romero, Bewohner

 

Christine Faissler: Ein Leben in der Schönau

Mark Weber, Kaufmann und Produktentwickler / Marcel Mühlemann, Bauzeichner / Fredi Hüberli, Künstler / Thomas Böni, Arzt und Bücherfreud 7 Kiki Capol und Thomas Hurter, Bewohner / Andreas Grossenbacher, Qi Gong/Taiji-Lehrer / Maya Stockmann, Künstlerin

David Streiff: Einblicke

 

Lukas Krähenbühl, freischaffender Künstler und Naturtherapeut / Pius Morger, Klangkünstler / Melanie Rohrer, Unternehmerin / Simon Bieri, Philosophie- und Sprachlehrer / Christian Känzig, Röbi Hess, Michi Sax, Kalif Storch / Caroline Rohrer, Daniele und Tobias Stuber, GroovinSpirits / Stefan Winkler, Produzent elektronische Tanzmusik / Fiona Fäs, Soundtheater / Roland Leu, Architekt / Rahel Vögeli, Wegbegleiterin / Regula Kolar, Wissenschaftlerin / Clea Bitzer, Künstlerin / Susi Schär,. Bewohnerin / Eve Escher, Näherin / Jan Hubacher, Schauspieler / Marlies Kataya, Künstlerin / Yves Moret, Sichtbarkeitsmanager / Godi Schmied, Verwertungskünstler / Markus Baumgartner, Ingenieur und Informatiker / Toni Koller und Team Alinéa AG / Babs Stehli, Bewegungsschauspielerin und Clown

 

Christophe Rosset: Im Wandel klug navigieren

Biografien, Dank, Impressum

 

Die Fotografin

Barbara Faissler ist 1974 in Zürich geboren und im Zürcher Oberland aufgewachsen. Sie ist freischaffende Fotografin in den Bereichen Reportage, Porträt, Architektur, Medizin, Werbung und Sozialdokumentation. ln der Porträt-Fotografie pflegt sie eine intensive Auseinandersetzung mit der Individualität des Menschen. Nebst der selbstständigen Tätigkeit in der Auftragsfotografie und der visuellen Gestaltung arbeitet sie mit diversen Transfer-Techniken, analogen Fotomaterialien und der Cyanotypie. ln Teilzeit ist sie Kursleiterin für Lernende in der Fachrichtung Fotografie und lebt in Wetzikon.

 

Mitwirkende

David Streiff, Dr. phil. der Kunstgeschichte, ist ehemaliger Direktor des Filmfestivals Locarno und des Bundesamtes für Kultur und Präsident der Fotostiftung Schweiz.

Hans-Peter Bärtschi gründete 1979 den Industriekulturweg Zürcher Oberland und band dabei die damals noch aktive Spinnerei Schönau als einen Höhepunkt mit ein.

Christophe Rosset, gelernter Marketing- und Kommunikationsfachmann war freischaffender Kulturveranstalter ist heute Kulturbeauftragter der Stadt Wetzikon.

Christine Faissler, Schwester von Barbara Faissler, ist Theater-Pädagogin und hat für das Buch zwei Interviews geführt.

Jörg Brandt, Lebenspartner von Barbara Faissler, ist ebenfalls Fotograf zeichnet für die graphische Gestaltung des Buches verantwortlich.

 

Bibliografie

Barbara Faissler «Wirken im Wandel»

160 Seiten, 118 Duoton-Fotografien
Format 33 × 22 cm, gebunden, Hardcover
Texte von (alph) Hans-Peter Bärtschi, Christine Faissler, Barbara Faissler, Christophe Rosset und David Streiff
Verlag Till Schaap Bern
Preis: CHF 59.00 / EUR 52.69
ISBN 978-3-03878-048-9

Das Buch kann im Buchhandel gekauft, bei Barbara Faissler direkt, beim Verlag bestellt oder im Ausland hier geordert werden.

 

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