Seit knapp einem Jahr setzen sich 12 Fotografinnen und Fotografen mit den Thema «Grauzone» auseinander. Daraus sind Bildserien entstanden, die nicht nur vieles zwischen Legalität und Zweifelhaftem liegen, sondern solche, die dem Betrachter viel Interpretationsspielraum lassen. Im weiteren Sinn benutzen wir im täglichen Sprachgebrauch diesen Begriff für mancherlei Situationen und Begebenheiten, bei denen eine klare Abtrennung schwierig ist, zum Beispiel auch im virtuellen Bereich.
Hier einige Highlights
Richard Spillmann: «Defense d’afficher»
Das Plakatieren ausserhalb der dafür vorgesehenen bezahlten Werbeflächen ist eine typische «Grauzone»: eigentlich verboten, aber trotzdem weltweit ausgiebig praktiziert. Dann wirken Wind und Wetter ein und irgendwelche Leute beginnen die Plakate zu zerstören. Da wird gekratzt und gerissen. So entstehen neue Bilder und Aussagen. 2014 – 2021
Stefan Ryser: «Koloniale Beute-Kunst»
Die Bilder zeigen aus europäischer Sicht den kolonialen Alltag in Afrika. Die hervortretenden Maskenbilder stehen für während des Kolonialismus geraubte und in unseren Museen ausgestellte afrikanische Kulturgüter. Was würden die Masken wohl zu den um sie herum gruppierten Szenen sagen? Und – Achtung Grauzone! – Was für Bilder soll/darf ich als Fotograf zeigen? Ist ein rein ästhetischer Blick angebracht? Wo stehen wir heute in Sachen Kolonialismus? 2021
Daniel Galliker: «Abschied»
«Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen» – so sagt es der Volksmund und er bringt damit zum Ausdruck: Du, Mensch, bist sterblich, vergänglich, endlich. Ja, wir alle miteinander – wir sind sterbliche Wesen. Das ist eine Tatsache, die wir nicht wegretuschieren können, das ist eine Wirklichkeit, auf die wir alle zugehen. Oktober 2020
Ursula von Gunten: «Was bleibt?»
Städte befinden sich in einem ständigen Veränderungsprozess. Gebäude entstehen, Gebäude müssen weichen. Die abgebildeten Bauwerke werden aus dem Stadtbild verschwinden. Was bleibt in der Erinnerung … Umrisse, Farben, Strukturen … ? 2021
Einige Fotoarbeiten beschäftigen sich genau mit diesem «dazwischen sein» oder machen sogar einen kritischen Schritt zurück in unsere Geschichte. Andere thematisieren eher die Zwiespältigkeit des fotografischen Schaffens und des eigenen fotografischen Standpunktes oder setzen gar die Technik der Doppelbelichtung ein, wo das Bild im Bild die Betrachtenden irritiert.
Weitere Fotografien erzählen von «gefühlten» Grauzonen, vom Eintauchen in intime Momente oder vom Moment des Abschieds, des Verschwindens; was dürfen und können wir fotografisch festhalten? In der Unschärfe der Übergänge liegt eher ein Vertuschen, aber auch der Spielraum für die eigene Wahrnehmung.
Die ausstellenden Fotografinnen und Fotografen
Daniel Brandt, Leon Breiter, Peter Eckard, Peter Fahrni, Daniel Galliker, Cyrill Jucker, Stephanie Meier, Lilo Münch, Adrian Schlumpf, Richard Spillmann, Stefan Ryser und Ursula von Gunten
Das BelleVue «Atelier» ist ein bewährtes, jährlich neu gestaltetes Kernformat von BelleVue und bietet Interessierten die Möglichkeit, eine eigene Fotoarbeit zu entwickeln.
Die Ausstellung «Grauzone» ist noch bis 5. Dezember 2021 zu sehen. Die Öffnungszeiten sind jeweils am Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung. Es besteht Maskenpflicht und Schutzkonzept.
Weitere Informationen finden Sie unter https://bellevue-fotografie.ch/
Situationsbilder: © Urs Tillmanns / Fotointern.ch
Ja das BelleVue hat immer wieder tolle Ausstellungen / Events. Mal wieder an der Zeit vorbei zu schauen.