Urs Tillmanns, 22. Januar 2022, 10:30 Uhr

Buchtipp: Oliver Stegmann «Circus Noir»

Wer hat ihn nicht gehabt, diesen Bubentraum, einmal mit dem Zirkus mitreisen zu dürfen? Oder wenigstens einmal hinter den mysteriösen Vorhang beim Eingang der Artisten schauen zu können? Dort, wo die Künstler auf ihren Auftritt warten oder nach vollbrachter Leistung einen Moment der Entspannung suchen. Oliver Stegmann hat dieses Glück gehabt und hat während mehr als 15 Jahren immer wieder das Zirkusleben mit allen Hochs und Tiefs verfolgt und so mit seiner Kamera das Leben hinter dem Vorhang dokumentiert.

Mehr noch: Seine Bilder sind nicht einfach Dokumentation, sondern sie zeigen die Emotionen der Künstler, das Lampenfieber vor ihrem Auftritt und die Erleichterung nach der gelungenen Artistik. Stegmann zeigt uns den Zirkus so wie er ist, zeigt uns die Atmosphäre hinter den Vorhang, zeigt uns was es alles an minutiöser und ausgiebiger Vorbereitung braucht, bis eine Nummer manegenreif ist und ohne Risiko über die Bühne gehen kann.

Oliver Stegmanns Bilder sind schwarzweiss, denn Schwarzweiss ist seine Sprache. In harten Kontrasten bis zarten Modulationen gibt er die Stimmung hinter dem Vorhang wieder, so wie er sie erlebt und das Geschehen verfolgt hat. Schwarzweiss hat etwas Mysteriöses, grenzt oft schon ans Abstrakte, ans Surrealistische und lässt dem Betrachten viel individuellen Interpretationsraum. In welcher Nummer werden wir diese oder jene Artisten gleich sehen? Sind sie Tänzer, Seilakrobaten, Dompteure, Jongleure, Clows? Wagen sie sich gleich auf’s hohe Seil oder ist der Umgang mit Tieren ihre Domäne? Jedes dieser Bilder erzählt seine eigene Geschichte – sensibel und menschlich einerseits, hart und unnachgiebig, wie das tägliche Training, anderseits.

Die Zirkuswelt ist eine vielfältige – voll von Höhepunkten und Glanzleistungen. Stegmann ist nicht an den Artistennummern selbst interessiert, sondern an den Menschen, die diese vorführen. Er will jenen Teil des Zirkus zeigen, der sonst den Mitwirkenden vorbehalten ist, den Artisten und den Tieren, die hier ihre eigene Welt fernab vom Publikum haben.

Für wen ist dieses Buch? Einerseits ist es für Zirkusbegeisterte ein Highlight, weil es eine unbekannte Seite des Zirkus aufzeigt – Menschen, die den Zirkus machen und hier zur (Bild-)Sprache kommen. Anderseits ist es ein hervorragendes Beispiel einer Themenreportage mit den besten und ungewohntesten Bildern aus 15 Jahren Zirkusleidenschaft.  

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Verlages

Freiheit, Abenteuer und Romantik; ein staunendes Publikum, strahlende Kinderaugen, Trommelwirbel und schwungvolle Blasmusik; furchtlose Artisten in bunten Kostümen und grell geschminkte Clowns. Die Klischees der Zirkuswelt sind mannigfaltig und eingefahren.

In einem Langzeitprojekt hat der Fotograf Oliver Stegmann über 15 Jahre in unterschiedlichen Zirkussen das Schauspiel hinter dem Vorhang fotografiert. Es sind stille Bilder, die mit den üblichen Klischees zu brechen versuchen. Immer wieder hat der Fotograf Momente der Selbstvergessenheit eingefangen. Bilder, wie sie der normale Zuschauer vom Rand der Manege aus niemals zu sehen bekommt.

Stegmann interessierte vor allem die Atmosphäre gespannter Erwartung und höchster Konzentration, in der sich die Artisten vor ihren oft halsbrecherischen Auftritten befinden. Durch den Verzicht auf Farbe und Blitz gelangen dem Fotografen rätselhafte, an die Filmkunst des Expressionismus erinnernde Aufnahmen.

Für seine Zirkusserie bediente sich Stegmann einer Bildsprache, die auf die enge Zirkuswelt selten so konsequent und souverän angewendet wurde. Damit fügt «Circus Noir» dem Genre sowohl in der Themensetzung als auch in der gestalterischen und technischen Realisierung eine ganz und gar unromantische, auf den wahren Kern der Zirkusarbeit konzentrierte Facette hinzu.

 

Der Inhalt

«Ungewohnt / gewohnt» von David Dimitri


 

 

 

 

 

 

 

Index

«Zirkus: bitte ja» Thomas Amiet

«Hinte den Kulissen»» Thomas Wiegand

Danksagungen

Widmung

Impressum

 

Der Autor

Oliver Stegmann wurde 1970 in Basel geboren und begann mit 18 engagiert zu fotografieren. Er hat Wirtschaftswissenschaften studiert und einen Master-Abschluss erworben. Seit mehreren Jahren ist Stegmann in der Automotivindustrie in Führungspositionen tätig. Seit 1997 fotografiert Stegmann fast ausschliesslich schwarzweiss und entwickelt und printet seine Bilder selbst. 2005 begann er seine Fotos einzuscannen und bearbeitet sie soweit erforderlich mit Photoshop. Seither verwendet Stegmann auch Digitalkameras, ohne die analoge Fotografie ganz zu vernachlässigen. Seine Bilder wurden verschiedentlich ausgestellt sowie in Fotozeitschriften publiziert und gewannen internationale Preise. Oliver Stegmann ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. www.oliverstegmann.com

 

Bibliografie

Oliver Stegmann «Circus Noir»
112 Seiten mit 58 Schwarzweissbildern in Duoton
Hardcover mit Leinendruck, Format 21 x 29,7 cm,
September 2021
Texte Deutsch/Englisch
Preis CHF 44.90 / EUR 42,00
Verlag Kettler, Dortmund
ISBN 978-3-86206-905-7 

Das Buch ist im Buchhandel erhältlich, kann direkt beim Verlag bestellt oder hier im Ausland geordert werden.
Beim Autor direkt kann das Buch als signierte Ausgabe oder zusätzlich mit einem limitierten Print bestellt werden.

 

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