Bildbände über Venedig gibt es jede Menge. Aber dieser ist anders, weil sich René Dürr nicht nur auf die Touristikmeile der Langunenstadt konzentrierte, sondern viele architektonisch interessante Bauten in den wenig bekannten Aussenbereichen berücksichtigt hat. Im Vordergrund seines Aufnahmekonzeptes, das er während den Herbst- und Wintermonaten von vier Jahren verfolgt hat, stehen die vielfältigen Architekturen dieser Stadt, interessante Gebäude abseits der vielgesehenen touristischen Sehenswürdigkeiten. So ist ein Buch entstanden, das sich von ähnlichen fotografischen Projekten deutlich abhebt und ein Venedig zeigt, das selbst gewiefte Kenner dieser faszinierenden Stadt in diesem Bildband entdecken.
Die über 90 Bilder in diesem Werk sind alle schwarzweiss, obwohl Dürr die Aufnahmen ursprünglich in Farbe mit seiner Alpa-Kamera fotografiert hat. Danach hat er in der Nachbearbeitung die Bilder auf Schwarzweiss gewandelt, was vielen Motiven eine stärkere Ausdruckskraft verleiht, weil man sich voll auf die Architektur des Gebäudes konzentriert ohne von farbigen Elementen abgelenkt zu werden. Kommt hinzu, dass der Fotograf meist Tage mit bewölktem Himmel für seine Aufnahmen gewählt hatte, damit das diffuse Licht keine harten Kontraste sondern eine optimale Durchzeichnung der Schattenpartien bewirkte. Ferner zeigen die Aufnahmen als Besonderheit durchwegs menschenleere Gassen und Plätze, was nicht etwa Corona-bedingt ist – die meisten Aufnahmen sind vor 2020 entstanden – sondern mittels Langzeitbelichtungen von einer bis drei Minuten mit Neutraldichtefiltern realisiert wurde. So ist alles, was sich bewegt hatte, wie wegradiert, was unseren Blick noch stärker auf die Charakteristik der Gebäude lenkt. Der Effekt lässt sich auch auf den Wasserflächen eindrücklich erkennen, die ohne jegliche Spiegelungen glattpoliert wirken und die Bilder mit einem zusätzlichen Element der Ruhe und Ausgewogenheit bereichern.
Das Buch zeigt interessante architektonische Komponenten, denn Venedig ist in seiner geografischen Ausdehnung wie kaum eine andere Stadt eingeschränkt. Dies führt zwangsläufig zu einer laufenden Entwicklung durch Renovation, Abbruch und sanftem Neuaufbau (selten) im alten Stil, was vor allem in den Aussenbezirken augenfällig ist. Venedig ist so in einem steten architektonischen Wandel begriffen, welchen die Besucher dieser faszinierenden Stadt kaum wahrnehmen, der jedoch für René Dürr Leitgedanke seines fotografischen Projektes war.
Dennoch kommen in dem Bildband auch typische Bauelemente von Venedig zum Ausdruck, wie beispielsweise die Ziehbrunnen und Wasserpumpen, die Bogenbrücken und Verstrebungen oder die Durchgänge zu den Anlegestellen der Vaporettos, welche diese Stadt unverwechselbar machen. Der Fotograf führt uns jedoch in seinem Werk nicht nur zu ein paar spannenden Bauten, sondern er gibt uns auch seltene Einblicke in das (menschenleere) Leben der Stadt, wie beispielsweise in die Bootswerft von Giudecca, zu den Industriebauten der Molino Stucky, zu den Zeitschriftenkiosken an der Viale Vittorio Vento und am Calle Sechera oder in verschiedenste Hinterhöfe, die man ohne die geografische Kartenhilfe und die QR-Codes in der Bildübersicht am Schluss des Buches nie finden würde.
Für wen ist dieses Buch? Einmal für Venedig-Kenner und -Liebhaber, die durch dieses Bilderwerk viele unbekannte oder auf den Fotos wiederentdeckte Ecken der Stadt finden. Dann an Architekturinteressierte, weil diese Bilder nicht nur das kulturelle Vermächtnis von Venedig zeigen, sondern den steten stilistischen Wandel an wenig bekannten Orten der Stadt dokumentieren. Und letztlich an alle, die Freude an gepflegter Architekturfotografie und vorzüglicher Schwarzweiss-Qualität haben, denn dies ist die typisch Handschrift des erfahrenen Architekturfotografen René Dürr.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Das Venedig von René Dürr zeigt die stille Magie der Lagunenstadt, eingefangen in schwarz-weiss Bildern. Im Zeitraum von fünf Jahren (2016 – 2021) besuchte er die Stadt jeweils in den Herbst und Wintermonaten um Venedig im Stile eines Flaneurs zu entdecken. Bei seinen Streifzügen durch die Stadt entstanden Fotografien, welche seine Auseinandersetzung mit dem Baukörper von Venedig abseits der Touristenströme zeigt. Menschen sind auf den Bildern keine zu sehen. Den steten Verbauungsprozess, welcher Venedig seit Jahrhunderten zu dem gemacht hat wie wir es heute sehen, illustrieren die Fotos in all seinen Details. Im Prolog zeigen die Architekten Marianne Burkhalter und Christian Sumi, wie sich die Morphologie der Stadt im Lauf der Zeit verändert hat. Mit der Hilfe eines QR Codes zu jeder Fotografie können sich die Lesenden direkt zum Ort Geschehens, an den Ausgangspunkt der Entstehung der Fotografien begeben.
Der Inhalt
Impressum
Prolog
Das Venedig von René Dürr / Der Fotograf / Der Flaneur / Die Kontraste / Der Verbauungsprozess / Die Monumente
Anhang
Übersichtskarte mit den Standorten / Bilderverzeichnis mit QR-Codes / Der Fotograf / Die Architekten (Autoren) / Bibliografische Hinweise / Dankesworte
Der Autor
René Dürr, geboren 1958, hat sich nach der Ausbildung zum Hochbauzeichner und Maurer zum Hochbau-Projektleiter weiterentwickelt, bevor er sich bei den Kunstfotografen Andreas Weidner Deutschland und Peter Gasser in der Schweiz das Knowhow in der Grossformat Fotografie und im Fine Art Printing aneignete. Er betrieb eines eigenen Fotolabor für analoge Schwarz-weiss Fine Art Prints, wurde Mitglied im Forum für visuelle Tonart in Deutschland und präsentierte seine Fotografien an diversen Einzel- und Gruppenausstellungen. Seit 2002 ist er freischaffender Architekturfotograf mit einem ansehnlichen Kundenportfolio.
Bibliografie
René Dürr «Venezia – Stille Magie der Lagunenstadt / Silent Magic of the Lagoon City»
152 Seiten mit 91 Schwarzweissbildern, erschienen im Januar 2022,
Format: 315 x 240 mm, fester Leinenumschlag
mit Texten von Marianne Burkhalter und Christian Sumi, Deutsch/Englisch
AS Verlag, Ziegelbrücke
ISBN 978-3-03913-024-5
Preis: CHF 59.00 / EUR 54,60
Das Buch kann im Buchhandel gekauft, beim Verlag direkt bestellt oder Ausland hier geordert werden.