Schon wieder ein Buch, das mir hilft bessere Fotos zu machen. Ein Buch, das mir hilft den Zusammenhang von Blende und Zeit zu verstehen, das mir einmal mehr den Bildaufbau nach dem Goldenen Schnitt erklärt, und, und, und …
Nein, das Buch setzt ganz woanders an, nämlich bei der Bildkritik. Alle die oben erwähnten Grundlagen der Fotografie findet man hier nicht, sondern das Buch hinterfrägt, weshalb einem ein Bild gefällt oder warum es – vielleicht wegen Kleinigkeiten – keine Sterne bekommt. Und je mehr man sich mit Bildern auseinandersetzt, diese analysiert und nach ganz bestimmten Kriterien beurteilt, desto weniger unterlaufen einem Fehler, die zur Ablehnung von Bildern führen.
Wer kritisiert? Nein, es sind keine Fotokoryphäen, keine Fotodozenten oder gestandene Fotoprofis. Der eine ist Mathematikprofessor in Trier, und der andere Mathematiker in München. Die 500 Kilometer, die dazwischen liegen, tauschen sie mit ihren Smartphones aus, schicken sich regelmässig Bilder zu und fragen nach der Meinung ihres Kollegen. So hat alles begonnen – und jetzt ist daraus ein Buch geworden.
Allerdings, ganz ohne Theorie kommt das Buch trotz allem nicht aus. Zu jedem Kapitel gibt es einen Einleitungstext, der nicht nur auf die entsprechende Thematik eingeht, sondern der den weniger fundierten Leser mit etwas Theorie zum Thema wieder mitnimmt. Oder es gibt da und dort eine Checkbox zu einem Randthema und hie und da einen Tech-Talk, zum Beispiel wie ein bestimmtes Bild bearbeitet worden ist, oder was man bei Gegenlichtaufnahmen beachten muss. Aber sonst ist es ein spannendes Wechselspiel, à la «Thoma, wie wirkt dieses Bild auf Dich» oder «Martin, jetzt gib doch endlich nach!». Dabei sollen die einzelnen Standpunkte zum Mitdenken und Bessermachen anregen – wobei man viele der Ansichten nicht bedingungslos teilen muss.
Thomas und Martin sind sich bei Weitem nicht immer einig. Oft sind ihre Ansichten kontrovers, oft bringt der andere einen Aspekt ein, den man zunächst gar nicht bedenkt. Oder er kontern mit einem ähnlichen Bild, das aufdeckt, weshalb das erste nicht so wirkungsvoll ist. Es ist ein spannendes Hin und Her, das die Leserin und den Leser animiert sich selbst mit der Bildanalyse zu befassen. Und damit hat das Buch – abgesehen von seinem Unterhaltungswert und den theoretischen Exkursen – sein Ziel auch schon erreicht.
Für wen ist dieses Buch? Für Leserinnen und Leser, die sich intensiver mit Fotos auseinandersetzen wollen – mit eigenen, aber auch mit fremden. Für Fotointeressierte, die üben wollen Bilder besser analysieren und beurteilen zu können, um Fotos besser zu verstehen, um Fotos intensiver zu betrachten und letztlich, um selbst bessere Fotos zu machen.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Was macht ein Foto zu einem besonders guten Foto? Gibt es das perfekte Bild überhaupt? Ein nach objektiven Maßstäben gelungenes Foto kann dich trotzdem nicht so ganz überzeugen? Und wie wichtig ist die «Geschichte» hinter dem Foto? Die beiden Amateurfotografen Martin Schmidt und Thomas Kleinert nähern sich in diesem Buch mit ihrer gegenseitigen fundierten sowie unterhaltsamen Bildkritik diesen Fragen an. Nicht zuletzt die Liebe zum Detail macht sie gegenseitig zu ihren schärfsten Kritikern und führt zu mitunter sehr unterschiedlichen Betrachtungen und Urteilen.
Die Autoren analysieren Fotos Bild für Bild zu den Genre Landschaft, Architektur, Street sowie Tierfotografie und lassen dich an ihrem aufschlussreichen Disput teilhaben. Neben diesen Bilddiskussionen gibt es weitere Infos zu Aufnahmetechniken, Nachbearbeitung und Bildaufbau, die dir helfen zu verstehen, warum ein Foto eine starke Faszination auf den Betrachter ausübt – oder eben nicht.
Folge dieser konstruktiven Kritik und du wirst andere Fotografien zukünftig mit ganz anderen Augen sehen, sie vor allem besser beurteilen können, so dass auch deine eigene Fotokunst davon profitieren wird.
Der Inhalt
Kapitel 1
Was erwartet Dich in diesem Buch?
Kapitel 2
Zeit / Un-)Ruhe / Schüttel dein Haar / Die richtige kurze lange Belichtungszeit / Sogwirkung
Kapitel 3
Über Timing und Glück / Zur richtigen Zeit am richtigen Ort / Augenblicke / Magic Moments
Kapitel 4
Geometrie / Logarithmische Spirale / Brücken bauen / Fluchtpunkte / Über das Stürzen und Aufrichten / Spiegelung / Wiederholung
Kapitel 5
Licht und Töne / Der Ton macht die Musik / Gegenlicht / Licht als Hauptmotiv? / Blaue Stunden / Über natürliche Rahmen und faule Ausreden
Kapitel 6
Abstraktion / Der Pfosten / Die Krone
Kapitel 7
Geschichten erzählen / Knalleffekte / How much is the fish? / Durch das Schlüsselloch / Kann der Blick durchs Objektiv objektiv sein? / Strangers
Kapitel 8
Perspek-Tiefe / Sky is the limit / Dunkle Bankgeheimnisse / Über Dreifaltigkeit und drei Dimensionen / Morgenstund hat goldenes Licht im Mund / Kompression / Sanftheit
Kapitel 9
Gegensätze / Spuren / Servus / Kontraste auf allen Ebenen / Komplemente
Kapitel 10
Die Kunst zu verzichten / Der Pazifik-Pier / Stochern im Nebel / Moin
Kapitel 11
Vom Brechen der Regeln / Im Rhythmus bleiben / Von Elefanten und Fröschen / Nah ran! / In Opposition zur Drittelregel / Beschnittene Enden / Fake it till you make it
Index
Die Autoren
Thomas Kleinert aus München ist eigentlich Mathematiker. Auf unzähligen Rucksackreisen quer durch die Welt tauscht er regelmässig die Formelsammlung gegen die Kamera, um sich intensiv der Reise- und Landschaftsfotografie zu widmen.
Martin Schmidt ist Mathematikprofessor aus Trier. Wenn er nicht gerade im Hörsaal steht, lebt er sein Faible für Abstraktion und Ästhetik in der Fotografie aus. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Architektur- und Landschaftsfotografie.
Bibliografie
Thomas Kleinert und Martin Schmidt «Bessere Fotos»
Bilder diskutieren, verstehen und verbessern
184 Seiten, ca 140 Abbildungen, komplett in Farbe,
gebunden, broschiert, Format 218 x 220 mm,
1. Auflage 2022
mitp Verlags GmbH & Co. KG, Frechen
Preis: CHF 35.60 / EUR 29,99
(auch als E-Book und im Bundle lieferbar)
ISBN 978-3-7475-0455-0
Das Buch kann im Buchhandel gekauft oder direkt beim Verlag bestellt werden.
