Urs Tillmanns, 20. Januar 2023, 16:30 Uhr

Ausstellung «Nach der Natur»: noch eine Woche in Lausanne zu sehen

Die Ausstellung «Nach der Natur – Schweizer Fotografie im 19. Jahrhundert», die vom 23. Oktober 2021 bis 30. Januar 2022 in den Räumen der Schweizer Fotostiftung in Winterthur zu sehen war (Fotointern berichtete) war eine der umfassendsten Ausstellungen zur Frühzeit der Fotografie in der Schweiz. Sie dokumentierte nicht nur die ersten 50 Jahre des Mediums umfassend, sondern sie war mit vielen bisher noch nie gesehenen Bildern spannend und eindrucksvoll gestaltet.

Wer die Ausstellung damals in Winterthur verpasst hatte, hat nun noch bis Sonntag 29. Januar 2023 Gelegenheit, diese im neuen Museum Photo Elysée in Lausanne zu besuchen – dann allerdings mit französischen Texten.

 

Gute erhaltene Daguerreotypien sind selten geworden wie dieses Familienbild von Antoine Détraz fotografiert um 1850. © Collection Nicolas Crispini, Genève (Pressefoto)

Gute erhaltene Daguerreotypien – benannt nach dem französischen Miterfinder der Fotografie Louis Jacques Mandé Daguerre (1787-1851) – sowie Salzpapiere oder Albuminabzüge sind selten geworden; die besten davon befinden sich längst in den Archiven von Museen, Bibliotheken sowie Privatsammlungen und werden nur in Spezialausstellungen gezeigt. Es ist eine noch nie dagewesene Vielfalt dieser Raritäten, welche die ersten 50 Jahre der Fotografie in der Schweiz repräsentieren und zur Zeit im Photo Elysée in Lausanne gezeigt wird.

 

Die Ausstellung «D’aprè nature» präsentiert seltene Originale aus der Frühzeit der Fotografie in der Schweiz (Präsentation in der Fotostiftung Winterthur, Foto: Urs Tillmanns / Fotointern)

Nachdem die Fotografie 1839 in Paris als französische Erfindung proklamiert worden war, eroberte das neue Medium in kürzester Zeit ganz Europa. Der Wettlauf um technische Verbesserungen und die Entwicklung des neuen Gewerbes gingen zwar von den kulturellen Zentren des Kontinents aus, aber bald wurden die schweren Kameras auch in die Dörfer und aufs Land, in abgelegene Täler und auf die Berge getragen, wo die Fotografinnen und Fotografen mit ihren Aufnahmen «nach der Natur» Aufsehen erregten. Wie war es möglich, dass sich die Fotografie so rasant verbreitete? Wer waren die Pioniere, die sich immer neue Anwendungen ausdachten, vom repräsentativen Porträt bis zum Fahndungsbild, von der Natur- und Landschaftsstudie bis zur Darstellung von Industrie und Technik, von der wissenschaftlichen Illustration bis zur Dokumentation von Ereignissen?

 

Die Ausstellung präsentiert eine grosse Anzahl bisher noch nie gezeigter Originale aus Archiven und Privatsammlungen (Präsentation in der Fotostiftung Winterthur, Foto: Urs Tillmanns / Fotointern)

Die als Koproduktion von Fotostiftung Schweiz (Winterthur), Photo Elysée (Lausanne) und Museo d’arte della Svizzera italiana (Lugano) organisierte Ausstellung, kuratiert von Martin Gasser und Sylvie Henguely, zeigt ein bisher wenig erforschtes Kapitel der Schweizer Fotografie. Erstmalig werden in einer Überblicksschau die ersten 50 Jahre des neuen Mediums in der Schweiz beleuchtet. Sie führt exquisite Werke aus zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen zusammen, um die folgenreiche Erfindung in ihrer künstlerischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung zu erfassen. Auch die Konkurrenz und Wechselwirkung der verschiedenen Bildmedien wird anhand eindrücklicher Beispiele vermittelt. Denn bis in die 1890er-Jahre wurden fotografische Bilder am Vorbild der Malerei gemessen; häufig wurden sie auch in druckgrafischen Verfahren umgesetzt, da diese vertrauenswürdiger erschienen und sich in grosser Zahl reproduzieren liessen.

 

Das Buch zur Ausstellung

Zur Ausstellung ist ein 440 Seiten umfassendes Buch erschienen (siehe Buchbesprechung), das auf Deutsch und Französisch im Steidl Verlag, Göttingen erschienen ist. Es kostet während der Ausstellung CHF 88.00, regulär im Buchhandel CHF 95.00.

 

Die Ausstellung im Photo Elysée in Lausanne dauert noch bis Sonntag, 29. Januar 2023. 

 

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