Urs Tillmanns, 28. Januar 2023, 09:49 Uhr

Buchtipp: Christof Bircher «Film Foto» – 100 Analog-Kameras beurteilt

Erinnern Sie sich an die Mamiya 6 oder die Pentax MX? Was hatten die doch gleich an Besonderheiten, und was sind die heute etwa wert? Wie schnell sich doch der Markt dreht, dass man diese Modelle schon fast vergessen hat. Aber es gibt ein nützliches Buch, das einem die meisten Kamera der letzten Analogjahre in Erinnerung ruft.

Christof Bircher hat sich die Mühe gemacht, alle seine Kameras aus der Analogzeit zu beschreiben und persönlich zu beurteilen. Es sind 100 Modelle von rund 1960 bis ins neue Jahrtausend mit Schwerpunkt Spiegelreflex, doch sind – vor allem in der jetzt erschienen zweiten Auflage – auch einige legendäre Kompaktkameras mit dabei.

Das Buch ist eigentlich als Entscheidungshilfe für Einsteiger in die Analogfotografie gedacht, an Leute also, die wieder (oder erstmals) mit Film fotografieren wollen – und von denen gibt es immer mehr. Vor allem junge Leute wollen diese entschleunigte Fotografie erleben, wollen wissen, wie man einen Film einlegt, wie man ihn entwickelt, um ihn danach zu digitalisieren oder Papierbilder davon herzustellen. Aber welche Kameras gab es damals, und was taugten diese?

Genau hier setzt Christof Bircher an. In der Einleitung seines Buches vermittelt er wichtige Grundlagen zu Analogfotografie, erklärt weshalb die Fotografie mit Film unverändert ihre Berechtigung hat und was die wichtigsten Unterschiede zur digitalen Fotografie sind. Dann hält er fest, nach welchen Kriterien er persönlich die Kameras beurteilt, die er genau definiert, damit man die nachfolgenden Pros und Kontras der Kameras besser versteht. Auf den 100 Kameraseiten gibt Bircher zunächst eine kurze Charakteristik des Kameramodells ab, sagt was ihm gefällt, was eher nervt, zeigt unverblümt Schwachstellen auf, geht auf die dazu passenden Objektive ein, setzt einen Etwa-Preis ein, der im Internet zu erwarten ist, schätzt die Häufigkeit des Modells ab, verweist auf mögliche Alternativen und setzt schliesslich ein bis fünf Sterne als «Love-Faktor» ein. Das alles ganz schematisch und in einer einheitlichen Darstellung, was einen sehr übersichtlichen Vergleich ermöglicht.

Der Autor gliedert die 100 Kameras in drei Epochen: In der «Heavy Metal»-Ära sind robuste und wertige Kameras der 1960er- und -70er-Jahre zu finden, als die Japaner auf den europäischen Markt drängten. Das «Golden Age of SLR» von Mitte 1970 bis Mitte 1980 war die Epoche der Spiegelreflexmodelle schlechthin, als es noch keine Kompaktkameras gab und sich jede Familie eine SLR zulegte. Die Zeitspanne «Fantastic Plastic» gibt der Autor mit 1984 bis 1998 an, als die Verwendung von Plastik und Verbundmaterialien Einzug hielt und die Automatik in den Kameras über Hand nahm. In der Periode der «Almost digital» von 1998 bis 2005 finden wir neuerdings an den Kameras Drucktasten als Bedienelemente und LDCs, welche mit grosskalibrigen Menüs auf die verwirrenden Einstellmöglichkeiten hinwiesen und Vorboten der digitalen Kameratechnik sind.

Zugegeben, die Beurteilungen der Kameras sind sehr subjektiv und aus der Erinnerung der Praxis heraus erfolgt, schliesslich hat der Autor mit all diesen Kameras praktisch gearbeitet! Das ist auch der Grund, weshalb die Auswahl keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann – doch sind nahezu alle wichtigsten Modelle aus vier Jahrzehnten Kamerageschichte im Buch vertreten. Was mir an dieser Art gefällt ist. dass Bircher unbeschönigt auf die Nachteile, Schwachstellen und seine persönlichen Vorlieben und Mängel eingeht und so auf viele Punkte aufmerksam macht, die wenig bekannt oder in Vergessenheit geraten sind. Das ist nicht nur als Entscheidungshilfe für den Gebrauchtkauf sehr nützlich, sondern es ist auch für jene Leserinnen und Leser spannend, die sich gerne an die Kameras der Analogblütezeit zurück erinnern wollen.

Für wen ist dieses Buch? Es ist das einzige mir bekannte Buch dieser Art, das zudem mit viel Fachkompetenz und Exaktheit geschrieben ist. Mit der Beurteilung von 100 prominenten Kameramodellen der Analogzeit ist das Buch einerseits Entscheidungshilfe für Leute, die sich eine Analogkamera kaufen möchten, anderseits ein unverzichtbares Nachschlagewerk für Kameraliebhaber und Technikbegeisterte.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Herausgebers

Viele Fotografen haben in letzter Zeit die Freude an der analogen Fotografie (wieder)entdeckt. Dieses Buch hilft bei der Wahl einer praktischen Kamera für diejenigen, die sie benutzen wollen! Es basiert auf den persönlichen Erfahrungen des Autors, der alle beschriebenen Kameras selbst benutzt hat. Die Auswahl der Kameras konzentriert sich auf Modelle, die auch heute noch Spass machen – vor allem Spiegelreflex- und Sucherkameras aus den 1970er bis 2000er Jahren. Praktische Vor- und Nachteile jeder Kamera werden erörtert, einschliesslich Ratschläge zu einfachen Reparaturen und möglichen technischen Problemen. Darüber hinaus enthält das Buch praktische Tipps zur optimalen Nutzung von Film im Allgemeinen, zum effizienten Scannen von Negativen sowie zu den Grundlagen der Filmentwicklung.

 

Der Inhalt

Intro

Inhaltsverzeichnis

Warum Analog?

Analog vs. digital
Die richtige Belichtung – warum ich so viel Wert auf Belichtungsspeicher oder Spotmessung lege / Die perfekte Komposition – sich im Sucher umsehen / Wann ist analog am besten und wann digital?

Meine Kriterien für eine tolle Analog-Kamera
1. Grosser Sucher mit vollständigen Informationen / 2. Belichtungsautomatik mit guten Eingriffsmöglichkeiten / 3. Design, Robustheit und gute Verarbeitungsqualität / 4. Gute Auswahl an erschwinglichen Objektiven / 5. Der Ein/Aus-Schalter und die Batterien (kein Scherz) / Und meine Empfehlung ist … / Übrigens – was ist mit Kompaktkameras?

Meine Film-Wahl
Schwarz-Weiss Film / Farbfilm

Selber entwickeln!
Filmentwicklung / Auswahl der Chemikalien / Entwicklungs-Ausrüstung / Waschen und Trocknen

Einfach Negative scannen
(Erschwingliche) Scanner sind langsam und nicht wirklich scharf / Eine Digitalkamera kann ein grossartiger Scanner sein / Ein altes Balgengerät macht es einfach! / Einen ganzen Film in 5 Minuten scannen

Kamera Auswahl und Beurteilung
Kamera-Auswahl / Beurteilungskriterien / Preise / «Love Factor» / Kamerabilder / Epoche/Kapitel

 

Heavy Metal Ära 1965-75
Canon F-1 / Canon Canonet QL19 / Hasselblad 500 / Konica T3 / Leica Leicaflex SL / Leica M2 / Minolta SRT-101 / Minolta X-1 / Nikon F2 / Olympus OM-1 / Olympus 35 RC / Plaubel Makina 67 / Rollei 3.5

 

Golden Age of SLR Ära 1975-84
Canon A-1 / Canon AE-1 / Canon AE-1 Program / Canon EF/ Canon New F-1 / Contax 137 MA / Contax 137MD / Contax 139 / Contax 159MM / Contax RTS / Contax RTS II

Contax S2 / Contax T / Konica FT1 / Konica TC / Leica M5 / Leica M6 / Leica R3 / Leica R4 / Leica R5 / Leica R6 / Leica R7 / Mamiya 6 / Minolta 110 Zoom SLR / Minolta 110 Zoom Mark II / Minolta Hi-matic F / Minolta X-700 / Minolta XD-7 / Minolta XE-1 / Minox 35 / Nikon F3 / Nikon FA / Nikon FE / Nikon FE2 / Nikon FM / Nikon FM2 / Nikon Nikonos V / Olympus OM-2 / Olympus OM-4 / Olympus XA / Pentax Auto 110 / Pentax LX / Pentax ME Super / Pentax MX / Pentax Super-A / Rollei 35 / Rollei A110 / Rollei SL3003 / Yashica FX-3 / Yashica FX-D / Zenza Bronica SQ-Ai

 

Fantastic Plastic Ära 1984-98  
Canon AF35M / Canon EOS 600 / Canon EOS RT./ Canon T70 / Canon T80 / Canon T90 / Contax 167MT / Horizon 202 / Minolta 7000 / Minolta 9xi / Minolta 800si / Minolta 9000 / Nikon F-501 (N2020) / Nikon F-801 (N8008) / Nikon F90 / Nikon L35AF / Pentax SFX

 

Almost digital Ära 1998-05
Canon EOS-1 / Canon EOS-1n RS / Canon EOS-3 / Contax Aria / Contax AX / Contax G1 / Contax G2 / Contax N-1 / Contax RTS III / Contax RX / Contax ST / Contax TVS / Contax TVS III / Leica RB / Minolta 7 / Minolta 9 / Nikon F100 / Nikon F4 / Nikon F5

Alphabetische Liste aller Kameras

 

Der Autor

Christof Bircher (52) ist Chemiker und Betriebswirtschafter, lebt in Hinwil und fotografiert seit er im Alter von 8 Jahren von seinem Vater eine Minolta Hi-matic geschenkt bekommen hat. In jungen Jahren war die Tierfotografie im Fokus, später dann eher Porträts und Stilleben. Dabei hat er analoge Formate von Minox bis 8×10″ Grossformat genutzt. Heutzutage ist er vor allem als sehr aktiver (digitaler) Naturfotograf unterwegs. Daneben hat er aber die Liebe zur analogen Fotografie wiederentdeckt und fotografiert mit all den Kameras, die er als Jugendlicher meist nur in den Herstellerbroschüren bewundern konnte. Sein Portfolio ist unter http://christofbircher.smugmug.com zu finden.

 

Bibliografie

Christof Bircher «Film Foto» – Analoge Kameras für aktive Film-Fotografen

252 Seiten, ca 250 Bilder, Paperback, geleimt, Format 17,5 x 25,2 cm
2. Erweiterte Auflage, Dezember 2022
Herausgeber: Christof Bircher, Hinwil (im Eigenverlag)
ISBN 9798372244184
Preis und Verfügbarkeit: Bei Amazon als gedruckte Ausgabe für EUR 35,77 oder digitale Version (Kindle) für EUR 16,99 erhältlich, sowie in Kürze auch bei Ars-Imago für CHF 35.00 im Sortiment.

Englische Ausgabe: «Film Gear: A film photographers guide to analog cameras»
1. Ausgabe, Dezember 2020, 217 Seiten, ca 80 Kameras
Kindle USD 14.90, Hardcover USD 38.11, Paperback USD 18.28

 

 

Ein Kommentar zu “Buchtipp: Christof Bircher «Film Foto» – 100 Analog-Kameras beurteilt”

  1. Wird garantiert ein grosser Erfolg. Bin gespannt ob drinsteht dass die Yashica FX-D im Gegensatz zur fast baugleichen Contax 139Q keine TTL-Blitzsteuerung hat. Wenn im Teil 2 noch drinstehen würde wie Fokusbestätigungen bei welchen Linsen-Kamera-Kombinationen genau ticken dann erst Recht. Dort gibt es viele Überraschungen oder Hürden. Adaptersysteme wäre ein Spezialkapitel sehr wert.

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