Urs Tillmanns, 11. März 2023, 11:41 Uhr

PhotoKlassik II.2023: Gelungener Mix aus Praxis und Kultur

Die zweite Ausgabe 2023 von PhotoKlassik ist erschienen und überrascht mit einer Fülle spannender Beiträge zur analogen Fotografie. Erfahrungsberichte klären über die Handhabung und Technik vergessener Kameras auf und vorbildliche Portfolios zeigen, was die Fotografie mit Film kann.

Einmal mehr präsentiert sich die jüngste Ausgabe von PhotoKlassik spannend und vielseitig. Die Liebhaber/innen der Fotografie mit Film kommen auch in diesem Heft voll auf ihre Rechnung und entdecken spannende Technikbeiträge ebenso, wie Portfolios mit aussergewöhnlichen und anregenden Bildern. Hinzu kommen verschiedenen Kurzbeiträge zur Kulturszene und zu Neuerscheinungen, die man sonst kaum wo findet.

Lesenswert, weil sehr informativ, ist das Editorial des Herausgebers Wolfgang Heinen. Er erklärt, weshalb die Filme schwer lieferbar und in wenigen Jahren bis zu dreimal teurer geworden sind, gibt Einblick in die Herstellerszene und setzt vor allem auf Kodak Alaris, dass sie der Filmsparte treu bleibt. Denn schliesslich geht es um das Existenzielle in der Analogfotografie – um den Film.

 

Einige High Lights aus PhotoKlassik II.2023

Side Effect: The Essence of Photography

Joachim Schmeisser präsentiert uns Bilder in seinem Portfolio, die verblüffen und überraschen. Was zeigen Sie? Ist es bildgewordene Magie? Wie hat er das gemacht? So viel sei verraten: Es geht um das ureigenste Element in der Filmfotografie, nämlich um die grundlegenden Prinzipien des Mediums selbst. Schmeisser hat ohne das Bild, welches in der Kamera entsteht, fotografische Expressionen geschaffen, die alleine schon durch ihre Grafik und die Farben wirken.

 

Leica M6 2022: Die beste Kamera der Welt und aller Zeiten?

Nachdem in der letzten Ausgabe (Fotointern berichtete) bereits drei kurze Erfahrungsberichte zu lesen waren, ist jetzt die Leica M6 eines der Themenschwerpunkte dieses Heftes. Steffen Schlüngel hat die neue M6 mit dem Modell von 1984 und durch die Brille eines Leica-Fans, eines Leica Nerds und eines Leica Skeptikers verglichen und kommt zu einem lesenswerten Fazit.

 

Jos-Pe: Rarität aus 9 Kilo Eisen und Glas

Die Rarität, die Kurt Tauber für dieses Heft in seinem Museum ausgegraben hat, ist eine Jos-Pe aus den 1920er-Jahren, zu einer Zeit, als drei Schwarzweissplatten simultan belichtetet werden mussten, um ein Farbbild erstellen zu können. Wie dies mit dieser aussergewöhnlichen Konstruktion bewerkstelligt wurde und welche Bedeutung dieser Kamera in der Geschichte der Farbfotografie zukommt, erklärt dieser Artikel.

 

Kann analog und digital: Rolleiflex Hy6 Mod.2

Jörg Bergs hat die Rolleiflex Hy6 Mod. 2 unter die Lupe genommen, eine 6×6-Mittelformat, die sowohl mit Film- aus auch mit Digitalrückteil benutzt werden kann. Das ist für Fotografen praktisch, die in beiden Welten zuhause sind und bezüglich ihres Aufzeichnungsmediums frei sein wollen. Der Praxisbericht enthält viele interessante Informationen über eine Kamera, die schon fast in Vergessenheit geraten ist.

 

Portfolio: «The Polar» von Georg Sailer

Georg Sailers hat sich in den letzten fünf Jahren intensiv mit der Arktis beschäftigt. Bei Temperaturen bis zu -55 Grad Celsius hat er in Kanada, Norwegen, Grönland und Island, aber auch in Grossbritannien analoge Fotografien gemacht. In seiner neuen Werkserie «The Polar Silk Road» befasst sich Sailer mit den klimatischen Veränderungen der arktischen Regionen und ihrer wirtschaftlichen Nutzung sowie den territorialen Ansprüchen der Anrainerstaaten.

 

Polaroids auf Toilettenpapier

Wenn man die Geduld und das Knowhow dazu hat, kann man Polaroid-Bilder in ihre einzelnen Schichten auftrennen und diese auf eine beliebige Unterlage transferieren. Herbert Döring-Spengler hat dazu Toilettenpapier verwendet, um Bilder zu gestalten, wie man sie bislang noch nie gesehen hat. Der Kreativität zuliebe nichts unversucht lassen …

 

Filmfotografie: Roadtrip durch Italien

Christopher Schmidtke hat seine analoge Kamera und persönliche Dinge in seinen Wagen gepackt und einfach mal losgefahren – Richtung Italien. Warum er seine Reiseimpressionen von Venedig, der Toskana und von der Insel Elba sowohl mit einer Minolta XD7 und einer Rolleiflex 2,8C festgehalten hat, erzählt er in seinem Reisebericht.

 

Zukunftsfarben: Neue C-41 Filme

Nachdem Wolfgang Heinen in seinem Editorial die Filmproblematik bereits angesprochen hat, stellt Steffen Schüngel neue Farbnegativfilme vor, die er für Photo Klassik in der Praxis erprobt hat: den Orwo Wolfen Color NVC 500, den unmaskierten (!) Santacolor 100 von Camera Rescue und die beiden neuen Filme Metropolis und Turquise von Lomography. Alle diese Filme basieren auf früher eingelagerten Emulsionen und verblüffen heute mit speziellen Farbeffekten.

 

Portfolio: Loredana Nemes

«Graubaum und Himmelmeer» nennt Loredana Nemes ihre Bilderreihe, die sie mit Mittelformat in Sassnitz und dem Jasmund fotografiert hat. Ein Reiz der Serie liegt einmal in der jahreszeitlichen Veränderung der gleichen Motive, dann aber auch im einfachen und faszinierenden Bildaufbau mit einer auf das Wesentliche konzentrierten formalen Gestaltung. Es sind bildgewordene Fotografien.

 

Aus dem Archiv: Helmut Münzner

Was man alles erlebt, wenn man sich einen Nachlass von rund 100’000 Dias und 20’000 Negativen auf eBay anlacht, die der frühere Studienrat Helmut Münzer (1906-1991) für seinen Schulunterricht benutzt hatte, schildert Thomas Gnade in seinem Bericht. Viele der Bilder waren nicht mehr brauchbar, andere hatten Seltenheitswert, wie beispielsweise jene aus Jemen, Libyen oder Israel der Zeit um 1970 sowie Ansichten der alten Pariser Markthallen. Ein gigantisches Unterfangen, das jetzt in seinem digitalisierten Bildarchiv öffentlich zugänglich ist.

 

Fotoreportage 1930

Eine ähnliche Geschichte findet sich auch in der «Fotoreportage 1930», welche das Dorfleben in Lomnička (heutige Slowakei) zum Thema hat. Die qualitativ sehr guten Bilder eines unbekannten Nachlasses liessen vermuten, dass es sich dabei um Fotos eines Journalisten handelt, was dann auch der Bildvergleich mit Illustrierten der 30er-Jahre teilweise bestätigte. Einige der interessanten Bilder einer ehemaligen deutschen Sprachinsel können die Leserinnen und Leser von Photo Klassik als Fotobuch kostenlos herunterladen.

 

Portfolio: Holger Becker: «Analoge Collage»

Foto-Collagen – ausgeschnittene und zusammenmontierte Teilbilder – hat es in der analogen Zeit von jeher gegeben. Und auch heute sind die Kunstwerke, so man diese als solche versteht, nicht aus der Mode gekommen. Die in Photo Klassik gezeigten Kreationen von Holger Becker erinnern an Werke des Surrealismus und des Dadaismus und präsentieren sich als originelle Kompositionen mit perfekter Technik.

 

Der Inhalt

Editorial / Augenblick / Magazin

Kameras & Objektive
Robuste Kleinbild-Spiegelreflexkamera: Mamiya NC 1000s
Leica M6 – die beste Kamera der Welt?
Geschichten aus dem Kameramuseum: Jos-Pe Dreifarbenkamera 9 x 12 cm
Werkstattgeflüster: Dioden umbauen
Tipps zum Kauf einer analogen SLR
Kann Analog und Digital: Rolleiflex Hy6 Mod. 2

Aufnahme & Belichtung
Herbert Döring-Spengler: Polaroid auf Toilettenpapier
Filmfotografie: Roadtrip durch Italien
Ausstellung: Unstable Lights

Film & Dunkelkammer
Einfach umkehren: SW-Dias im Adox Scala Prozess
Zukunftsfarben: Neue C-41-Filme
Selbstansatz und Konfektionierung von selbst hergestellten Entwicklern
Workshop: Photo+Medienforum Kiel

Markt | Unternehmen | Wirtschaft
Analogheld

Präsentation & Archivierung
Aus dem Archiv: Hellmut Münzner
Fotoreportage 1930: Dorfleben in Lomnička
Mylio Photo 86

Kultur & Portfolio
Joachim Schmeisser: Side Effects
Gregor Sailer: The Polar Silk Road
Loredana Nemes: Graubaum und Himmelmeer
Holger Becker: Analoge Collagen
Fundstücke – Randnotizen zur Foto-Kunst

Mitarbeiter / Impressum / Leserbild / Schluss

 

PhotoKlassik erscheint vierteljährlich mit 98 Seiten und im Verlag der IMH Imaging Media House GmbH & Co. KG. Das Magazin ist sowohl bei Ars-Imago in Zürich als auch bei Fotomedia in Jegenstorf erhältlich. Das Heft kostet CHF 18.90 zuzüglich Versandspesen.

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