Urs Tillmanns, 21. März 2023, 12:30 Uhr

Die Fusion von SBF, vfg und USPP steht in Kürze bevor

Dass die drei Verbände SBF (Schweizer Berufsfotografen und Filmgestalter), vfg (Vereinigung fotografischer Gestalter:innen) und USPP (Union Suisse des Photographes Professionnels) fusionieren wollen, wurde schon an den Delegiertenversammlungen vor zwei Jahren publik (Fotointern berichtete). Der erste Schritt des Zusammenschlusses der drei Fotoverbände SBF, vfg und USPP soll Ende Monat an den Generalversammlungen erfolgen. In Zürich werden am 31. März 2023 die Mitglieder der vfg und der SBF Sektion Zürich Zentralschweiz über ihren Zusammenschluss abstimmen. Der zweite Schritt wird in ungefähr sechs Monaten mit dem Beitritt der USPP in den gesamtschweizerischen Verband erfolgen.

Fotointern wollte von Alexander Sauer, Sprecher des Präsidialkollegiums der SBF Sektion Zürich Zentralschweiz wissen, was die bisherigen Hürden waren, und welches die Zielsetzungen des neuen Verbandes sein werden.

 

Fotointern: Dass die drei Verbände eine Fusion anstreben, macht schon seit Längerem die Runde. Welches waren die grössten Hürden, die sich bisher dem Zusammenschluss in den Weg stellten?

Alexander Sauer: Genau genommen arbeiten wir nun seit rund drei Jahren mit unseren Kolleg:innen des vfg und der USPP in der sogenannten 3×3 Gruppe an diesem Projekt. Nach Sondierungsgesprächen Ende 2019 und einem ersten Treffen am Runden Tisch Anfang 2020 hat uns natürlich erst einmal die Corona-Pandemie ausgebremst. Die erste Phase war geprägt von Diskussionen über die grundlegenden Ziele und die Struktur des angestrebten gesamtschweizerischen Verbands. Dieser Prozess war schwierig und hat die kulturellen Unterschiede und Interessen der drei Parteien deutlich gemacht. Es bestand ein deutlicher Gegensatz in den Ansprüchen zwischen der Idee eines modernen, schlanken und sehr agilen Verbandes und dem Bedürfnis nach klaren und stabilen Strukturen, wie der SBF heute im föderalen Modell pflegt. Auch die Kosten eines kompletten Neuaufbaus des Verbands waren ein wichtiges Thema. Wir konnten aber im Herbst 2021 einen Durchbruch erzielen und haben uns auf ein aus heutiger Sicht sehr vielversprechendes Modell geeinigt. Wir haben dieses Thema im Frühling 2022 in einer gemeinsamen Absichtserklärung den Mitgliedern kommuniziert. Direkt danach haben wir begonnen, konkrete Schritte und Massnahmen zur Umsetzung vorzubereiten. Schliesslich konnten wir im Herbst 2022 den ersten von zwei Schritten auf dem Weg bringen, mit dem Ziel diesen an den regulären GV’s den Mitgliedern zum Entscheid vorzulegen.

Was kann man heute, im Vorfeld der Fusion, zur Struktur und zu den Aufgaben des neuen Verbandes sagen?

Die grundlegende Idee ist, dass alle Verbände zunächst im SBF zusammengeführt werden und diesen dann gemeinsam umbauen und mit einem neuen Namen an die Arbeit gehen. Dies hat zwei Gründe, zum einen, ist der SBF nach wie vor als Gründerverband den Sozialversicherungen der PROMEA Ausgleichskasse angeschlossen. Es war daher früh klar, dass aus regulatorischen Gründen der rechtliche Zusammenschluss unter dem Dach des SBF erfolgen muss. Zum anderen haben wir uns ganz klar zum föderalen Modell bekannt. Es wird jedoch eine wesentliche Änderung in dieser Struktur geben. Neu wird der SBF mit sogenannten Kreisen sämtliche Engagements und Interessengruppen gemeinsam aus dem gesamtschweizerischen Zentralverband betreiben. Dies in einer niederschwelligen und sehr zugänglichen Form, welche zudem eigenes Engagement der Mitglieder ermöglicht und gezielt fördert. Die Idee ist zu einem Verband zu werden, der sich engagiert und der allen Interessierten ein Engagement ermöglicht. Erreichbar ist dies vor allem, da wir auf Seite des SBF neben dem Fusionsprojekt in den letzten drei Jahren den SBF komplett digitalisiert und eine neue Plattform entwickelt haben. Wir nennen diese derzeit SBF Assist und diese ermöglicht es uns, alle organisatorischen Themen und Fragestellungen sehr einfach und vor allem zentral anzubieten und zu lösen. Von der Mitgliederaufnahme, Mitgliederverwaltung, den Buchhaltungen, dem Organisieren von Veranstaltungen, Umfragen, der internen sowie extern Kommunikation bis hin zur Organisation der Vorstände. Dieses digitale Rückgrat ist das Fundament, auf dem wir bereits heute arbeiten und den neuen Verband aufbauen. Die ist heute unsere Antwort auf die Frage nach einer dezidierten Geschäftsstelle oder Geschäftsführung.

Auch haben wir in den letzten Wochen bereits erkennen können, welch grosses Potenzial in der Fotoszene in diversen Gruppen, Engagements und auch in losen Zusammenschlüssen vorhanden ist. Wenn wir es schaffen, diese Energie zu kanalisieren und durch die Vernetzung einen Mehrwert zu generieren, wäre dies bereits ein Erfolg.

Wichtig ist aber auch, dass wir in allen drei Verbänden die bestehenden Themen und klar identifiziert haben und deren Weiterbestand sicherstellen. Somit kann jedes Mitglied nicht nur sicher sein, dass bestehendes erhalten bleibt, viel Neues an Angebot hinzukommt und aber auch viel Raum für neues oder eigenes Engagement geschaffen wird.

Wie läuft nun dieser Zusammenschluss genau ab?

Dieser Zusammenschluss unter dem Dach des SBF erfolgt auf zwei verschieden Arten in zwei zeitlich voneinander getreten Schritten. Während die USPP eine ganze Region vertritt, ist der vfg zwar im Grundsatz ein gesamtschweizerischer Verband, aber vor allem in Zürich zu Hause. Zürich und die Region Zentralschweiz sind aber auch die grösste Sektion des SBF. Somit war ebenfalls bereits früh klar, dass zunächst die vfg und die SBF Sektion ZZCH rechtlich mittels eines Vertrags fusionieren werden, bevor dann die USPP als Region Romandie dem Zentralverband beitritt. Am 31. März 2023 werden wir den ersten Schritt, also die Fusion in Zürich in Angriff nehmen. Der zweite Schritt wird nach den Sommerferien erfolgen. Die Gründe für die zeitliche Trennung sind vielfältig. Zum einen ist der Zusammenschluss in Zürich eine rechtlich komplexe Operation, die wir sorgsam und in Ruhe abwickeln wollten. Es erschien uns daher sinnvoll, diese zuerst in Angriff zu nehmen, um danach rasch durchschnaufen und reflektieren zu können, bevor wir den zweiten grossen Schritt angehen. Zum andern bestand aufgrund der zum Teil schwierigen Situation der vfg akuter Handlungsbedarf. Da es im Angebot des SBF und der vfg praktisch keine Überschneidungen, sondern Ergänzungen gibt, erschien uns aber vor allem inhaltlich diese Fusion als nahezu perfekt und logisch. Seit Anfang Jahr führen wir die Geschäfte beider Verbände bereits gemeinsam, um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen. Die rechtliche Form dieser ersten Fusion ist ein Vertrag, welchen die vfg und wir am 24. Februar 2023 in Zürich unterschrieben haben. Am 28. Februar 2023 haben wir die Mitglieder der vfg und des SBF ZZCH zu den Generalversammlungen eingeladen und den Vertrag publiziert. Am 31. März 2023 müssen nun die Mitglieder beider Verbände dieses annehmen. Der zweite Schritt in rund sechs Monaten wird dann anlässlich einer ausserordentlichen Delegiertenversammlung vollzogen anlässlich derer der Verband mittels neuer Statuten mit der UPSS zusammenschliesst, umstrukturiert und umbenennt.

 

Am Freitag, den 24. Februar 2023, haben die Vertreter:innen des SBF ZZCH und der vfg im Rahmen einer Sitzung des SBF CH den Fusionsvertrag unterzeichnet. Die USPP war hierfür ebenfalls in Zürich vertreten, um zu dokumentieren, dass dies ein erster Schritt auf einer gemeinsamen Reise ist. Die Aufgabe der Mitglieder der vfg und des SBF ZZCH ist es nun am 31. März 2023 über den Vertrag abzustimmen und diesen damit zu genehmigen

Es ist von einer ‘Zwischenlösung für sechs Monate’ die Rede. Wie ist diese zu verstehen?

Da die Fusion der drei Verbände erst mit dem zweiten Schritt komplett ist, gehen wir – vorbehaltlich der Zustimmung der Mitglieder – in eine Art Übergangsphase. Der Name vfg wird ab dem 31. März Geschichte sein und für rund sechs Monate werden die Mitglieder der vfg zu Mitgliedern des SBF.

Was aber nicht verschwinden wird, ist die Idee und der Geist der vfg. Wir haben mit grosser Sorgfalt und Respekt die Engagements der vfg zunächst in unserer Sektion verankert und abgesichert. Das Weiterbestehen der Bildersoirée, des ‘pool collectives’ und des Nachwuchsförderpreis ist uns nicht nur ein grosses Anliegen, sondern auch ein wichtiger Bestandteil des Vertrags. Wir haben organisatorisch wie finanziell bereits vieles in die Wege geleitet und mit allen, die hier wertvolle Arbeit leisten, gesprochen, um dies sicherzustellen. Aber auch konnten die Mitglieder der vfg bereits von SBF-Engagements wie zum Beispiel den Dialog mit dem BAZL bezüglich der neuen Drohnen Regulierung profitieren und sind zum Teil bereits in den Prozess zur Abklärung zum Erlangen einer SORA-Bewilligung für den neuen Verband involviert.

In sechs Monaten dann werden die Kolleg:innen der USPP zu uns stossen und somit die Fusion vollenden. Es ist mir aber ein Anliegen auch an dieser Stelle festzustellen, dass wir auch diesen ersten Schritte in enger Abstimmung mit unseren Kolleg:innen aus der Romandie gegangen sind. So ist die USPP auch zu der Vertragsunterzeichnung in Zürich anwesend gewesen und wird uns auch am Abend der GV in Zürich begleiten.

Das heisst, dass damit eine neue, einheitliche Rechtsform und neue Statuten entstehen und dass der Verband einen neuen Namen bekommen wird.

Ja, aber das ist, wie zuvor erwähnt, der zweite Schritt nach dem Sommerfeien. Die grosse Frage ist aber nun: Was steht in den neuen Statuten und vor allem wie wird der neue Verband heissen? Hier muss ich allerdings alle noch ein wenig auf die Folter spannen. Derzeit arbeitet eine bekannte Agentur aus Zürich mit Hochdruck an der Entwicklung und Umsetzung der neuen Identität. Und ganz ehrlich – vermutlich ist das einer der komplexesten Aufgaben der ganzen Fusion. Es gibt bereits Entwürfe und Vorschläge, welche aber noch weiterentwickelt werden. Es wäre derzeit noch zu früh, um diese bereits zu publizieren. Allerdings darf man gespannt sein …

Die neuen Statuten liegen bereits vor, sind aber noch nicht abschliessend diskutiert. Auch dieser Prozess wird durch einen externen Anwalt begleitet. Beide Aufgaben sind aber auf guten weg und wir sind heute zuversichtlich, dass wir, dass Ziel die Fusion in sechs Monaten abschliessen zu können auch erreicht werden.

Was wird also die Aufgabe für die nächsten sechs Monate sein?

Die erwähnte 3×3 Gruppe wird weiter mit regelmässigen treffen und die Verhandlungen über die noch offenen Punkte abschliessen. Wichtig ist auch das die vfg trotz der bereits erfolgten Fusion mit dem SBF-Teil dieser Verhandlungen bleiben wird. Die ist ein sehr wichtiger Punkt das es uns allen ein grosses Anliegen war. Wir haben noch vier wichtige Punkte, die derzeit im Zentrum unserer Arbeit stehen. Wie erwähnten sind das die neuen Statuten und der neue Auftritt aber auch ganz klar die Formulierung der Vision und Mission des Verbands. Hier steht im Zentrum derzeit die Frage wie wir uns als Fotograf:innen heute und in der Zukunft eigentlich selber definieren. Eine Frage, die auf den ersten Blick einfach erscheint, aber tatsächlich gar nicht so einfach zu beantworten ist. Das ehrlich gesagt einer der spannesten inhaltlichen Diskussionen, welche wir bisher geführt haben! Ausserdem ist ganz klar das Thema Ausbildung ein wichtiger und sehr zentraler Punkt. Hier können wir heute bereits sagen das wir uns in Zukunft wieder alle gemeinsam für das EFZ sowie die HF-Ausbildung engagieren werden. Das ist mit Hinblick auf die Geschichte der Verbände ein grosser und wichtiger Schritt.
Wir freuen uns auf die Aufgaben, die vor uns liegen und auf die gemeinsame Zukunft.

Fotointern dankt Alexander Sauer für diese Ausführungen und wird nach der geplanten Generalversammlung vom 31. März 2023 nochmals auf das Thema zurückkommen.

 

Hinweis: Für Mitglieder des SBF ZZCH, der vfg sowie interessierten Gästen besteht noch die Möglichkeit sich für die ausserordentliche Generalversammlung vom 31. März 2023 hier anzumelden.

Weitere Links:
zu den Webseiten von SBF, vfg und USPP

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