Bereits seit 2008 zum 16. Mal führen Christian Herbert Hildebrand und Zaboo die Foto-Week auf Elba durch. Vom 15. bis 22. April 2023 bieten sie ein volles Workshop-Programm, bei dem Landschaftsfotografie, Makro, Architektur und Porträt auf der motivreichen Insel die Schwerpunkte sind.
Die Insel Elba im Nationalpark des Toskanischen Archipels ist ein Geheimtipp für Fotografinnen und Fotografen. Die Insel bietet eine prachtvolle, weitgehend naturbelassene Gegend, ist voll von Motiven aller Arten und ist das perfekte Umfeld für Foto-Workshops. Einerseits dominiert auf der typisch mediterranen Insel eine abwechslungsreiche Landschaft mit verträumten Dörfchen und ihren urtümlichen Bewohnern, anderseits wechseln sich faszinierende Strände mit bizarren Gebirgen und einer Unendlichkeit von Motiven ab. Ideal, um sich in allen Disziplinen der Fotografie zu üben und eine reiche Auswahl an gelungenen Bildern mit nach Hause zu bringen. Fotointern hat Fotograf Christian Herbert Hildebrand, der die Foto-Week zusammen mit der Künstlerin Zaboo leitet, nach den Besonderheiten und den fotografischen Möglichkeiten auf Elba befragt.
Fotointern: Ihr geht seit vielen Jahren auf die Insel Elba, um dort Foto-Workshops durchzuführen. Warum ausgerechnet Elba?
Christian Herbert Hildebrand: Das ist richtig. Seit 23 Jahren kehren wir immer wieder auf die Insel Elba zurück, einerseits, weil meine Frau dort einen Teil ihrer Jugendzeit verbracht hat und dort viele Leute kennt, anderseits, weil die Insel in weiten Teilen naturbelassen ist und eine Fülle an Motiven bietet. Sie ist ein idealer Ort, um sich in allen Sparten der Fotografie zu üben, von der Landschaft über Nahaufnahmen, Architekturfotografie mit sehr ungewöhnlichen und typischen Gebäuden, dann bieten sich auch Gelegenheiten zur Peoplefotografie, und es gibt für jede und jeden Fotografierenden etwas – in der Kleingruppe kann man innerhalb des Programms weitgehend einen Schwerpunkt auf die eigenen Interessen setzen. Das schätzen die Teilnehmenden sehr.
Wie ist das Wetter im April, und hat es dann nicht bereits viele Touristen?
Das Wetter ist im Frühling ideal. Es ist etwa zehn bis zwölf Grad wärmer als bei uns, und dass es mal zwischendurch bewölkt ist, ist eine kurzfristige Ausnahme. Mitte April ist auch deshalb ideal, weil es kaum Touristen hat. Und wenn schon, dann wissen wir wo diese hinziehen, und wir gehen dann an Orte, wo wir ungestört fotografieren können. Die meisten Touristen kommen in den Sommermonaten, und dann ist es uns zu heiss. Frühjahr und Herbst sind definitiv die besten Jahreszeiten für Elba – und übrigens auch für andere Mittelmeerregionen.
Mit wie vielen Teilnehmenden rechnet Ihr?
Die Foto-Week soll etwas Besonderes sein. Deshalb beschränken wir die Teilnehmerzahl auf vier bis maximal sechs Personen. Damit bleibt die Gruppe in einem familiären Rahmen, was uns auch die Möglichkeit gibt auf die Anliegen und den Wissensstand der Teilnehmenden optimal einzugehen. Dank der kleinen Anzahl Teilnehmenden bekommen wir auch Zugang zu exklusiveren Orten, an denen eine grössere Gruppe nicht mitkönnte oder bei der gewisse Gelegenheiten sich nicht ergeben würden.
Das Programm (siehe Kasten) macht einen sehr vielfältigen Eindruck. Wie sehr hält Ihr Euch daran, und inwieweit können die individuellen Wünsche der Teilnehmenden noch berücksichtigt werden?
Das Programm hat sich im Laufe der Jahre als ziemlich optimal erwiesen. Es ist für uns jedoch nur eine Richtlinie und soll den Interessenten aufzeigen, was sie etwa in der Foto-Week auf Elba erwartet. In der Praxis sprechen wir dann das Tagesprogramm jeweils ab und passen dieses den Wünschen der Gruppe an. Ein Beispiel: Die früher gefürchtete Nachbarinsel ‘Pianosa’, die bis heute eine Gefängnisinsel blieb, haben wir nicht regulär auf dem Programm, doch gehen wir bei genügender Nachfrage dorthin, weil sie ein besonders interessanter Ort mit vielen fotografischen Möglichkeiten ist.
Die An- und Rückreise sind ja nicht im Angebot inbegriffen. Wie reist man am besten nach Elba?
In der Regel bilden ein paar Leute zusammen eine Fahrgemeinschaft, und dann reist man möglichst mit zwei Privatautos an. Das dauert ab Zürich etwa sechseinhalb Stunden bis zur Fähren-Überfahrt mit Abenteuerfeeling und Meeresluft. Auch die Anfahrt mit der Bahn ist möglich. Sie führt via Mailand und Florenz direkt zum Hafen Piombino, so dass auch ein kleiner Städtetrip mit Halt und Übernachtung möglich sind. Damit man sich vorher kennenlernen und Fahrgemeinschaften bilden kann, organisieren wir im Vorfeld einen Kennenlern-Abend. Man ist sich dann nicht mehr ganz so fremd und hat die Möglichkeit sich auszutauschen, individuelle Fragen zu stellen und sich so vollumfänglich zu orientieren.
Was empfiehlst Du in Sachen Ausrüstung?
Das kommt sehr auf die persönlichen fotografischen Ansprüche an. Die meisten teilnehmenden haben eine System- oder Spiegelreflexkamera mit zwei, drei Objektiven dabei. Als Analog-Fans freuen wir uns natürlich auch auf Teilnehmende mit Film-Kameras. Ein Weitwinkelobjektiv ist für die Landschaftsaufnahmen zu empfehlen und ein kurzes Tele für die Porträts. Aber nicht die Kamera macht das Foto, sondern das Auge, und wir wollen in der Foto-Week auch das fotografische Auge schulen, so dass es keine Pflicht gibt. Weitere Ausrüstung ist optional. Am Kennenlern-Abend wird dies besprochen, und es werden Empfehlungen individuell erteilt.
Was bietet die Unterkunft?
Das Hotel ist klein, familiär und sauber geführt, die Zimmer recht neu eingerichtet mit WLAN. Mittags verpflegen wir uns unterwegs und jeden Abend gehen wir an einen anderen, spannenden Ort, um die vielfältigen kulinarischen Highlights der Insel zu geniessen.
Gibt es auch Theorie und Bildbesprechungen?
Etwas Theorie gehört dazu und ist Bestandteil des Programms, orientiert sich aber flexibel an den unterschiedlichen Bedürfnissen und Wünschen der Teilnehmenden. Das ist ein weiterer Vorteil der Kleingruppe. Man befindet sich sozusagen in halbwegs privatem Unterricht. Die Bildbesprechung ist immer spannend, weil man von den Bildern anderer viel lernt und dies auf die eigene Kreativität übertragen kann. Ausserdem profitiert man auf jedem Niveau und erfährt, worauf es ankommt, um noch besser zu werden – ein bisschen wie bei einer Portfolio-Lesung.
Auch die Bildbearbeitung wird thematisiert, und es werden viele Ratschläge erteilt, um mehr aus dem Potential der eigenen Bilder heraus zu holen. Die Bildbearbeitung ist der zweite Teil der Bildkreativität und birgt ungeahnte Möglichkeiten. Übrigens gestalten wir gemeinsam mit den besten Bildern eine Ausstellung, die dann in einem Lokal in der Nähe öffentlich präsentiert wird. Die einheimischen Besucher sind dann immer gespannt, was wir auf ihrer Insel entdeckt haben.
Gehört auch die Schwarzweiss-Fotografie dazu?
Unbedingt. Schwarzweiss liegt voll im Trend, sei es bereits bei der Aufnahme mit unterschiedlicher Wirkung durch Farbfilter oder sei es durch Konvertieren von Farbaufnahmen. Dann kommt die Wirkung von Helligkeits- und Gradationsveränderungen hinzu, um die Bilder noch eindrucksvoller zu gestalten. Übrigens, wie schon erwähnt, wer mit Film fotografiert, ist ebenfalls herzlich willkommen – ich habe auch fast immer eine analoge Kamera dabei.
Was gibt es noch dazu zu sagen?
Dass wir bisher mit jeder Gruppe eine gute und spannende Zeit zusammen verbracht haben. Es sind auch Teilnehmende schon mehrfach mitgekommen, weil sie vom ‘Elba-Virus’ befallen worden sind und gewisse Örtlichkeiten nochmals besuchen wollten. Es soll ein gelungener Mix werden aus Motivvielfalt, Knowhow und Kollegialität, mit Erlebnissen, die man nicht mehr vergisst.
Das Programm
Tag 1 Welcome-Apero, Check-ln, toskanisches Nachtessen.
Tag 2 Theorie, Q&A. Pittoreskes Bergdorf mit charmanten Gassen und verschachtelten Häusern. Abendessen in typisch toskanischem Restaurant.
Tag 3 Je nach Teilnehmerwunsch ganztägiger Ausflug mit Lost Places oder Focus auf Meer und Gesteinsformationen. Nachtessen in einer Bucht mit Blick auf’s Meer.
Tag 4 Theorie, Bildbesprechung und -bearbeitung. Blaue Stunde / Sternenfotografie.
Tag 5 Am Morgen Streetfotografie; am Nachmittag professionelles Shooting mit modernster Studio Blitz-Anlage, Modell und Making-Of.
Tag 6 Bildbearbeitung, Vorbereitung Bildausstellung. Historische Festung, Panorama, Natur- und Tierfotografie. Essen mit Blick auf’s Meer.
Tag 7 BiIdbesprechung, Einrichten AussteIIung, freier Nachmittag. Apéro in der AussteIIung, Networking mit Ausstellungs-Besuchern, Nachtessen in urchigem In-LokaI.
Tag 8 Gemütlicher Abschiedstrunk.
Weitere Informationen finden unter www.fotozug.ch (Link)