Noch bis Sonntag, 4. Juni 2023 ist die Ausstellung «Beyond Fashion» im IPFO Haus der Fotografie zu sehen. Die internationale Ausstellung ist erstmals in Europa zu sehen und zeigt die verschiedenen Stile der Modefotografie der letzten 40 Jahre mit berühmten Fotografen aus verschiedensten Kulturkreisen.
Die Ausstellung «Beyond Fashion» im Oltner IPFO Haus der Fotografie zeigt die Arbeiten der bekanntesten Modefotografinnen und Modefotografen der Gegenwart, darunter Nick Knight, Paolo Roversi, Peter Lindbergh, Miles Aldridge und Ellen von Unwerth. Auch Fotografien und Filme der jüngeren Generation, wie die Werke von Blommers & Schumm, Solve Sunds-bo, Daniel Sannwald, Viviane Sassen oder Erik Madigan Heck, sind zu sehen.
«Tanga Smoking» von Blommers & Schumm Amsterdam, 2010, © Blommers & Schumm
Die Modefotografie hat in den letzen vier Jahrzehnten eine grundlegende Entwicklung durchlebt, denn im 21. Jahrhundert verschwimmen die Grenzen zwischen Werbung, redaktioneller und persönlicher Arbeit. Die digitalen Medien verändern die Art und Weise, wie über Fotografie berichtet wird und wie sie konsumiert und weitergegeben wird. Mit der explosionsartigen Zunahme von Streetstyle-Blogs, Instagram und Pinterest ist Modefotografie zur neuen Bildsprache geworden. Sie gilt nicht mehr als frivol, sondern hat den Status einer Kunstform erlangt. Die Bilder werden heute nicht mehr nur in kurzlebigen Modezeitschriften genutzt, sondern sie werden durch die virtuelle Verbreitung zu bleibenden Erinnerungen – zu Kunstbildern. Die Ausstellung im IPFO Haus der Fotografie zeigt Werke, die grenzüberschreitend, visionär und kreativ sind und in vier Kapiteln und all ihren Facetten zum Ausdruck bringen, was den Menschen kleidet, was Charaktere unterstreicht und was dieselben verschleiert. «Fantasy», «Allure», «Surrealism» und «Realism» sind die tragenden Kategorien dieser Ausstellung.
Fantasy
Dieser Teil der Ausstellung zeigt einige der extravagantesten Inszenierungen (mise en scene), die heute in der Modefotografie zu finden sind. Insbesondere für die Modefotografie gilt, dass Fotografie nie als getreues Abbild der Realität betrachtet werden kann. Hier sehen wir, mit welcher Sorgfalt Kulissen und Requisiten gestaltet werden; von Schauspielerei, Regie, Beleuchtung, Komposition bis hin zur ausgefeilten Bildgestaltung. Dieser Abschnitt ist eine Hommage an die Kreativität und den Erfindungsreichtum von Fotograf*innen, die in der Modebranche arbeiten.
Allure
ln den letzten 100 Jahren hat die Modefotografie ein Bild verführerischer Schönheit in Form des schlanken, jungen, leuchtenden, starken, weiblichen Körpers geprägt. Wir sehen eine ständige Zelebrierung stereotypischer Schönheitsideale, die alles andere als realistisch sind. Es handelt sich eindeutig um imaginäre Körper – retuschiert und immer begehrenswert. Seit mehr als einem Jahrhundert vergöttert die westliche Gesellschaft eine skulpturale Art von Schönheit, die sie als äusserst fotogen empfindet..
Surrealism
In der Kategorie des Surrealismus werden die Arbeiten einer neuen Generation von Modefotograf/innen gezeigt. Die Serie präsentiert eine Vielzahl von Herangehensweisen und Techniken, die zu dementsprechend vielen verschiedenen Ergebnissen führten. Schlüsselbegriffe sind Innovation und Experimentierfreude. Mit spielerischen und überraschenden Bildern wird gezeigt, wie sehr es in der Modefotografie um Transformation, Fantasie und Magie geht und wie sehr die Mode dabei immer mehr in den Hintergrund rückt.
Realism
Im Gegensatz zu Fotograf/innen, die in einem Studio arbeiten, bewegen sie sich hier auf den Strassen oder an Orten, die von uns alltäglich besucht werden. Sie nutzen das tägliche Leben als Inspirationsquelle und sehen Mode als Teil der realen Welt. Durch den Einsatz von natürlichem Licht und minimaler Retusche erzeugen die Fotograf/innen die bevorzugte «realistische», dokumentarische Ästhetik. Ihre Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Fiktion und Realität und zwischen der aussergewöhnlichen Weit der Mode und dem gewöhnlichen Leben.
Neben den fotografischen Werken geniessen die Besuchenden auch Film- und Videoszenen im SHOWstudio von Nick Knight. Diese Mode-Fotografien sind selten ein getreues Abbild der Realität. Sie sind Inszenierung, sind Kunst und Teamwork. Denn hinter dem Bild ist ein Set, sind Requisiten, Regie, Beleuchtung, Models, Stylist/innen, Moderedakteur/innen, Friseur/innen und Visagist/innen, Bühnenbildner/innen, Retuscheur/innen, Werbefachleute – und nicht zu vergessen künstlerische Redakteur/innen und Chefredakteur/innen. Jedes Detail ist sorgfältig durchdacht, um den Betrachtenden in eine andere Welt zu entführen.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der «Foundation for the Exhibition of Photography» (FEP) und wurde bereits in Hong Kong, Shanghai, Changsha und Seoul gezeigt, bevor sie nun, erstmals in Europa, im IPFO Olten zu sehen ist. Kuratiert wurde sie von Nathalie Herschdorfer, die auch das «Photo Elysee» in Lausanne leitet.
Situationsbilder: Urs Tillmanns / Fotointern.ch
Infos zu «Beyond Fashion»
Wann? noch bis Sonntag 4. Juni 2023
Wo? IPFO Haus der Fotografie, Kirchgasse 10, CH-4600 Olten
(Mittwoch – Freitag 14.00 – 18.00, Samstag und Sonntag 11.00 – 17.00 Uhr
Wie viel? Erwachsene CHF 15.00.- / Studierende und Rentner CHF 10.00.-
Kostenlos für Jugendliche bis 16 Jahre, Museumspass, Raiffeisen-Member-Plus-Karte
Weitere Infos unter https://www.ipfo.ch/beyondfashion