Die dritte Ausgabe dieses Jahrgangs von PhotoKlassik bringt einmal mehr viele spannende und inspirierende Artikel zur Fotografie mit Film. Dabei kommen Technikthemen und Praxistipps ebenso zur Sprache, wie das Knowhow der Fotografinnen und Fotografen, die mit vorbildlichen Portfolios vertreten sind.
Wie recht er hat, Wolfgang Heinen, der Herausgeber von Photo Klassik, im Editorial der jüngsten Ausgabe, wenn er schreibt «Wir brauchen dringend ein neues Medium. Schnellstens. Eines, das die Wahrheit sagt und die Wirklichkeit zeigt. Weil digitale fotografische Bilder und künstlich generierte Bebilderungen diesbezüglich am Ende sind». Seine Einleitung zum aktuellen Heft ist lesenswert von der ersten bis zur letzten Zeile, weil er es bezüglich Wahrheitsgehalt und Manipulationen der digitalen Fotografie voll auf den Punkt bringt. Brauchen wir ein neues Medium? Ist nicht die analoge Fotografie genau das, wonach wir suchen?
Die aktuelle Ausgabe ist einmal mehr ein geglückter Mix von Standortbestimmung und Ausschau jenes Mediums das schon lange totgesagt und trotzdem weiterhin im Aufwind ist. Sie zeigt auf rund 100 Seiten was sich derzeit in der Fotografie mit Film tut und erreicht damit jene Leserinnen und Leser, die Wissen und Ratschläge, aber auch «Vor»-Bilder und Kulturelles suchen, das ihnen hilft mit der echten Fotografie bessere Bilder zu machen und kreativere Lösungen zu finden. Es ist einmal mehr ein bunter Themenstrauss mit Portfolios, Technik und Aktuellem, der vielfältiger und kompetenter nicht sein könnte.
Und dann noch etwas, was einmal gesagt werden soll: Die grafische Gestaltung von PhotoKlassik verdient ein grosses Lob, besonders was die abwechslungsreiche Aufmachung der einzelnen Artikel anbelangt. Hier lässt die Grafikerin Julia Harrer ihrer Fantasie freien Lauf und trägt so viel zu einem vielfältigen und modischen Look einer «klassischen» Zeitschrift bei.
Hier einige Highlights
Klemens Wichmann «Über die Kunst der Hochzeitsfotografie»
Es ist Hochsaison. Die Liebespaare heiraten, was das Zeug hält. Da haben auch die Hochzeitsfotograf/innen kein freies Wochenende mehr. Auch Klemens Wichmann nicht. Er verrät in einem spannenden Interview was ihn vor einiger Zeit bewog, für seine Hochzeitsreportagen die Digitalkamera gegen eine analoge auszutauschen. Aufschlussreich und inspirativ! Zudem belegt er seine Thesen mit aussergewöhnlichen Bildern.
Leica M2: «Das inspirierende Arbeitspferd»
In jeder Ausgabe von PhotoKlassik werden besondere Kameramodelle vorgestellt – mit ihrer Geschichte und ihrer Technik. Diesmal ist die Leica M2 an der Reihe, die mehr ist als nur eine günstigere Version der M3. Warum Matthias Kistmacher die M2 besonders liebt, und was er daran an Besonderheiten entdeckt hat, die wenig bekannt sind, steht in diesem lesenswerten Erfahrungsbericht.
Klassische Objektive: «Ich liebe Deine Fehler!»
Die Fotografie mit Film ist geradezu prädestiniert, um Objektive zu verwenden, die in die Jahre gekommen sind und sich durch besondere Eigenschaften auszeichnen. «Alte» Objektive liegen plötzlich wieder im Trend, man will herausfinden, wie gut sie wirklich (noch) sind, und ob damit Bilder entstehen, die sich durch das besondere «Etwas» vom Alltäglichen unterscheiden. Steffen Schlüngel ist dieser Frage nachgegangen.
Werkstattgeflüster: «Zentralverschlüsse warten»
«Läuft die Sekunde noch?» ist eine der Standardfragen, wenn man sich für eine Gebrauchtkamera interessiert. Tatsächlich erkennt man daran, wie es um den Zustand eines Zentralverschlusses steht. Viel Wissenswertes über Zentralverschlüsse und wie man diese Pflegt, ist im Werkstattgeflüster von Steffen Schlüngel zu lesen, wissenswert auch, wenn man das Sorgenkind nicht gleich selbst zerlegen will.
Philipp Gladsome: «Analoge Liebe hält länger»
Das Bild auf der Titelseite dieser Ausgabe strahlt eine besonders natürliche Anmut aus. Es ist Teil des Portfolios von Philipp Gladsome, der ebenfalls seine Digitale gegen eine Leica M6 mit dem Summilux 1,4/35mm gewechselt hat. Was er vorwiegend fotografiert und weshalb mit Film, erzählt er in diesem Artikel.
Diskussion: «Nachhaltigkeit in der analogen Fotografie»
Nachhaltigkeit ist in der öffentlichen Diskussion zum Dauerthema geworden. Wie nachhaltig ist die Fotografie mit Film (und ihrer Chemie) wirklich? Was können Sie und ich für die Werterhaltung und für die Umwelt tun, wenn es um analoge Fotografie geht? Welches sind die wirklichen Sünden, und wo kann man mal ein Auge zudrücken? Ein Artikel, der zum Nachdenken und Diskutieren anregt.
Schwere Entscheidung: «Farbe oder Schwarzweiss?»
Während sich diese Frage bei der Digitalfotografie kaum stellt, ist sie in der analogen Fotografie grundlegend: Welchen Film lege ich nun in die Kamera ein? Wann ist Schwarzweiss angesagt und wann gebe ich dem Farbfilm den Vorzug? Natürlich kann dieser Artikel keine verbindlichen Antworten geben – aber er liefert viele interessante Aspekte, welche die Entscheidung jeweils erleichtern.
Katharine Kollmann: «Abtauchen und Schwarzweiss geniessen»
Katharine Kollmann hat sich in kurzer Zeit einen Namen gemacht mit ihren spektakulären Unterwasseraufnahmen – diese analog und in Schwarzweiss. Es sind Bilder von Delphinschwärmen und Haien in einer ganz besonderen Lichtstimmung. Wie macht sie diese Bilder, und wie ist sie überhaupt zur Fotografie gekommen? Ein interessantes Interview mit einer aussergewöhnlichen Fotografin.
Lewis Hine: «Soziale Missstände im Fokus»
PhotoKlassik hat immer wieder Zugang zu einzigartigen Archiven und bringt Bilder und Hintergrundwissen von ebenso spektakulären Fotografen an den Tag. Diesmal wird das Leben und Wirken von Lewis Hine gewürdigt, der mit seinen aufklärenden Fotoreportagen über die Kinderarbeit in den Minen und der Industrie vor rund hundert Jahren die amerikanische Öffentlichkeit bewegt hat.
Joris Roben: «Rote Nächte»
Joris Roben pflegt in seinen Bildern eine eigene Bildsprache, die von einem Mix aus Melancholie, Horror und Mysterium geprägt ist. Was hat ihn zu seiner Bilderserie «Roten Nächte» bewogen, und wie hat er diese Bilder gemacht? Interessante Details zu einer inspirierenden Arbeit.
Der Inhalt
Editorial
Kameras & Objektive
Das intuitive Arbeitspferd: Leica M2 / Die fotografierende Kokosnuss: Kowa Six / Geschichten aus dem Kameramuseum: Crass-Trickfilmtisch / Alte Scherben, neuer Look: Neuauflagen von Objektiv-Klassikern / Werkstattgeflüster: Zentralverschlüsse warten
Aufnahme & Belichtung
Trend: Nachhaltigkeit in der analogen Fotografie / Die Gretchenfrage: Farbe oder Schwarzweiß?
Film & Dunkelkammer
Photo-und Medienforum Kiel: Zonensystem / Im Test: ECN-2 Chemie von Jobo
Markt I Unternehmen I Wirtschaft
Firmenporträt Heiland electronic
Präsentation & Archivierung
Interview: Simone Klein / Aus dem Archiv: Lewis Hine / Scan-Service: Ein Cewe Fotobuch aus alten Schätzen / Apps: Negative zu Positiven umkehren
Kultur & Portfolio
Klemens Wichmann: Hochzeitsfotografie / Philipp Gladsome: Musiker, Models, Mode / Katharine Kollman: Schwarzweiß unter Wasser / Jorls Robben: Rote Nächte / Fundstücke: Randnotizen zur Foto-Kunst
Augenblick / Magazin / Mitarbeiter/Impressum / Felix Schoeller Photo Award / Schluss
PhotoKlassik erscheint vierteljährlich mit 98 Seiten und im Verlag der IMH Imaging Media House GmbH & Co. KG. Das Magazin ist sowohl bei Ars-Imago in Zürich als auch bei Fotomedia in Jegenstorf erhältlich. Das Heft kostet CHF 18.90 zuzüglich Versandspesen.
Ein sehr schöner Blick über diese tolle Zeitschrift. Auch wenn ich heute meist digital fotografiere, nehme ich manchmal noch meine Bronica EC-TL im 6×6 Mittelformat zur Hand. Die meisten Bilder meiner Retrospektive „50 Jahre Pressefotografie von GJW“, die momentan noch in Basel gezeigt wrd, habe ich mit analogen Kameras, wie einer KB von Kiev geschossen. Meine erste Digitale schaffte gerade mal 1 Megapixel und brauchte nach jedem Auslösen 30 Sekunden, um auf einer 3,5 Zoll Diskette das Bild zu speichern. Noch mehr Kameras liegen im Schaufenster der Galerie Anja Brinkmann an der Neuweilerstrasse 11. Am Freitag, den 30. Juni ab 16 Uhr findet nun die Finissage statt. Jeder fotointern-Leser ist willkommen.