Die französischen Reportage-Fotografin Sarah Caron hat Pakistan in den letzten 15 Jahren unzählige Male kreuz und quer bereist. Sie vermittelt uns in ihrem Bildband und mit einem sehr informativen Text bisher unbekannte Eindrücke aus einem der ärmsten Vielvölkerstaaten Asiens.
Die wenigsten von uns kennen Pakistan. Es ist kein Touristikland, obwohl das Land zwischen Afghanistan, China, dem Iran und Indien eine Fülle von landschaftlichen Besonderheiten und Schönheit zu bieten hat. Aber die politische Situation gilt als extrem instabil, seit es im 1947 gegründeten pakistanischen Staat aufgrund ethnisch-religiöser Konflikte immer wieder zu Unruhen kommt. Vor allem die religiösen Minderheiten werden unterdrückt, Frauen generell diskriminiert, und das Gesellschaftsleben ist stark patriarchalisch geprägt. Zwar wäre das Land reich an nutzbaren Bodenschätzen, doch verhindert die grassierende Korruption und die fehlende Infrastruktur vielerorts deren erfolgreichen Abbau. Das wichtigste Exportgut Pakistans ist Baumwolle, sei es als Rohprodukt oder in verarbeiteter Form. Aber davon profitieren in dem riesigen Land nur wenige Regionen.
Ein grosses Problem sind die Folgen des Klimawandels welche Pakistan mit grossen Dürren, mangelndem Trinkwasser einerseits oder starken Überflutungen andererseits zu spüren bekommt. Darunter leiden vor allem die ärmeren, von der Landwirtschaft lebenden Bevölkerungsschichten, denen sauberes Trinkwasser ebenso fehlt, wie die ärztliche Versorgung, um die daraus resultierenden Krankheiten zu bekämpfen.
Das Buch von Sarah Caron vermittelt einen sehr guten Eindruck über das Land, das sie in den letzten anderthalb Jahrzehnten immer wieder kreuz und quer bereist hat. Es ist daraus ein prachtvoller Bildband entstanden, der das Leben und Wirken im Vielvölkerstaat auf eindrückliche Weise zeigt. Sarah Caron hat das Glück gehabt Einblick in viele Familien und Behausungen zu bekommen und vermittelt uns so einen repräsentativen Querschnitt der Lebensweise und der Sozialstruktur gerade auch in den ländlichen, ärmlichen und unbereisten Gegenden.
Auch die unterschiedlichen landschaftliche Schönheiten Pakistans kommen in den Bildern von Sarah Coron zum Ausdruck, ein Land, das sich vom Arabischen Meer bis in die Himalaya-Region mit fünf Achttausender auf pakistanischem Gebiet erstreckt. Dementsprechend vielfältig sind auch die sozialen Verhältnisse, die Lebensweisen und Gebräuche in den verschiedenen Regionen, die Sarah Caron in ihrem Buch dokumentiert hat. Es sind ausdrucksstarke Porträts, Gruppenbilder, Einblicke in die Privatsphären vieler Menschen, Landschaften und Bilder des Brauchtums in den verschiedensten Regionen Pakistans.
Das Buch beinhaltet noch einen anderen, sehr wertvollen Teil, nämlich den Text, den Sarah Caron mit ihren im Land gemachten vielschichtigen Erfahrungen selbst verfasst hat. «Wo Berge weinen» bringt informativ und in drei Sprachen zum Ausdruck, weshalb dieses prachtvolle Land aufgrund ethnisch-religiöser Konflikte und politischer Wirren zu den Ärmsten Asiens gehört und wenig Aussicht auf eine wirtschaftlich bessere Entwicklung hat. Ebenso informativ sind die ausführlichen Legenden zu jedem Bild, welche viele Hintergrundinformationen vermitteln und zum besseren Verständnis beitragen.
Für wen ist dieses Buch? Es ist in erster Linie ein Bildband, der den fotografischen Stil dieser preisgekrönten Fotografin in eindrucksvollen Bildern über ein wenig bekanntes Land aufzeigt. Dann vermittelt der Text sehr viel Wissenswertes über das Land, seine Geschichte und die Lebensweise der Bevölkerung. Wer sich für die kreative Arbeit von Sarah Caron und das Land Pakistan interessiert, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.
Urs Tillmanns
Beschreibung des Verlages
Retrospektive des beeindruckenden, fotografischen Werkes der preisgekrönten, französischen Fotografin Sarah Caron. Sie ist in den letzten 25 Jahren auf ihren Reportagen rund um den Globus gereist. Das letzte Jahrzehnt hat sie im Auftrag von verschiedenen großen Medien viel Zeit in Pakistan verbracht, um das Land in all seinen Facetten zu porträtieren: von den gefährlichen Regionen, in denen Stammesfürsten herrschen, bis zu den Laufstegen der Haute Couture in Karatschi.
Am 27. Dezember 2007 wurde im pakistanischen Rawalpindi Benazir Bhutto ermordet, die ehemalige Premierministerin des Landes. Sarah Caron steckte im selben Moment mit dem Taxi im Stau. Sie war auf dem Weg zu einer Veranstaltung mit Bhutto und fand sich plötzlich in einer der turbulentesten Phasen der islamischen Republik wieder. Einen Monat zuvor hatte sie vom Magazin Time den Auftrag für ein Interview und eine Fotosession mit Bhutto erhalten, die zu der Zeit unter Hausarrest stand.
Von Pakistan werden oft nur die schlimmsten Seiten gezeigt. Sarah Caron präsentiert in ihrem Buch die ganze Vielfalt dieses Landes, das sie kreuz und quer bereist hat: von den pulsierenden und quirligen Megacitys bis zu den wüstenartigen Vorgebirgen des Hindukusch, über den sich Straßen schlängeln, in die schwere, mit bunten Girlanden behängte Lastwagen ihre Furchen ziehen. Sie hat vergessene Volksgruppen besucht, die außerhalb der Zeit zu leben scheinen, wie etwa die letzten Kalasha von Chitral, in denen manchmal fälschlicherweise die Nachfahren von Alexander dem Großen gesehen werden, oder die Mohana, die am Manchar-See im Tal des Indus leben und dort ihre Traditionen bewahren.
Der Inhalt
«Pakistan – wo Berge weinen» von Sarah Caron
«Pakistan – where the Mountains Weep» by Sarah Caron
«Pakistan – là où les Montages Pleurent» par Sarah Caron
Lahore, 2017
Pendjab, 2017
Baltistan, 2018
Bumburet, 2016
Khyber Pakhtunkhwa, 2013
Khyber Pakhtunkhwa, 2022
Sindh, 2013
Sukkur, 2022
Hunza, 2017
Khyber Pakhtunkhwa, 2017
Khyber Pakhtunkhwa, 2013
Sindh, 2021
Chiral, 2016
Khunjerab, 2017
Mianwali, 2021
Skardu, 2018
Islamabad, 2019
Islamabad, 2023
Lahore, 2009
Islamabad, 2018
Karachi, 2009
Lahore, 2007
Lahore, 2017
Balouchistan, 2011
Khyber Pakhtunkhwa, 2008
Bunner, Tribal Area
Torkham, 2021
Tribal Area, 2009
Khyber Pakhtunkhwa, 2007
Khyber Pakhtunkhwa, 2013
Khyber Pakhtunkhwa, 2008
Lahore, 2012
Islamabad, 2023
Pendjab, 2022
Die Autorin
Sarah Caron wurde 1972 in Aix-en-Provence geboren. Während ihres Masterstudiums in spanischer und lateinamerikanischer Zivilisation entdeckte sie die Arbeit von Cristina García Rodero, was sie bewog Fotografin zu werden. Der erste Schritt in ihrer Karriere war 1994, als sie in Kuba inmitten der Krise der Balseros fotografierte. Als freie Mitarbeiterin der Agentur Gamma wurden ihre Bilder auf der Primavera fotografica in Barcelona, in der Galerie Fnac und beim Festival Arrêt sur l’image ausgestellt. Ein weiterer Durchbruch war 1999, als ihre Reportage «L’exil des veuves blanches du Nord de Inde» auf dem Festival Visa pour l’image in Perpignan ausgestellt wurde. Sie nimmt mehrere lange Projekte in Bosnien-Herzegowina, in Kamerun und später in Pakistan in Angriff, wo sie sich von 2007 bis 2023 immer wieder aufhält. Heute arbeitet Sarah Caron als freie Journalistin für die Agentur Hans Lucas und wird von der Galerie Hegoa in Paris vertreten.
Ausstellungstipp
Die Bilderausstellung «Sarah Caron – The Land of the Pure» ist Teil des Festivals La Gacilly-Baden Photo, das von 15. Juni bis 15. Oktober 2023 in Baden bei Wien stattfindet.
Bibliografie
Sarah Caron «Pakistan – wo Berge weinen»
144 Seiten, 72 Fotos, Fadenheftung, Hardcover, Format 22,5 × 27,5 cm
Texte Deutsch, Englisch, Französisch
Edition Lammerhuber, AT-Baden
Preis: CHF 68.90 / EUR 49,90
ISBN 978-3-903101-94-4
Das Buch ist im Buchhandel zu erwerben oder kann direkt beim Verlag bestellt werden.