Das Fotomuseum Winterthur fördert mit Plat(t)form vom 8. bis 10. September 2023 wiederum 42 Nachwuchstalente aus mehr als 20 Ländern. Diese präsentieren ihre Werke und Portfolios der Öffentlichkeit und einem Team von Expert/innen. Plat(t)form bietet Gelegenheit, junge Talente und Tendenzen in der Fotografie zu entdecken.
Wie in unserer Übersicht über grössere Foto-Events während des Zeitraums August bis September 2023 berichtet, wird im Fotomuseum Winterthur ein Anlass für den Fototalennachwuchs durchgeführt. Im Rahmen der jährlich stattfindenden Plat(t)form stellen jeweils 42 ausgewählte internationale Fotograf/innen und Künstler/innen ihre Arbeit vor. Während des Portfolio-Viewing-Events präsentieren die Kunstschaffenden ihre Werke einem interessierten Publikum sowie einem Team von Expert/innen – eine Gelegenheit junge Nachwuchstalente und neueste Tendenzen des Fotografischen zu entdecken und persönlich ins Gespräch zu kommen.
Das Programm
Freitag, 08. September 2023, 19:00–20:30
Talk – die Expert/innen und Pro-Helvetia-Gäste präsentieren sich und ihre Arbeit, Snacks und Drinks im Anschluss
Samstag, 09. September 2023, 10:00–19:00
Portfolio-Viewing – Besucher/innen und Fachleute im Dialog mit den Fotograf/innen
Samstag, 09. September 2023, 20:00–24:00
Dinnerparty im Museumsbistro George mit Essen, Musik und Austausch
Sonntag, 10. September 2023, 10:00–17:00
Portfolio-Viewing – Besucher/innen und Fachleute im Dialog mit den Fotograf/innen
Hinweis: Die Plat(t)form findet aufgrund der Sanierung des Fotomuseum Winterthur in den Räumlichkeiten der Fotostiftung Schweiz an der Grüzenstrasse 45 in Winterthur statt.
Stimmungsbilder der Plat(t)form 2022 © Fotomuseum Winterthur / Philipp Ottendörfer
Ausgewählte Künstlerinnen und Künstler
Baurjan Bismildin (*1987) gehört einer jungen Generation kasachischer Fotograf/innen an. Er interessiert sich für eine neue Ästhetik, welche abweicht von normierten Schönheitsidealen, wie wir sie aus Hochglanzmagazinen kennen, und rückt in seinen Modefotografien die Einzigartigkeit seiner Protagonist/innen sowie die Vielfalt der Gesellschaft Kasachstans in den Fokus. Zudem lässt er unterschiedlichste visuelle Elemente der kasachischen Kultur wie Szenen traditioneller kasachischer Riten, Feste oder Gebräuche aber auch Objekte und Artefakte in seine Werke einfliessen.
Die Künstlerin Kincső Bede (*1995) wuchs als Rumänin mit ungarischen Wurzeln in einer kleinen Stadt in Siebenbürgen, Rumänien, auf. In ihren Arbeiten befasst sie sich mit der kommunistischen Vergangenheit ihres Heimatlandes und dem Erbe von Nicolae Ceaușescu, dem ehemaligen Staatsoberhaupt Rumäniens und Führer der kommunistischen Partei des Landes. Dabei interessiert sie sich insbesondere für die Kontrollmechanismen, die zur Zeit der sozialistischen Regimes durch die Geheimpolizei Securitate etabliert wurden, und wie diese nachfolgenden Generationen bis heute beeinflussen. In den düsteren und doch humorvollen Schwarz-Weiss-Fotografien Bedes, die von der Gothic-Ästhetik inspiriert sind, scheint der morbide Geist der Zeit des Eisernen Vorhangs herumzuspuken und die Betrachter/innen heimzusuchen.
Als non-binäre trans Person inszeniert Mahalia Taje Giotto (*1992) den eigenen Körper und stellt – teils verfremdete – Abbildungen dieses Körpers Tagebucheinträgen, Texten oder Archivmaterial gegenüber. Die so entstehenden intimen post-fotografischen Arbeiten, mit denen Giotto ein Zeugnis der Existenz von trans Personen schaffen und auf deren Lebensrealität aufmerksam machen will, rücken Fragen zu Identität und Sexualität ins Zentrum und hinterfragen die binären, heteronormativen Strukturen unseres patriarchalen Gesellschaftssystems. Mit der fortlaufenden Werkserie No Tears, Just Dreams veranschaulicht Giotto die Strategien, die trans Personen anwenden, um sich in diesem System durchzuschlagen. Das Projekt umfasst mehr als 200 mit Schlagworten und Satzteilen versehene Bilder, die Giotto selbst als Logbuch erlebter Traumata und gleichzeitig als Überlebenshilfe dienen.
Die Schweizer Künstlerin Lisa Mazenauer (*1996) befasst sich in mehreren ihrer postdokumentarischen Arbeiten mit dem Abbau von Mineralien und dessen Einfluss auf Mensch und Umwelt. Sie nutzt dafür Archivmaterial, Videos und auch installative Elemente. Mit der Werkserie Swiss Gold Entropy untersucht Mazenauer beispielsweise die Beteiligung der Schweiz am Goldabbau in der Demokratischen Republik Kongo. Der Ausgangspunkt des Projekts bildet ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1982, in dem über die Absicht von Hans Mazenauer, dem Grossvater der Künstlerin, berichtet wird, in der Demokratischen Republik Kongo nach Gold zu suchen. Die Geschichte zeigt beispielhaft die Verflechtungen der Schweiz in den Rohstoffabbau und das Minengeschäft auf und stellt so die angebliche Neutralität des Landes in Frage.
Lada Suomenrinne (*1995) ist am nördlichsten Punkt Finnlands als Teil einer samischen Familie aufgewachsen. Die Samen sind eine Indigenen Gemeinschaft, deren Siedlungsgebiet Sápmi sich über Nordskandinavien und Nordfinnland bis zur russischen Halbinsel Kola erstreckt. Suomenrinnes fotografischen Werke erforschen nebst Fragen der Zugehörigkeit und kulturellen Identität auch die Verbundenheit der Menschen mit der Natur. Im stetigen Dialog mit der natürlichen Umgebung erforscht Suomenrinne unter anderem samische Mythen und Riten und damit das kulturelle Erbe von Suomenrinnes Vorfahren.
Weitere Informationen zur Plat(t)form finden Sie unter fotomuseum.ch/de/plattform/ und auf der Seite der diesjährigen Ausgabe Plat(t)form 2023
Plat(t)form 2023: Teilnehmende Fotografinnen und Fotografen | |||
Thomas Annaheim Lambert | CH | Emilien Itim | CH |
Fabrizio Arena | IT/VE | Veera Konsti | FI |
Cristóbal Ascencio Ramos | MX | Olga Koval | UA |
Salih Basheer | SS | Krummi | IS |
Jana Bauch | DE | Naa Teki Lebar | AT |
Kincső Bede | HU | Kristina Lenz & Alex Simon Klug | DE |
Kai Behrendt | DE | Augustin Lignier | FR |
Karim Beji & Emanuel Bohnenblust | CH/TN | Marco Loi | IT |
Baurjan Bismildin | KZ | Lisa Mazenauer | CH |
Aline Bovard Rudaz | CH | Zoé Elia Menthonnex | CH/FR |
Maryna Brodovska | UA | Vân-Nhi Nguyễn | VN |
Yue Cheng | CN | Alice Pallot | FR |
Mattia Dagani Rio | CH/ES | Duncan Poulton | UK |
Kim da Motta | CH | Ryan Prince | UK |
Maite de Orbe | ES | Silvia Rosi | IT/TG |
Dev Dhunsi | NO/IN | Bennett Smith | CH |
Jonàs Forchini | ES | Gaëtan Soerensen | FR |
Andi Galdi Vinko | HU | Lea Sonderegger | AT |
Juan García Couder | ES | Lada Suomenrinne | FI |
Mahalia Taje Giotto | CH/IT | Johanna Terhechte | DE |
Jason Isolini | US | Yujie Zhou | CN |
Expertinnen und Experten | |||
Marco De Mutiis | Digital Curator am Fotomuseum Winterthur (CH) | ||
Jeong Eun Kim | Künstlerische Leiterin von The Reference und Gründerin von Iannbooks (KR) | ||
Iris Kadel | Miteigentümerin der Galerie Kadel Willborn (DE) | ||
Nina Mangalanayagam | Künstlerin und Dozentin an der HDK-Valand (SE) | ||
Clare Strand | Künstlerin (UK) | ||
Gäste der Pro Helvetia | |||
Carol Chow Pui Ha | Kuratorin und Wissenschafterin (HK) | ||
Rodrigo Gómez Rovira | Fotograf und Künstlerischer Leiter des Festival Internacional de Fotografía de Valparaíso (CL) | ||
Hit Man Gurung | Künstler, Kurator und Ko-Gründer des Künstler/innenkollektivs Artree Nepal (NP) | ||
Laila Hida | Künstlerin und Gründerin von Le 18 (MA) | ||
Katya Iushkevich | Künstlerin und Kuratorin (RU) | ||
Uche Okpa-Iroha | Künstler, Kurator und Gründer des Nlele Institute (NG) | ||
Sheelasha Rajbhandari | Künstlerin, Kuratorin und Ko-Gründerin des Künstler/innenkollektivs Artree Nepal (NP) |
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