Urs Tillmanns, 15. Oktober 2023, 21:50 Uhr

Vogelwarte Wettbewerb 2023: Faszination zwischen Klippen und Kornfeldern

Bereits zum zwölften Mal wurde der Fotowettbewerb der Schweizerischen Vogelwarte Sempach ausgetragen. Er präsentiert sich in den drei Kategorien Allgemein, Emotion und Action und ist das Ergebnis von mehr als 8500 Einsendungen. Aufgrund der regen Teilnahme aus vielen Länder hat der Wettbewerb längst ein internationales Niveau erreicht.

Die diesjährigen Siegerbilder präsentieren sich mehrheitlich schlicht und farblich minimalistisch, aber dennoch ausdrucksstark. Den prämierten Fotografinnen und Fotografen ist es gelungen ausserordentlich seltene Momente in Sekundenbruchteilen zu erhaschen und die verschiedensten Vogelarten in ihrer freien Natur stimmungsvoll darzustellen. Aus dem reichhaltigen Fundus von mehr als 8500 Bildern stach Andreas Volz’ Mauerläufer als bestes Bild des Wettbewerbs heraus. Das Foto, das in den österreichischen Alpen aufgenommen wurde, fand einhellig Zustimmung. Jurymitglied Flurin Leugger meint dazu: «Es ist der Kontrast zwischen dem farbenfrohen, scharfen Vogel und den verschwommenen Klippen im Hintergrund, die das Foto besonders gelungen machen. Es ist ausserdem technisch äusserst anspruchsvoll, einen gelungenen Mitzieher dieses Vogels mit seinem wellenförmigen Flug zu machen.»

 

Gesamtsieger: Andreas Volz «Mauerläufer»

«Auf einer Wanderung in den Tiroler Alpen beobachtete ich ein Pärchen Mauerläufer, das in der Nähe des Weges immer wieder einer Felswand entlang flog. Die Vögel waren offensichtlich an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt. So konnte ich auf eine günstige Gelegenheit warten, um einen der Mauerläufer im Flug zu fotografieren.»

Die Begeisterung für Natur und Fotografie von Andreas Volz geht bis auf seine Kindheit zurück, die ihn bald in ferne Länder führt. Mittlerweile findet er seine Motive vor allem in heimischen Gefilden. Auf Grund seiner Vorliebe für wilde Bergwelten konzentrieren sich seine Fotoaktivitäten seit einigen Jahren auf die Alpen. Er versucht in seinen Bildern die Schönheit und Fragilität der Natur einzufangen und sie anderen Menschen näherzubringen.

 

Kategorie Allgemein, 1. Platz: László Tóth «Kranich»

«Ich war auf dem Heimweg von einem Fotoshooting am Seeufer, als ich von meinem Auto aus eine Kranichfamilie beim Fressen von Getreide sah. Ich zückte schnell die Kamera und kurbelte das Fenster herunter.»

László Tóth hat die Liebe zur Natur mit der Luft eingeatmet, die ihn als Kind auf den ländlichen Feldern und in den Wäldern umgab. Er hat sich schon immer für Vögel interessiert und hat bald begonnen, Fotoverstecke zu bauen, so dass seine Bilder nicht nur vom Zufall abhängen. Am liebsten hält er die kleinen Momente fest, die für den normalen Betrachter kaum wahrnehmbar sind.

 

Kategorie Allgemein, 2. Platz: Luca Lorenz «Höckerschwan»

«Mit meinem Weitwinkelobjektiv war ich an einem kleinen See in Berlin unterwegs und fotografierte einen sehr zutraulichen Höckerschwan. Immer wenn er seinen Kopf ins Wasser tauchte, fotografierte ich den Schwan von oben herab. Da das Wasser viel dunkler als der Schwan war, brauchte ich nur etwas unterbelichten und alles um ihn herum wurde komplett schwarz.»

Luca Lorenz hat sich 18-jährig auf die Wildtierfotografie spezialisiert. Im Alter von 12 Jahren bekam er seine erste Kamera und ist seitdem bin ich nahezu jeden Tag in der Natur unterwegs. Tiere in der Wildnis bei ihrem natürlichen Verhalten zu beobachten und zu fotografieren, macht ihn so glücklich, wie kaum etwas anderes. Das Naturerleben durch die Fotografie mit der Kunst verbinden zu können und seine Bilder dann mit Menschen zu teilen, macht die Wildtierfotografie zu seinem Traumberuf.

 

Kategorie Allgemein, 3. Platz: Sandra Schweizer «Star»

«Die Stare sind meine Lieblingsvögel, und jeden Frühling freue ich mich auf ihre Rückkehr aus dem Winterquartier. Kaum angekommen, wird ausgemacht, welches Paar die zwei im Garten angebrachten Nistkästen beziehen darf. Dieser Herr auf dem Bild gab sich besondere Mühe, um auf sich aufmerksam zu machen. Ich konnte ihn direkt vom Haus aus durch das offene Fenster fotografieren.»

Die Leidenschaft für die Fotografie begann für Sandra Schweizer vor rund 15 Jahren. Schnell merkte sie, dass vor allem wildlebende Tiere als Fotomotive sie in den Bann zogen und so führte ihr Weg in die faszinierende Welt der Vögel. Der Beitritt zum Natur- und Vogelschutzverein Frauenfeld, ein Grundkurs in Ornithologie und einer in Fotografie bekräftigten ihr kreatives Hobby. Am liebsten fotografiere sie wildlebende Tiere, die in der Schweiz heimisch sind.

 

Kategorie Emotion, 1. Platz: Christoph Kaula «Bergfink»

«Meine letzten Beobachtungen an Bergfinkenschlafplätzen waren überwältigend, und diesmal sollten in Solling/Deutschland nochmals deutlich mehr Bergfinken einfallen. Ein Schauspiel, das seinesgleichen sucht. Am Abend flogen immer grössere, nicht enden wollende Trupps zum Schlafplatz: Das Schwärmen begann. Die Vögel sammelten sich erst auf einigen Buchen, bevor sie zum Schlafen in Fichten wechselten.»

Christoph Kaula hat sich als Wildtierfotograf und Influencer für Natur- und Naturschutz einen Namen gemacht. Er ist studierter Biologe und durfte auf mehreren Forschungsreisen die Diversität unserer Tierwelt entdecken. Mittlerweile nutzt er seine Erfahrung, um in seinen Büchern und YouTube-Videos auf die heimische Natur aufmerksam zu machen.

 

Kategorie Emotion, 2. Platz: Luca Lorenz «Stockente»

«In einem kleinen Hafen an einem See in Berlin sind immer wieder viele Stockenten im Wasser unterwegs. An einem windigen Wintertag beschäftigte ich mich intensiv mit einer kleinen Gruppe, die zwischen Laub im Wasser nach Essbarem suchte. Die Wellenbewegungen mit dem bunten Laub gefielen mir, und mit langen Belichtungszeiten versuchte ich sie, so gut ich konnte, zu fotografieren.»

Der erst 18-jährige Wildtierfotograf Luca Lorenz lebt mit seiner Familie am Rande Berlins, in einem Dorf umgeben von Wiesen und Wäldern. Schon als Kind war er begeistert und unfassbar fasziniert von der Natur und vom natürlichen Verhalten der Tiere in ihrem angestammten Umfeld. Jedes Mal spürt er, wie sehr er die Natur mit all ihren Bewohnern liebt. Mit der Kamera spielerisch kreativ zu sein und seine Motive künstlerisch in Szene zu setzen macht ihm grosse Freude.

 

Kategorie Emotion, 3. Platz: Łukasz Jabłoński «Kleiber»

«Die begrenzte Anzahl von Sonnentagen im letzten Herbst liess mich die einheimischen Vogelarten noch mehr schätzen: die Vielfalt der Meisen, Spechte und das Modell auf meinem Foto, der Kleiber. Ich verbrachte jeden wolkenlosen Abend mit meiner Kamera draussen. Ich bin wirklich froh, dass es mir gelungen ist, den Kleiber in seiner bekanntesten Pose zu fotografieren, noch dazu im Gegenlicht der untergehenden Sonne.»

Das allererste Mal, dass Łukasz Jabłoński über Fotografie nachdachte, war dank der Arbeiten der örtlichen Luftbildfotografen. Mein Interesse an der Naturfotografie wurde durch verschiedene Hindernisse in seinem Leben geweckt. Er wohnt in der Stadt Lubawa in der Nähe von naturreichen Gebieten und verbringt viel Zeit in den umliegenden Seengebieten und Flusstälern. Seine Leidenschaft gilt den warmen Farben von Sonnenauf- und -untergängen, Spiegelungen und Unschärfen. Obwohl er die Naturfotografie mit all ihren Aspekten liebt, hat er sich auf die Vogelfotografie spezialisiert.

 

Kategorie Action, 1. Platz: Christoph Kaula «Alpendohle»

«Seit einigen Jahren träumte ich davon, einmal die neugierigen Alpendohlen zu fotografieren. In den Bergen sind sie rund um touristische Orte nicht selten und lassen eine erstaunliche Nähe zu. Ein Grund mehr, einmal das Weitwinkelobjektiv zu nutzen. An der Bergstation am Dachstein/Österreich gelang mir dann dieses Bild einer Alpendohle, die immer wieder in die Lüfte stieg.»

Christoph Kaula ist als Wildtierfotograf und Influencer für Natur und Naturschutz tätig. Als studierter Biologe durfte er auf mehreren Forschungsreisen die Diversität unserer Tierwelt entdecken. Mittlerweile nutzt er seine Erfahrung, um in seinen Büchern und YouTube-Videos seine Follower auf die Besonderheiten in der heimischen Natur zu sensibilisieren.

 

Kategorie Action, 2. Platz: Andrés Miguel Domínguez «Steinkauz»

«Dieses Steinkauz-Weibchen flog von einer Eiche in eine Sonnenblumenplantage, um zu jagen. In der Abenddämmerung flog der Vogel von Sonnenblume zu Sonnenblume, da grüne Heuschrecken in Hülle und Fülle vorhanden waren. Dieses Bild wurde in Arcos de la Frontera, Südspanien, aufgenommen.»

Andrés Miguel Domínguez lebt im Südwesten Spaniens und ist seit rund 30 Jahren Naturfotograf. Er verbindet seinen Beruf als Gymnasiallehrer mit der Fotografie, um vor allem junge Leute auf die Natur zu sensibilisieren. Die meisten seiner Fotos entstehen in den Naturpärken «Sierra de Grazalema» und «Los Alcornocales» in der andalusischen Provinz Cadiz. In der Regel geht er drei- bis viermal pro Woche in die Natur, um die Vögel zu fotografieren und zu beobachten. Er mag es, sowohl verhaltensbezogene als auch kreative Bilder zu machen.

 

Kategorie Action, 3. Platz: Markus Varesvuo «Gartenrotschwanz» 

«Es ist Ende September, und dieser Gartenrotschwanz ist damit beschäftigt, seine Fettreserven zu füllen, um sich auf seine lange Reise in den Süden vorzubereiten. Ich habe ihn mitten im Manöver erwischt, als er in der Luft nach Insekten jagte.»

Der preisgekrönte Naturfotograf und Autor Markus Varesvuo, hat sich auf die europäischen Vögel, insbesondere auf die nordeuropäischen Vogelarten spezialisiert. Wohnhaft in Helsinki verbringt er während der Vogelzugzeiten viel Zeit auf einer kleinen, Insel vor der finnischen Küste. Markus Varesvuo liebt es, packende Vogelbilder zu machen, besonders in winterlichen Konditionen.

 

Faszination durch die Kunst der Fotografie: Das ist der Grundgedanke hinter dem Fotowettbewerb der Schweizerischen Vogelwarte. Sie möchte damit die Schönheit und Vielfalt unserer gefiederten Freunde aufzeigen und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen, um ihren Bemühungen zum Schutz und zur Erhaltung der Schweizer Vögel zum Erfolg zu verhelfen. Dies gilt ganz besonders für das kommende Jahr, in dem die Vogelwarte ihr 100-jähriges Bestehen feiert.

 

Die Jury

In der Jury waren dieses Jahr

Nicolas Blanc, Vorstandsmitglied der Association suisse des photographes et cinéastes naturalistes; Marcel Burkhardt, Projektleiter Schweizerische Vogelwarte; Flurin Leugger, Naturfotograf; Christine Sersch, Vorstandsmitglied der Naturfotografen Schweiz NFS und Martin Wieser, Segment Development Manager bei Canon (AG).

 

Das Buch zum Wettbewerb. Die besten Fotos in der Endauswahl des Wettbewerbs 2023 werden auch als Fotoband publiziert, der ab Mitte November unter www.vogelwarte.ch/shop erhältlich ist.

Die Gewinnerbilder sowie diejenigen der Finalisten und weitere Informationen zum Fotowettbewerbe der Schweizerischen Vogelwarte Sempach finden Sie unter https://photo.vogelwarte.ch/galerie-2023

Weitere Informationen hier über die Schweizerische Vogelwarte in Sempach und hier über den alljährlichen Fotowettbewerb.

 

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