Urs Tillmanns, 21. Oktober 2023, 10:57 Uhr

Buchtipp: Martin Zurmühle «Kunst und Fotografie»

Der bekannte Buchautor geht in seinem neuesten Werk auf die Beziehung von Kunst und Fotografie ein, mit dem Grundgedanken, dass Fotografinnen und Fotografen vom Studium der Kunstgeschichte viel für das eigene Bildschaffen profitieren können. Das Buch liefert dazu viele spannende Aspekte und nützliche Hinweise.

Martin Zurmühle muss man unserer Leserschaft kaum mehr vorstellen. Er ist durch seine Fotoschule.biz in Luzern, als Referent bei verschiedensten Events, wie Digitalevent oder Photo Münsingen, sowie als Autor zahlreicher Fachbücher über Digitalfotografie und Bildanalysen, die im Eigenverlag «Vier-Augen» erschienen sind, international bekannt. Nun kommt ein weiteres Werk von ihm heraus, bei dem er ein bisher eher allgemein gemiedenes Thema angeht: Kunst und Fotografie.

Die Epochen und Stile der Malerei der Fotografie gegenüberzustellen, ist ein heikles Unterfangen. Zurmühle sagt auch ganz klar in seiner Einleitung, dass er sich auf die Beweggründe der Künstler und die Visualisierung ihrer Werke konzentriert. «In der Geschichte der Kunst mit ihren Motiven und Gestaltungsregeln, mit ihrem Umgang mit Farben und mit ihren Arbeitstechniken finde wie viele Anregungen zu eigenen Fotoprojekten».

Und doch geht das Buch sehr stark auf die Kunstgeschichte ein und ist in seinem Inhalt nach den verschiedenen Kunstepochen gegliedert. Von der Antike über das Mittelalter, Renaissance und Barock, Klassizismus und Romantik bis hin zur Moderne mit einem Blick auf die künstliche Intelligenz führt uns Zurmühle durch verschiedenste Stile und Arbeitsweisen der Kunstgeschichte. Er zeigt uns dabei auf, wie wir für unsere Fotoprojekte und unsere eigene Stilrichtung davon profitieren können. Das ist an vielen Stellen mehr als ein nur spannendes Experiment, sondern das Buch dokumentiert, wie uns die Kunstschaffenden mit ihren Werken, die aus verschiedensten Epochen stammen, Vorbild sein können. Dies betrifft nicht nur die Bildkomposition, die meist ganz klaren Regeln folgt (Beispiel: Goldener Schnitt), sondern auch die Farblehre, das Experimentieren mit neuen Techniken und Materialien, die «konzeptuelle Tiefe» mit Bildinhalten, die über das Gegenständliche hinausgehen bis hin zu Bewegung und Dynamik, die wir trotz Überlegenheit der Fotografie in diesem Punkt auch in der Malerei vorfinden.

Das Buch bringt mich gedanklich zurück in meine eigene Lehrzeit, als mir mein Lehrmeister oft sagte, ich könne von den alten Meistern viel lernen. Ich solle mir die Zeit nehmen, Museen und Galerien zu besuchen, um möglichst verschiedenartige Bilder zu betrachten, gedanklich zu analysieren und das daraus zu lesen, was für mein eigenes künstlerisches Schaffen wertvoll sein könne. Genau das will dieses Buch, mit dem Vorteil, dass wir dabei nicht auf uns selbst gestellt sind, sondern, dass uns ein erfahrener Bildkenner und Bildanalytiker dazu ein wertvolles und umfassendes Hilfsmittel in die Hand gibt.

Etwas schade, dass Buch nur mit einem Softcover und geleimt daherkommt. Als für mich sehr wichtiges Werk hätte ich mir eine dauerhaftere Fadenheftung und einen stabileren Umschlag für eine bessere Langlebigkeit gewünscht, auch wenn es dadurch etwas teurer geworden wäre.

Für wen ist dieses Buch? Es richtet sich an alle Fotografinnen und Fotografen, die sich mit der Malerei dahingehend befassen wollen, um selbst aus den Werken der «alten Meister» zu lernen. Das Buch vermittelt eine Fülle von interessanten Aspekten in der Gegenüberstellung von Malerei und Fotografie, die man in dieser Form noch nie gesehen hatte.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Verlages

Was Fotografinnen und Fotografen von der Kunst lernen können. Die Welt der Kunst ist für uns Fotografinnen und Fotografen eine Quelle der Inspiration. In diesem Buch streifen wir durch die Kunstgeschichte, von den alten Ägyptern bis zu den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz. Zu verschiedenen Kunstepochen und Arbeiten der Künstler zeige ich auf, was wir von diesen Werken lernen können. Ich werde die Welt der Kunst aber nicht aus der Sicht eines Kunsthistorikers beschreiben. Ich konzentriere mich auf die Beweggründe der Künstler und die Visualität ihrer Werke. In der Geschichte der Kunst mit ihren Motiven und Gestaltungsregeln, mit ihrem Umgang mit Farben und mit ihren Arbeitstechniken finden wir viele Anregungen zu eigenen Fotoprojekten.

 

Der Inhalt

Einleitung / Inhaltsverzeichnis

1 Antike
Von den alten Àgyptern lernen / Der griechische Modellathlet / Die Schönheit der Aphrodite / Die Magie des Goldenen Schnitts

2 Mittelalter
Die Geschichtenerzähler / Die Suche nach der Schönheit / Die Gestaltung des Hintergrunds / lmagination versus Realität

3 Renaissance – Barock
Das erste Hochzeitsbild / Die Geburt der Venus / Das Streben nach Perfektion / Das Caravaggio-Licht

4 Klassizismus – Romantik
Die Gainsborough-Perspektive / lngres‘ angepasste Realität / Bildgestaltung wie bei C. D. Friedrich / Turner und die lmpressionisten

5 Moderne
Die abstrakte Kunst / Die Welt von Edward Hopper / Surreale Kompositionen / lm Rausch der Farben / Kunst und Fotografie mit KI

Anhang
Ein Dankeschön … / Literaturverzeichnis / Literaturverweise / lndex / Bücher des Vier-Augen-Verlags / lmpressum

 

Der Autor

Martin Zurmühle (geb. 1956 in Luzern, Schweiz) studierte Architektur an der ETH in Zürich und leitete bis 2013 ein Architekturbüro in Luzern. Während seines Studiums faszinierte ihn die funktionale und schnörkellose Architektur der klassischen Moderne (in der Tradition des Bauhauses). Diese Liebe zur Klarheit und Präzision ist auch in seiner Fotografie erkennbar. 2002 eröffnete er in Ebikon bei Luzern ein Fotostudio und eine Fotoschule. Von 2016 bis 2022 war er Studiengangsleiter der Höheren Fachschule für Fotografie am Zentrum Bildung – Wirtschaftsschule KV Aargau Ost (Schweiz), schrieb 14 Lehrbücher zu verschiedenen Themen der Fotografie, verzeichnet zahlreiche Wettbewerbserfolge und wurde mit einem FIAP-Titel ausgezeichnet.

 

Bibliografie

Martin Zurmühle «Kunst und Fotografie»

160 Seiten, ca 166 Bilder und Illustrationen, broschiert, geleimt,
Format 29,7 x 22,5 x 1,2 cm, Gewicht 790 g
Sprache: Deutsch
Vier-Augen-Verlag, Luzern, 2023
Preis: CHF 49.90, Subskriptionspreis beim Vier-Augen-Verlag CHF 39.90
ISBN 978-3-907337-30-1

Das Buch kann im Buchhandel bestellt oder direkt beim Verlag bezogen werden.

 

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