In Zürich soll es zur Blütezeit mehr als 100 Fotoateliers gegeben haben, die im Stadtbild durch ihre Glasdächer auffielen. Diese sind längst verschwunden, aber da und dort verrät die Architektur noch deren frühere Existenz. Ab heute bis 31. Mai 2014 ist dazu eine Ausstellung mit einmaligen Bildern zu sehen.
Das Baugeschichtliche Archiv hat die ehemaligen Fotostudios von Zürich zu ihrem Thema gemacht. Auslöser dazu war der vermachte Nachlass der Foto-Dynastie Schucht, die ab 1880 über mehrere Generationen hinweg an der Kasernenstrasse ihr Fotoatelier betrieb. Dies war um die vorletzte Jahrhundertwende nur eine von vielen Fotografenadressen. Die Ausstellung überrascht uns mit vielen weiteren Locations, wo einst Glasdächer das Stadtbild zierten. Zürich war eine Fotografenstadt; es soll damals über Hundert solcher Glasdächer gegeben haben.
Im Entree präsentiert eine Wand einige übergrosse Carte-de-Visite-Rückseiten, währen in den Vitrinen originale Visitenkarten liegen. Die Karten machen auf originelle grafische Gestaltungen aufmerksam, mit denen sich die Fotografen werblich manifestierten.
Das Fotoatelier Meiner war lange Zeit das grösste in Zürich. Es war von 1894 bis 1960 eine der ersten Adressen
Die ersten Fotoateliers dürften in Zürich in der Mitte des 19. Jahrhunderts eröffnet worden sein, als die Daguerreotypie durch das komfortablere Kollodium-Verfahren und später durch die Trockenplatten abgelöst wurde. Die Zeit der Wanderfotografen war damit vorüber, und die ersten Fotografinnen und Fotografen wurden in der Stadt sesshaft. Brauchbares Kunstlicht gab es damals noch nicht. Man nutzte zum Fotografieren das Tageslicht, welches durch ein Glasdach die notwendige Helligkeit brachte. Diese waren meisten gegen Norden ausgerichtet, um von einer möglichst diffusen und schattenlosen Beleuchtung zu profitieren.
Der Nachlass des Fotoatelier Schucht wird zur Zeit vom Baugeschichtlichen Archiv der Stadt Zürich aufgearbeitet
Die Bilder in der Ausstellung zeigt die vielfältigen Spuren zur Fotografiegeschichte der Stadt: Historische Zeitzeugen wie Innen- und Aussenaufnahmen und Baupläne der prägnanten Fotoateliers auf den Dächern, sowie zahlreiche Stadtansichten, Gruppenaufnahmen und Porträts der Fotopionierinnen und -Pioniere nehmen die Besuchenden mit auf eine Reise zu den Anfängen der Fotografie.
Die Glasplatten der Fotografen Schucht schlummerten während mehr als hundert Jahren in einem Keller und werden nun zu wichtigen Zeitdokumenten
In zwei Ausstellungsräumen sind schwerpunktmässig vor allem die beiden Fotografendynastien Meiner (1894 bis 1960) und Schucht (1880 bis 2005) vertreten, deren Nachlässe derzeit vom Baugeschichtlichen Archiv aufgearbeitet werden. Die Ausstellung vermittelt uns mit vielen bisher noch nie gezeigten Fotografien einen spannenden Eindruck aus der Arbeitswelt der damaligen Fotografen. Es sind Bilder, die überraschen, die verblüffen, die uns eine Zeit näher bringen, die dem Fortschritt, neuen Lebensformen und einem neuen Zeitgeist Platz gemacht hat.
Auf einem Touchscreen werden einige der bedeutendsten Fotoateliers der Zürcher Innenstadt angezeigt und visualisiert ihre Geschichte in Kurzform
Die Stadtführung. Im Rahmen der Ausstellung finden am Samstag, 23. März 2024 und Samstag, 4. Mai 2024, von 14:00 bis 15:30 Uhr kostenlose Stadtführungen zum Thema «Zürich wird fotografiert» statt. Die Rundgänge führen zu den interessantesten Gebäuden und zu den Schauplätzen der frühen Zürcher Fotogeschichte, die da und dort noch inzwischen verschwundene Glasdächer vermuten lassen. Details dazu finden Sie hier.
Porträts wie damals. Der für frühe Fotoverfahren bekannte Fotograf Peter Michels bietet zudem am Samstag, 6. April 2024 sowie an weiteren Zusatzdaten (siehe Website) die Möglichkeit, sich mit einer grossen Holzkamera vor einem authentischen, gemalten Hintergrund der Pionierzeit mit alter Technik fotografieren zu lassen.
Die Ausstellung «Bitte recht Ernst – Portraits wie um 1900» ist noch bis 31. Mai 2024 zu sehen im
Haus zum Rech
Neumarkt 4
CH-8001 Zürich
Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 08.–18 Uhr, Sa. 10–16 Uhr, die genauen Zeiten werden laufend online publiziert
Weitere Informationen finden Sie unter https://stadt-zuerich.ch/fotoateliers
Situationsbilder © Urs Tillmanns / Fotointern
Inserts © Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich
Ich habe mir die Ausstellung dank der Fotoagenda auch schon angeschaut. Ich hatte die Ausstellung etwas grösser und mit mehr Bildern von vielen Fotoateliers vorgestellt, aber es werden eher Geschichten einiger Fotodynastien mit einigen Atelieransichten und einem Querschnitt durch die Arbeiten der frühen Ateliers erzählt. Es ist kleine, sehenswerte Ausstellung und die Bilder sind schön präsentiert.
Eine gelungene kleine Ausstellung mitten in der Zürcher Altstadt. Wir werden die letzten Ausstellungstage nutzen, um sie noch mit der Familie anzusehen. Sehenswert ist auch das grosse Modell des alten Zürich, das in einem Nebenraum als Dauerausstellung zu sehen ist.