Erst war es nur ein Gerücht, doch kurz darauf – im Dezember 2022 – hat Ricoh bestätigt, dass sie an einer neuen Fotokamera für klassischen Fotofilm arbeiten. Das japanische Unternehmen, das wie andere Kameramarken vor Jahren die Produktion analoger Fotokameras zu Gunsten der Konzentration auf die Produktion digitaler Modelle umgestellt hatte, reagiert damit auf den seit Jahren anhaltenden Trend, wieder vermehrt mit Film zu fotografieren.
Ricoh, die im Jahr 2011 die Firma Pentax übernommen hatte (Bericht) und die Marke Pentax neben Kameras der eigenen Marke in ihrem Sortiment weiterführte (Bericht), hat vor einiger Zeit begonnen, alle fotografischen Kameras nur noch unter dem traditionsreichen, renommierten Markennamen Pentax anzubieten. Auch die kommenden analogen Fotokameras werden als Pentax erscheinen. Dass nun wieder analoge Kameras gebaut werden sollen, heisst aber nicht, dass sich Ricoh/Pentax aus dem Geschäft mit digitalen Kameras zurückziehen wird. Vielmehr will das Unternehmen künftig auf beide fotografischen Aufzeichnungsverfahren setzen.
Jüngste digitale Pentax-Kameras sind übrigens die wasserdichte, tauchfähige Allwetter-Kompaktkamera WG-90 und die rein schwarzweiss fotografierende digitale Spiegelreflex K-3 III Monochrome, die beide im letzten Jahr (2023) auf den Markt kamen.
Das Pentax «Film Camera Project»
Die Entwicklung und anschliessende Produktion einer neuen analogen Kamera bzw. einer Kamera für photochemisches Material stellt das Unternehmen vor grössere Herausforderungen, denn es reicht nicht einfach nur alte technische Zeichnungen zu studieren. Es braucht geeignete Maschinen, die längst nicht mehr vorhanden sind, aber vor allem auch die Erfahrung und das praktische Wissen, dass mit dem Ruhestand der damaligen Ingenieure nicht mehr im Unternehmen vorhanden ist.
Doch Pentax hat erfahrene Ingenieure aus jener Zeit zusammengetrommelt, die nun ihr Wissen weitergeben und gemeinsam mit ihren jüngeren Kollegen an den neuen «Film-Kameras» arbeiten. Dabei galt es eine Menge Herausforderungen zu meistern, die nicht zuletzt auf der Tatsache basierten, dass alte Konstruktionspläne und Produktionsknowhow nicht unbedingt zu modernen, computergesteuerten Fertigungsmethoden passen.
Als erstes Produkt wird eine einfache Kompaktkamera für 35mm-Film produziert werden, die im Sommer 2024 auf den Markt kommen soll. Ihr sollen dann ein High-End-Kompaktmodell und später sogar eine Spiegelreflexkamera folgen. Die kommende Kamera wird 135er-Filmpatronen bzw. 35mm-Film verwenden, jedoch Bilder im Halbformat (18 mm x 24 mm) aufnehmen, wodurch auf einem Film für 36 Bilder dann 72 Aufnahmen möglich sind. Wegen des Halbformats werden bei normal gehaltener Kamera Fotos im Hochformat geschossen, was die Brücke zu aktuellen Fotogewohnheiten mit dem Smartphone schlagen soll.
Offizieller Überblick über die neue Film-Kamera, die sich derzeit in der Entwicklung befindet:
- Produktname: wird noch bekannt gegeben
- Zeitplan für die Markteinführung: voraussichtlich im Sommer 2024
- Preis: wird noch bekannt gegeben
- Kameratyp: Kompaktfilmkamera für 35-mm-Film
- Aufnahmeformat: Konzipiert für Aufnahmen in vertikaler Position unter Verwendung eines Halbbildformats, bei dem zwei Bilder in einem einzigen Filmbild aufgenommen werden
- Filmtransport: Handbetriebener Filmtransportmechanismus mit Wickelhebel und Rückspulkurbel
- Fokussierung: Manuell einstellbares Zonenfokussierungssystem
Diese Angaben können sich bis zur Markteinführung noch ändern.
Was darf erwartet werden.
Zusammenfassend kann man festhalten, dass drei Kameramodelle für geplant sind, die nacheinander eingeführt werden soll. Dabei dürfte der Erfolg eines Modells auch über die Produktion des nächsten entscheiden. Jedes Modell wird etwas anspruchsvoller sein.
- Kompaktkamera für Halbformat (Einführung Sommer 2024)
- Kompaktkamera für Kleinbildformat
- Spiegelreflexkamera für Kleinbildformat
Weitere Infos
Pentax Camera Film Project (Infoseite)