Urs Tillmanns, 25. März 2024, 07:00 Uhr

Ein Mentor ist von uns gegangen: Martin Zurmühle

Martin Zurmühle wird den meisten unserer Leserinnen und Leser bekannt sein, als Fotograf, Ausbildner, Workshop-Leiter und Buchautor. Er verfügte nicht nur über einen reichen Erfahrungsschatz, sondern er verstand es auch diesen weiterzugeben. Jetzt ist diese Wissensquelle für immer verstummt.

Er hat ihn verloren, diesen Kampf gegen die heimtückischte Krankheit unserer Zeit. Er, der immer eine positive Lebenseinstellung pflegte und diese ausstrahlte. Martin, der ein positives Vorbild für viele war – der es verstand, Leute für die Fotografie zu begeistern und zu eigenen Kreationen zu motivieren, sei es in seinen Kursen, mit seinen Büchern oder in Diskussionen und Gesprächen.

Martin Zurmühle wurde am 19. Mai 1956 in Luzern geboren und fotografierte seit seinem 16. Altersjahr aus Leidenschaft. Nach dem Gymnasium studierte er Architektur an der ETH in Zürich, wobei ihn die funktionale und schlichte Architektur der klassischen Moderne besonders faszinierte. Nach seinem Diplom gründete er 1983 ein Architekturbüro in Luzern, welches er während 30 Jahren führte. Die Klarheit und Präzision seiner Architektur war dann auch prägend für seinen fotografischen Stil.

Der Trend zur digitalen Fotografie, mit völlig neuen kreativen und technischen Möglichkeiten, lenkte den Berufsweg von Zurmühle in eine neue Richtung. Er eröffnete 2013 in Ebikon bei Luzern ein Fotostudio, welchem er schon bald eine Fotoschule angliederte, mit dem Ziel, seine Erfahrung und sein Wissen an junge Leute weiterzugeben. Dabei legte er als diplomierter Ausbilder grossen Wert auf eine methodisch-didaktisch gut durchdachte und strukturierte Ausbildung seiner Schüler. Er schuf auf dieser Basis verschiedene Fotolehrgänge, auch in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Bildung Wirtschaftsschule KV Aargau Ost in Baden, wo er zusätzlich als Studienleiter und Dozent tätig war. Er vermittelte zudem sein Wissen und seine praktische Erfahrung seit 2005 in mehr als 15 Lehrbüchern und Bildbänden, meist im eigenen Vier-Augen-Verlag, und entwickelte das Vier-Augen-Modell zur Bildanalyse, Bildbewertung und zu Bildsprachen. 

Neben seiner didaktischen Tätigkeit pflegte er immer seinen eigenen fotografischen Stil, besonders im Bereich der ästhetisch-erotischen Aktfotografie. Er nahm damit an unzähligen internationalen Wettbewerben teil und präsentierte diese anlässlich vieler Ausstellungen, was ihm diverse Auszeichnungen einbrachte, darunter den Titel Excellence FIAP (EFIAP/d1) der Fédération Internationale de l’Art Photographique (FIAP). Martin Zurmühle war seit 1985 verheiratet und hatte zwei Kinder im Erwachsenenalter. Er ist am 18. März 2024 nach einer geduldig ertragen Krebserkrankung sanft entschlafen. 

Die von ihm gegründete Fotoschule.biz in Ebikon wird weiter existieren. Martin hatte deren Leitung in wohlweislicher Voraussicht seines Gesundheitszustandes im letzten Jahr an Miriam Bennouna weitergegeben: «Martin Zurmühle war mehr als nur ein Mentor für mich» sagt Miriam Bennouna. «Er war ein Wegbereiter, durch den ich nicht nur technische Fähigkeiten erlangt habe, sondern auch gelernt, die Welt mit einem formbetonten und kritischen Auge zu betrachten und meine eigene Kreativität weiter zu entwickeln. Sein Vermächtnis geht weit über seine fotografische Expertise hinaus; er hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Leidenschaft und Hingabe in alles einzubringen, was man tut.
Als ich vor vielen Jahren als Aktmodell bei ihm begann, konnte ich nicht ahnen, welchen Einfluss er auf mein Leben haben würde. Doch Martin erkannte mein Potenzial nicht nur als Modell, sondern auch als angehende Fotografin und Künstlerin. Er ermutigte mich, über meine Grenzen hinaus zu wachsen und die Fotografie weiter zu vertiefen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich unsere Zusammenarbeit zu einer tiefen Freundschaft und geschäftlichen Partnerschaft. Martin war ein wichtiger Begleiter nicht nur auf meinem Weg zur Fotografin, sondern auch als Erwachsenenbildnerin und somit als Dozentin und Lehrgangsleiterin. Er förderte mich kontinuierlich, lehrte mich nicht nur technische Fähigkeiten, sondern auch die Kunst der Bildanalyse und Bildbewertung. Da ich nun die Fotoschule nun von Martin weiterführe, darf ich seine Basis mit meinen eigenen Ideen weiterentwickeln und unseren Studierenden so die Möglichkeiten der eignen Potentialentfaltung darlegen».

Martin Zurmühle wird uns fehlen – als Mentor, als fotografisches Vorbild und als grosszügigen, vordenkenden und empathischen Menschen.

Urs Tillmanns

Hinweis: Die Abdankung von Martin Zurmühle findet am Freitag, 5. April 2024, um 14 Uhr im alten Krematorium Luzern, Friedental, Ibachstrasse 2, CH-6004 Luzern statt.

Weitere Informationen über Martin Zurmühle finden Sie auf Wikipedia und auf seiner Website

 

 

 

3 Kommentare zu “Ein Mentor ist von uns gegangen: Martin Zurmühle”

  1. Ich bin mal wieder schockiert, dass schon wieder jemand, den ich ganz gut gekannt habe, viel zu früh von uns gegangen ist. Das geschieht in der letzten Zeit leider viel zu häufig. Seine Bücher über das 4-Augen-Prinzip sind erstklassig, ich habe auch zwei davon, war auch bei einem Vortrag von ihm darüber. Auch Miriam Bennouna kenne ich gut, ich habe schon mehrfach mit ihr als Model gearbeitet. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass Models auch tolle Fotografen/Fotografinnen sein können. Es gibt noch mehr davon.

  2. Ich habe früher für ein Literaturportal unzählige Fotobücher rezensiert und bin dabei auch auf die Werke von Martin Zurmühle gestoßen – von ihm habe ich noch einiges lernen können. Das Werk „Das grosse Lehrbuch Digitale Fotografie – Besser fotografieren lernen!“ steht noch heute in meinem Bücherregal. Zu lesen, dass er nun von uns gegangen ist, tut mir sehr leid zu lesen.

  3. Du hast ein riesiges Erbe hinterlassen und bei jedem Spuren hinterlassen, den Du begegnetest.
    Deine Herangehensweise war prägend für unsere Zeit.
    Du bleibst für immer in unseren Gedanken.
    Danke!

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