Fotohistoriker Fritz Franz Vogel plant eine Buchreihe, in welcher die Besonderheiten und die Vielfältigkeit der Ansichtskarten «als Kulturgut mit seinen Erzählformen» ausgearbeitet werden. Jetzt ist der erste Band erschienen, der sich mit charakteristischen Motiven der Schweizer Topografie befasst.
Ansichtskarten faszinierten seit jeher. Seit mehr als 150 Jahren sind sie ein probates Mittel, um der Familie und Freunden bildlich zu zeigen wo man sich gerade befindet und wie schön es dort ist. Nur zwei Jahre nach der ersten Postkarte im Jahre 1869 kam ein findiger Kopf auf die Idee die Vorderseite der Postkarte mit einer Illustration zu versehen. Daraus wurde bald ein kommerzieller Erfolg, nachdem spezialisierte Postkartenverlage fotografische Ansichten der beliebtesten Touristikorte auf die Vorderseite druckten. Abgesehen von realistischen und fotografischen Darstellungen war hier der Fantasie kaum noch Grenzen gesetzt, in dem humoristische Motive, Scherzbilder und Karikaturen zum beliebten Versandobjekt wurden – immer begleitet von einer Kurzbotschaft; der SMS von damals.
Mit der Bildwelt der Ansichtskarte befasst sich Fotohistoriker Fritz Franz Vogel nun intensiv, indem er eine Buchreiher von bis zu 24 Bänden in Planung hat, welche die gesamte Bandbreite der Ansichtskarten abdecken soll. Und davon ist nun der erste Band erschienen, der charakteristische Bilddarstellungen der Schweizer Topografie zum Thema hat. In dessen Inhalt finden wir eine sinnvolle Auswahl von Ansichtskarten von Touristenzielen, die von jeher zu den Beliebtesten in der Schweiz gehörten, wie das Schloss Chillon, den damaligen Charme der Axenstrasse, das Rütli oder der Rheinfall.
Das Spannende an diesem Buch sind neben den motivmässigen Themen besonders die Vielfalt und die Originalität der ausgewählten Exponate. Es sind nicht nur die stereotypen Ansichten – die «Postkartenmotive» eben – sondern eine Stärke des Buches ist es ungewohnte und besonders seltene sowie fantasievolle Beispiele zu zeigen. Kommt weiter hinzu, dass der Ablauf des Buches immer wieder mit doppelseitigen Darstellungen aufgelockert wird, was es der Betrachterin und dem Betrachter erlaubt den immensen Detailreichtum zu erkennen und sich so auch mit den Besonderheiten der damaligen Drucktechnik, meistens Lichtdruck oder Chromolithografien, auseinanderzusetzen. Die Wahl der geografischen Regionen nimmt Rücksicht auf die Besonderheiten der Topografie unseres Landes, was in einem ausführlichen Einleitungstext beschrieben wird.
Die Buchreihe sieht die Ansichtskarte als ein Kulturgut mit besonderen Erzählformen. Dies betrifft einerseits die Vorderseite mit fotografisch und historisch interessanten Motiven, dann aber auch die Rückseite der Karte, welche eine Kurzbotschaft der Absenderin oder des Absenders enthielt, die von jedermann eingesehen werden konnte und mehr als nur gerade die zeitliche Begebenheit in spannender Erzählform der Schreibenden offenbart. Dies beflügelt auch spannungsgeladen die eigene Fantasie …
Für wen ist dieses Buch? Ansichtskarten sind ein beliebtes und sehr lohnendes Sammelgebiet, und so richtet sich dieses Buch – und damit die gesamte geplante Buchreihe – in erster Linie an Sammler und Liebhaber von Ansichtskarten aller Arten. Dann sind aber auch die Interessentinnen und Interessenten von geografischen Ansichten angesprochen, von denen dieser erste Band eine besondere Fülle von einigen der beliebtesten Touristenzielen der Schweiz zeigt. Bleibt zum Schluss zu hoffen, dass möglichst viele Erscheinungen dieses sehr ehrgeizigen Projektes realisiert werden können.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Die auf mehrere Bände angelegte Reihe zur Ästhetik der Post- und Ansichtskarte speist sich aus verschiedenen Privatsammlungen. Der erste Band zur Schweizer Topografie zeigt seltene Sammlerstücke von den touristischen hot spots der Schweiz: Spalentor in Basel, Schloss Chillon am Genfersee, das schweizweit als Werbemittel genutzte Matterhorn im Wallis, die gefährliche Axenstrasse hoch über dem Urnersee, das mythische Rütli, die touristische Eroberung von Eiger/Mönch/Jungfrau, der weltbekannte Katarakt Rheinfall und die meteorologisch interessante Wetterstation auf dem Säntis, die ihrerseits vor 100 Jahren zum Schauplatz eines Doppelmordes wurde. Darüber hinaus wird das Postkartensammeln anhand von «Gruss aus der Schweiz»-Karten, Vogelschaukarten und Karten der Kleinstadt Olten in Text und Bild dargestellt, letzte als typisches Beispiel für viele Weiler, Dörfer und Städte, von denen An- wie Innensichten (Geschäfte, Sehenswürdigkeiten, Kirchenschätze, Verkehrswege, Kulturereignisse, Vereinstätigkeiten etc.) publiziert wurden. Mit weit über 1000 Bildbeispielen, vorwiegend aus der Sammlung von André Weibel, will der Band aufzeigen, wie vielfältig das Sammeln von Ansichtskarten ist und welche davon edle Fundstücke sein können.
Die vom Herausgeber und Fotohistoriker Fritz Franz Vogel auf jeder Doppelseite beigefügten Kommentare verweisen auf wichtige medienspezifische oder kulturelle Informationen, die in diesem vor 100 Jahren unglaublich innovativ gestalteten und produktiv gehandelten Massenmedium stecken. Alle in unterschiedlicher Grösse abgebildeten, letztlich auf Schwarzweiss-Fotografien und retuschierten Fotomontagen basierenden Karten sind vorbildlich gemäss einer vorgegebenen Nomenklatur beschriftet. Im Innern des Einbands verbirgt sich ein Katalog der verschiedenen Drucktechniken. Die Reihe «Die Bildwelt der Ansichtskarte – ein Kulturgut und seine Erzählformen» wird kontinuierlich fortgesetzt, sodass künftig mehrere relevanten Sammelgebiete des Ansichtskartenkosmos dargestellt werden.
Der Inhalt
Vorwort zur Reihe
Einleitung zur Topografie
Gruss aus der Schweiz
Vogelschaukarten
Beispiel Olten
Am Spalentor
Schloss Chillon
Das Matterhorn
Auf der Axenstrasse
Unser Rütli
Eiger, Mönch und Jungfrau
Am Rheinfall
Säntis, Wetterstation
Bibliografie
Impressum
Techniken und Abkürzungen
Autor und Hausgeber
Fritz Franz Vogel, geboren 1957 in Luzern, Schulen in Emmenbrücke und lmmensee. Studien an den Universitäten Fribourg (heilpäd. Diplom 1980) und Zürich (lic. phil. 1996 Volkskunde, Dr. phil. 2006/Kunstgeschichte), sowie an der Zürcher Hochschule der Künste (M.A. 2011 / ausstellen und vermitteln). Er arbeitet als Kulturwissenschaftler, Kunst- und Fotohistoriker, Herausgeber und Kurator seit 1992 produktiv, kooperativ und interdisziplinär in den Medien Text, Fotografie und Buch (Gestaltung, Druckvorstufe und Herausgeberschaft). Forschungen, Lehrtätigkeit, Publikationen und Ausstellungen in den Bereichen inszenierte und dokumentarische Fotografie, populäres und freies Theater, Bildwissenschaft und Kunstgeschichte, Exponatik und Visualistik, Alphabete, Körperbilder und Erotica. Er lebt und arbeitet in Diessenhofen, Schweiz.
Die geplante Buchreihe in der Übersicht | |||
Band 1: Die Schweizer Topografie | Band 7: Kitschpostkarten des Lebenslaufs | Band 13: Alphabethe und Abecedarien | Band 19: Architekturen |
Band 2: Verkehr und Verkehrsmittel | Band 8: Militaria Helvetica | Band 14: Film, Theater und Zirkus | Band 20: Bauernstand und bäuerliches Leben |
Band 3: AK-Geschichte und Verlagswesen | Band 9: Sport, Freizeit, Kultur | Band 15: Die Schweizer Staatspolitik | Band 21: Witz und Humor |
Band 4: Fotografen und Künstler | Band 10: Post aus den Kolonien | Band 16: Ereignisse und Katastrophen | Band 22: Bildserien und -geschichten |
Band 5: Post und Postwesen | Band 11: Akt und Nacktheit | Band 17: Handwerk, Arbeit, Industrie | Band 23: Wundersame Schweizer Orte |
Band 6: Kitschpostkarten des Jahreslaufs | Band 12: Komposit- und Systemkarten | Band 18: Aus aller Welt | Band 24: Mode und Mödeli |
Änderungen vorbehalten |
Bibliografie
Fritz Franz Vogel
«Die Bildwelt der Ansichtskarte – ein Kulturgut und seine Erzählformen»
Band 1: Die Schweizer Topografie. Bilder
212 Seiten, 1065 Abbildungen, Softcover mit Klappenbroschur, Schweizerbroschur, Format 240 x 320 mm, Gewicht 1040 g
Texte: Fritz Franz Vogel
Verlag ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ, Diessenhofen
Preis: CHF 50.00
ISBN 978-3-03858-409-4
Zu beziehen im Buchhandel oder bestellbar per E-Mail ffv@edition-abcdefghijklmnopqrstuvwxyz.com
cooles Buch, cooler Autor
Bezüglich „Aenderungen vorbehalten“ wären die Indianerbilder des berner Postkarten-Malers Karl Bodmer ein weites und interessantes Feld.