Ein Stativ, das aus drei Komponenten besteht, die sich gegenseitig ergänzen: Einem Hauptstativ von 23 bis 150 cm Einsatzhöhe, einem integrierten Tischstativ und ein Stativkopf, der mit einigen Überraschungen aufwartet. Das alles in besonders praxisfreundlichem Design, mit modernsten Werkstoffen makellos gefertigt.
Das gute alte Dreibein neu zu erfinden ist nicht ganz einfach. Umso erstaunlicher ist es, dass immer wieder geniale Einfälle dazu führen, dass die Kamerastative noch besser, noch praxisfreundlicher und auch ästhetischer werden. So auch beim Heipi-Stativ, das seit einigen Monaten im Sortiment von Light + Byte verfügbar ist.
Kompaktes Design: nichts steht vor, was beim Transport oder beim Versorgen hinderlich sein könnte
Die Marke Heipi dürfte nur wenigen bekannt sein. Der chinesische Zubehörhersteller ist mit seinen Produkten erst seit kurzem auf dem europäischen Markt. Die Firma geht auf den Fotografen und Designer James Barn und das Jahr 2009 zurück. James Barn war der Ansicht, dass die auf dem Markt erhältlichen Stative bezüglich Tragbarkeit und Stabilität verbessert werden könnten und entwickelte so das Heipi 3-in1-Reisestativ. Dabei kam ihm auch seine frühere Tätigkeit als Metallurgie-Ingenieur zugute, was die Wahl der Werkstoffe und deren Bearbeitung betraf.
Was ist das Besondere am Heipi 3-in-1-Reisestativ?
Zuerst fällt das kompakte Design des Stativs in zusammengelegtem Zustand auf. 46 cm lang und 7cm im Durchmesser ist es extrem kompakt und lässt sich leicht im oder am Kamerarucksack mitnehmen – wobei selbstverständlich auch eine Tragtasche zum Lieferumfang gehört. Zum kompakten Design gehört auch, dass nichts vorsteht, wie beispielsweise Verschlüsse oder Drehknöpfe, um die Stativbeine in der gewünschten Länge zu fixieren. Die speziell entwickelten Verschlüsse sind voll in die Form integriert und gewährleisten eine schnelle und sichere Handhabung – aber dazu später mehr.
Die ins Hauptstativ eingesetzte Dreibein-Mittelsäule dient zugleich als Tischstativ. Es ist ohne zusätzlichen Platzanspruch immer mit dabei
Das Heipi 3-in1-Reisestativ besteht aus drei Teilen:
• Aus dem Hauptstativ mit den drei Beinen, die sich mit fünf Segmenten verlängern lassen,
• aus der Dreibein-Mittelsäule (in der Folge «Tischstativ» genannt), die herausgezogen und als separates Tisch- oder Bodenstativ verwendet werden kann und
• aus dem abnehmbaren Kugelkopf, der auf beiden Stativen verwendet werden kann.
In dem kompakten Design hat man demzufolge immer zwei Stative bei sich, das Hauptstativ, mit dem Höhen (bis und mit Wechselplatte) von 23 bis 150 cm erreicht werden können, oder das Tischstativ für Höhen von 14,7 bis 29,7 cm. Das Tischstativ ist extrem leicht und handlich und eignet sich damit sehr gut für extreme Makroaufnahmen. Für besonders tiefe Standorte bis auf Bodenhöhe kann die Dreibein-Mittelsäule von unten her ins Hauptstativ eingesetzt werden.
Die Arbeitshöhen der beiden Stative reichen von 0 bis 150 cm
Nicht nur originell, sondern auch extrem funktionell sind die Beinverschlüsse, die klammerartig um das Stativbein schliessen. Sie sind unter anderem dafür verantwortlich, dass das Stativ extrem schnell aufgestellt ist – laut einem Produktevideo von Heipi in 12 Sekunden, was sich praktisch nachvollziehen lässt. Die vier Verschlüsse (pro Stativbein) lassen sich mit einem Handgriff öffnen, dann wird das Bein voll ausgezogen und die Segmente einzeln wieder durch Umlegen des Verschlusses verriegelt.
Mit neuartigen, patentierten Klemmverschlüssen werden die Beinsegmente mit einem Handgriff gelöst und blitzschnell festgeklemmt
Da die Beine des Hauptstativs aus Carbon gefertigt und dementsprechend leicht sind, geht diese ohne besondere Kraftanstrengung. Selbstverständlich können auch die Beinwinkel verstellt werden, beim Hauptstativ bei 22°, 48° und 69.5°, und beim Tischstativ bei 40° oder 85°. Die Beinenden sind mit Gummipuffern auf normalen Oberflächen sehr rutschfest, doch können sie für den Einsatz auf Eis oder anderen extrem glatten Oberflächen durch Stahlspitzen ausgetauscht werden. Diese sind rückseitig in den Gummipuffern versorgt sind und können einfach entnommen und unten an den Gummipuffern wieder eingeschraubt werden.
In den Gummipuffern sind Stahlspitzen untergebracht, mit denen das Stativ auch auf eisigen Oberflächen einen festen Stand gewährleistet
Professioneller Stativkopf
Köpfchen muss man haben. Der mitgelieferte Stativkopf HEI KF50 hat’s in sich. Er ist 87 mm hoch (von der bis Basis bis und mit Wechselplatte), 282 g schwer und hat einen Durchmesser von 7,7 cm, ohne Panorama-Feststellrad und Kugelarretierung. Selbstverständlich kann der Stativkopf auch auf jedem anderen Stativ verwendet werden, das von Hause aus einen schlechteren Stativkopf mitbringt. Er kann zudem bei Light + Byte auch einzeln bestellt werden. An ihm fallen einige Besonderheiten auf:
Der mitgelieferte Stativkopf HEI KF50 ist sehr wertig gefertigt und professionellen Bedürfnissen entsprechend konzipiert
Der Kugelkopf ist mit seinen kompakten, auf das Hauptstativ abgestimmten Abmessungen äusserst massiv und wertig aus schwarz eloxiertem Aluminium konstruiert; man glaubt ihm die attestierte Tragkraft von 25 kg. Er besitzt eine Panoramafunktion, die mit dem Feststellrad festgezogen, in eine 10°-Rasterung oder in den Freilauf gebracht werden kann. Zum Feststellen der Kugel, die allseitig um 45° und in einer Richtung um 90° geneigt werden kann, dient ein Feststellgriff. Dieser kann versetzt werden, damit er beim Transport nicht vorsteht. Mit dabei ist natürlich eine Schnellwechselplatte, quadratisch und mit 38 mm Arca-Swiss kompatibel. Damit die Platte nicht aus ihrer Halterung rutschen kann, ist vorne und hinten eine je Feststellschraube angebracht, die, falls notwendig bei Verwendung anderer Schnellwechselplatten, mit einem Inbusschlüssel entfernt werden können. Die Ver- oder Entriegelung der Platte erfolgt mittels eines gefederten Drehrings, der in der Offenstellung arretiert. In dieser Stellung ist die Wechselplatte frei und lässt sich entfernen. Setzt man sie durch Druck wieder ein, verriegelt der Fixierring die Wechselplatte automatisch.
Pikantes Detail: Unter der Wechselplatte verbirgt sich im Innern des Kugelkopfhalses eine herausziehbare Smartphone-Halterung. Mit einem doppelten Auszug lässt sie sich bis 70 mm hochziehen und hält mit einer starken Federspannung auch grössere Smartphones. Dies ist eine durchdachte Idee, denn schliesslich kommt man gelegentlich in die Situation, dass man vom gleichen Standort aus gleich noch ein Bild mit dem Handy machen möchte – oder gar nur mit dem Handy?!.
Genial: In den Stativkopf integriert ist eine herausziehbare Smartphone-Halterung
Neben der Wechselplatte befindet sich auch eine kleine Libelle, die als Wasserwaage für das Geraderichten des Stativs genutzt werden kann. Allerdings ist die Wasserwaage – eine zweite solche gibt es übrigens an der Stativbasis des Hauptstativs – nicht besonders genau, klitzeklein und schlecht ablesbar. Am Tischstativ ist keine Wasserwaage vorhanden, was sich erübrigt, weil dieses kaum ohne den Kugelkopf verwendet wird.
Unten am Hauptstativ ist eine Textilschlaufe angebracht, an welcher Gewicht angehängt werden kann, was sinnvoll ist, wenn man das Stativ bei stark windigen Verhältnissen einsetzt. Das Gewicht verleiht damit dem Stativ zusätzliche Stabilität.
Fazit
Das Heipi 3-in-1-Stativ fällt durch seine kompakte Bauweise und die originelle Idee eines zweiten integrierten Tischstativs schon mal positiv auf. Es ist auch in puncto Design, Materialwahl und Fertigung auf höchstem Niveau und auf die Erwartungen professioneller Nutzer ausgerichtet. Es lässt sich auch leicht und problemlos bedienen, wobei vor allem die neuartigen Beinsegmentverschlüsse zum schnellen Aufstellen und Versorgen des Stativs beitragen. Zieht man die kompakte Bauweise, das geringe Gewicht von 1,35 kg, die Tragkraft von 24 kg sowie den Preis von 399 Franken mit in Betracht, so erhält das Heipi 3-in-1-Stativ eine sehr gute Gesamtnote.
Text und Produktfotos: Urs Tillmanns
Das Heipi 3-in-1 Stativ wird in der Schweiz vertrieben durch
Light + Byte AG
Baslerstrasse 30
CH-8048 Zürich
Tel. 043 311 20 30
Weitere Informationen
Produkteseite bei Light + Byte
Produkteseite des Herstellers
Heipi 3-in1 Reisestativ – Spezifikationen | ||
Modell | Hauptstativ | Tischstativ |
Art | Dreibeinstativ mit integriertem Tischstativ | |
Material | Carbon / Aluminium | Aluminium |
Segmente | 5 | 1 |
Rohrdurchmesser | 30 – 14 mm | Dreieckprofil 25 x 12 mm |
Beinwinkelverstellung | 22° / 48° / 69.5° | 40° / 85° |
Höhe min / max (mit Stativkopf) |
23 – 150 mm
0 mm mit umgedrehter Mittelsäule |
14,7 – 29,7 mm |
Tragkarft | 25 kg | k.A. |
Abmessungen | 445 x 77 mm | (integriert) 285 x 50 mm |
Gesamtgewicht | 1,35 kg | (integriert) |
Lieferumfang |
1x Heipi Travel Tripod, 1x Quick-release Plate, 3x Metall-Spikes (im Fuss eingeschraubt), 4x Inbusschlüssel, 1x Tragetasche
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Preis |
CHF 399.00 (inkl. Mwst)
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Das Stativ kaufte ich mir bei der initialen Kickstarter-Aktion, als Reisestativ und als Ergänzung zu meinen “normalen”, grösseren Stativen. Grundsätzlich gefällt mir das Stativ, auch wenn mir das Handling der Dreibein-Mittelsäule manchmal etwas zu harzig erscheint.
Der Stativkopf ist dank der grossen Kugel sehr stabil, jedoch hat er zwei Manko, die mich im Alltag stören: Der Hebel zum festziehen der Kugel ist sehr klein proportioniert.
Und die Klammer zum Befestigen der Schnellwechselplatte ist nicht sonderlich stark und greift vor allem für die originalen Arca Swiss Platten (z.B. das classic L-Bracket) zu schwach. Mit entfernten Sicherheitsschrauben (können zwecks Verwendung mit breiteren L-Plates entfernt werden), rutscht die Platte bei seitlichem kippen seitlich raus.
Ich bin mit Philippe gleicher Meinung, was die Schwergängigkeit der Mittelsäule angeht. Fein einzustellen geht da nichts! Desgleichen das winzige, scharfkantige Hebelchen zum Klemmen des an sich pfiffigen Kugelkopfs. Handschuhe?
Am Bericht von Herrn Tillmanns stören mich einige „ungesagte Dinge“: Die Klemmhebel für die Beine sind zu scharfkantig und können Finger unangenehm quetschen.
Haltbarkeit?
Wie lange machen die kleinen Stahlstacheln den Umbau zu Spikes mit?
„…Tischstativ für Höhen von 14,7 bis 29,7 cm.“ Dieser Text impliziert stufenlose Verstellbarkeit. Gibt es nicht! Zwischen beiden genannten Höhen ist kein stufenloses Verstellen von…bis möglich. „Das Tischstativ … eignet sich damit sehr gut für extreme Makroaufnahmen.“ Nein, es ist ein Gefummel.