Urs Tillmanns, 12. Juli 2024, 16:00 Uhr

Thomas Hoepker – der elitäre Reportagefotograf – ist gestorben

Thomas Hoepker gehörte zu den ganz grossen Reportagefotografen der Gegenwart. Vor wenigen Tagen ist Hoepker in Santiago de Chile im Alter von 88 Jahren verstorben. Er hinterlässt ein grossartiges Erbe von legendären Reportagen, die in den bekanntesten internationalen Magazinen erschienen sind.

Einer der ganz grossen Fotografen unserer Zeit ist von uns gegangen: Thomas Hoepker (10. Juni 1936 bis 10. Juli 2024). Er hatte seine Ausbildung in Deutschland absolviert, arbeitete in den späten 1950er-Jahren als Fotograf für die bekanntesten Magazine und war später auch als Dokumentarfilmregisseur tätig. 1989 wurde Vollmitglied der Agentur Magnum Photos und von 2003 bis Januar 2007 deren Präsident.

Thomas Hoepker (1936 – 2024)

Thomas Hoepker (auch Höpker) begann im Alter von 14 Jahren mit seinen ersten fotografischen Aufnahmen. Seine Schulzeit verbrachte er in München, später in Stuttgart und schliesslich zum Abitur in Hamburg. Danach studierte er von 1956 bis 1959 an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der Universität Göttingen Kunstgeschichte und Klassische Archäologie. In dieser Zeit erhielt er  auf der Photokina zweimal eine Auszeichnung beim Wettbewerb «Jugend photographiert» und war zudem 1958 an der Deutschen Bilderschau der Photokina engagiert.

In den Folgejahren war Hoepker regelmässig für Zeitschriften und Jahrbücher tätig und befasste sich mit langfristig angelegten Fotoprojekten, um neue Ausdrucksweisen der Fotografie bekanntzumachen und damit die Einbindung der Jugend für die Fotografie zu fördern. Seine zu jener Zeit wichtigsten Veröffentlichungen erfolgten in den Zeitschriften «twen» und «Kristall» mit mehreren Bildserien über seine Reise quer durch die USA (1963), was die Aufmerksamkeit von Henri Nannen und Rolf Gillhausen weckte und 1964 zur Anstellung bei der Illustrierten «Stern» führte. Für seine Fotoreportagen bereiste Hoepker alle Kontinente und begann 1971 seine Eindrücke auch in Dokumentarfilmen festzuhalten. 1974 heiratete er die Journalistin Eva Windmöller, mit der er während drei Jahren für den Stern Beiträge über das Leben in Ost-Berlin realisierte. 1976 emigrierte er mit seiner Frau nach New York, wo er zunächst weiter für den Stern tätig war, dann jedoch versuchte als Art Director eine amerikanische Ausgabe der Reportagezeitschrift GEO zu etablieren. Nach einer zweijährigen Tätigkeit als Art Director beim Stern in Hamburg kehrte Hoepker 1989 wieder nach New York zurück. Zu jener Zeit wurde Hoepker Vollmitglied bei der Agentur Magnum Photos, 1992 deren Vizepräsident und amtete schliesslich von 2003 bis Januar 2007 als deren Präsident. Nachdem seine erste Ehefrau Eva Windmöller 2002 verstarb, heiratete er die Filmemacherin Christine Kruchen und war weiterhin mit der Realisation von Dokumentarfilmen über Südamerika für den SWR und arte engagiert. Vor einigen Jahren war Hoepker an Alzheimer erkrankt und verstarb am 10. Juli 2024 im Alter von 88 Jahren im Kreise seiner Angehörigen in Santiago de Chile.

Thomas Hoepker hinterlässt uns ein grossartiges und vielfältiges fotografisches Erbe, dessen Schwerpunkt insbesondere bei seinen Reisereportagen liegt. Mit seinen subtilen Bildern ging es ihm – getreu den Zielsetzungen von Magnum Photos – darum, die Fotografie neben ihrer dokumentarischen Rolle auch als eine humane Waffe für eine gerechtere Welt einzusetzen.

«Ich bin kein Künstler, ich bin ein Bildermacher» Thomas Hoepker

Weitere Informationen über Thomas Hoepker finden Sie
• auf der Website von Magnum Photos
• auf Wikipedia 
• in der Fotointern Print-Ausgabe 02/2009 «Hoepker: ‘Das wichtigste Werkzeug des Fotografen sind seine Füsse’» (Interview)

 

5 Kommentare zu “Thomas Hoepker – der elitäre Reportagefotograf – ist gestorben”

    1. Danke Horst für den Hinweis . Dass Tom H. doppelt beim Artikel abgebildet wurde, liegt daran, dass er Zwilling war 😉
      Grüsse in die Hanse-Stadt!

    2. Leider kann man das NDR-Video in der Schweiz offiziell nicht sehen: „Inhalte mit Geoblocking können nur von Deutschland aus abgerufen werden.“ Das erscheint nach dem Aufruf des Links. Schade!

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