Urs Tillmanns, 16. Oktober 2024, 11:44 Uhr

Vogelwarte Wettbewerb 2024: Stimmungsvolle Vogelperspektiven

Alljährlich zeigt die Schweizerische Vogelwarte Sempach die schönsten Vogelbilder, die aus ihrem internationalen Fotowettbewerbe hervorgehen. Er gehört mittlerweile zu den bekanntesten Spezialwettbewerben, mit Bildern, die weltweit grosse Beachtung finden.

Aus rund 8500 Fotografien hat eine fachkundige Jury die Gewinnerbilder des diesjährigen Fotowettbewerbs der Schweizerischen Vogelwarte ausgewählt. Es sind Bilder, die uns zum Staunen bringen und den prämierten Fotografinnen und Fotografen hohen Respekt zollen, ist es ihnen gelungen, ausserordentlich seltene Momente in Sekundenbruchteilen zu erfassen und die verschiedensten Vogelarten in ihrer freien Natur stimmungsvoll darzustellen.

Das Bild eines Rebhuhns von Christian Höfs wurde zum Gesamtsieger erkoren. «Das Foto sieht aus wie ein Gemälde in Pastellfarben, nur der Vogel ist scharf – eine tolle Aufnahme!», lobt Martin Wieser, der für Canon Mitglied der Jury war. Bei uns ist ein solches Foto nicht mehr möglich: Durch die intensive Landwirtschaft ist das Rebhuhn aus der Schweiz verdrängt worden. «Das Foto ist auch ein Symbol für eine ökologische und intakte Landwirtschaft», ergänzt Jurymitglied Flurin Leugger.

 

Gesamtsieger: Christian Höfs «Rebhuhn»

Das Bild entstand kurz nach Sonnenaufgang am Rand einer Brachfläche bei Marburg. In der ausgeräumten Agrarlandschaft sind diese Brachen die letzten Rückzugsräume für viele Arten. Das Rebhuhn habe ich zufällig entdeckt und durch ganz langsames, flach auf dem Boden gedrücktes Annähern gelang dieses Foto.

Christian Höfs: «Ich bin Biologe und Naturfotograf aus Marburg und sowohl beruflich als auch privat im Naturschutz aktiv. Während meines Freiwilligendienstes im Wattenmeer wuchs meine Begeisterung für die Naturfotografie und Ornithologie. Schwerpunkt meiner Fotografie sind die Vögel der Tundra, denen ich mich während vieler Forschungsreisen nach Nordschweden intensiv widmen konnte. Gleichermassen beschäftige ich mich mit den für mich besonders faszinierenden Arten, die ich vor meiner Haustür finde.»

 

Kategorie Allgemein, 1. Platz: Jonathan Lhoir «Dreizehenmöwe»

Dieses Bild einer Dreizehenmöwe entstand an den Klippen der schottischen Ostküste. Ich wollte den Vogel in seinem Biotop abbilden, indem ich im Vordergrund die verwelkten und noch blühenden Blumen einbaute. Der Hintergrund besteht aus den Flares, die durch das Glitzern auf der Wasseroberfläche entstehen. Sie erinnern an Wolken und verleihen dem Bild eine spezielle Stimmung.

Jonathan Lhoir: Der leidenschaftliche Fotograf Jonathan ist in Belgien geboren und lebt seit vielen Jahren nördlich von Montpellier. Als engagierter Naturfreund hat er an wissenschaftlichen Untersuchungen und Naturschutzprojekten mitgewirkt. Mittlerweile entdeckt der versierte Entomologe über die Fotografie die Welt der Insekten neu und erlebt bei dieser beschaulichen Beschäftigung viel Freude. Bei der laufenden Weiterentwicklung als Fotograf entfernt er sich zunehmend vom traditionellen Vorgehen, um seine persönliche Sichtweise zu entfalten und seine Fantasie und Kreativität auszuleben.

 

Kategorie Allgemein, 2. Platz: Oscar Diez «Silbermöwe»

In einem Boot suchten wir entlang der norwegischen Küste nach Seeadlern. Silbermöwen kennen diese Boote und sind sehr zutraulich, so dass sie sich oft sogar auf den Hut setzen. Ich nutzte diesen Moment, um sie mit einem Weitwinkelobjektiv von unten zu fotografieren und so diesen für einen Vogel sehr attraktiven Blickwinkel zu erhalten.

Oscar Diez: «Ich wurde 1973 in Madrid geboren und habe mich schon immer für Tiere und das Bergsteigen interessiert, seit dem Jahr 2000 auch für die Naturfotografie. Seit sieben Jahren beschäftige ich mich beruflich mit Naturfotoreisen. Ich bin Reiseleiter und Organisator für ein spanisches Reisebüro, das sich auf Reisen für Naturfotografen in der ganzen Welt spezialisiert hat. Ich habe bei vielen internationalen Naturfotowettbewerben in mehreren Ländern Preise gewonnen.»

 

Kategorie Allgemein, 3. Platz: Nicolas de Vaulx «Bachstelze»

Zwei Paare Bachstelzen teilen sich den Parkplatz eines Supermarkts. Da sie klein sind und die gleiche Farbe wie der Boden haben, fallen sie nur wenigen Menschen auf. Ich wartete auf einen Feiertag, damit niemand da war und ich mich vor den auf den Boden gemalten Linien hinlegen konnte, um dem Foto einen grafischen Aspekt zu verleihen.

Nicolas de Vaulx: «Seit vielen Jahren reise ich um die Welt, um ikonische Wildtiere wie Menschenaffen, Pinguine, Wale oder die afrikanische Tierwelt zu fotografieren. Doch das hektische Leben in unserer Gesellschaft führt dazu, dass wir ‘vorbeischauen’, ohne uns die Zeit zu nehmen, um uns umzusehen, zu betrachten und zu beobachten. Daher habe ich mir ein neues Projekt vorgenommen: Wildtiere in einer städtischen Umgebung zu fotografieren. Ich habe das Glück, dass ich viele preisgekrönte und veröffentlichte Fotos auch zu diesem neuen Thema habe.»

 

Kategorie Emotion, 1. Platz: Christoph Kaula «Graugans»

Jedes Frühjahr wuseln hunderte Graugansküken durch die Stadtparks Frankfurts. An einem wechselhaften Tag wurde nicht nur ich, sondern auch die Graugansfamilie von einem Regenschauer erwischt. Schützend setzte sich die Mutter über die Küken, welche nach dem Regen erst einmal aus dem Gefieder schauten, ehe sie sich wieder auf die Nahrungssuche begaben.

Christoph Kaula: Chris Kaula ist als Wildtierfotograf und Influencer für Natur und Naturschutz tätig. Als studierter Biologe durfte er auf mehreren Forschungsreisen die Vielfalt unserer Tierwelt entdecken. Mittlerweile nutzt er seine Erfahrung, um in seinen Büchern und YouTube-Videos auf die heimische Natur aufmerksam zu machen.

 

Kategorie Emotion, 2. Platz: David Bertuleit «Wasseramsel»

Schon seit einigen Jahren begleite ich ein Wasseramselpaar, das jedes Jahr wieder in einem Nistkasten unter einer Brücke brütet. Durch die Strömung unterhalb eines Wehrs konnte ich mit einer langen Belichtungszeit schon einige schöne Fotos machen, bis mir die Reflexion der Staumauerbeleuchtung aufgefallen ist, und ich eine Reihe mit Sonnenuntergangsstimmung aufnehmen konnte.

David Bertuleit: «Solange ich denken kann, faszinieren mich Vögel. Ganz besonders hat es mir die Wasseramsel angetan, die unter den europäischen Singvögeln eine einzigartige Lebensweise hat. Vor allem in den letzten drei Jahren habe ich mir für diese Art immer mehr Zeit genommen, um vor allem das Zusammenspiel mit menschlichen Elementen herauszuarbeiten. In letzter Zeit habe ich immer mehr mit langen Verschlusszeiten experimentiert, um noch mehr Dynamik in meine Bilder zu bekommen.»

 

Kategorie Emotion, 3. Platz: Markus Varesvuo «Alpenschneehuhn»

Eine ganz besondere Atmosphäre umgibt das einsame Schneehuhn auf diesem Bild, das unter dem Vollmond über das Leben in den mit Eiskristallen funkelnden Schneedünen nachzudenken scheint – eine lebensfeindliche Umgebung, in der nur besonders angepasste und hochspezialisierte Experten überleben können.

Markus Varesvuo: Der preisgekrönte Naturfotograf und Autor Markus Varesvuo hat sich auf die europäischen Vögel spezialisiert, insbesondere die nordischen Vogelarten haben es ihm angetan. Wohnhaft in Helsinki verbringt er während des Vogelzugs viel Zeit auf einer kleinen Insel vor der finnischen Küste. Markus Varesvuo liebt es, packende Vogelbilder zu machen, besonders unter winterlichen Bedingungen.

 

Kategorie Action, 1. Platz: Sebastian Inhofer «Mauersegler»

Mauersegler leben ein Leben in der Luft. Um trinken zu können, muss das Wasser ruhig sein. Dann gleiten die Mauersegler mit hoher Geschwindigkeit zum Wasser hinunter, segeln knapp über der Oberfläche und öffnen ihren erstaunlich grossen Schlund bis die untere Schnabelhälfte das Wasser berührt. Dieser Moment dauert nur einen Bruchteil einer Sekunde und dann entschwinden die Vögel wieder in den Himmel.

Sebastian Inhofer: «Ich bin 41 Jahre alt, stamme ursprünglich aus dem Allgäu und wohne seit einigen Jahren im deutsch-belgisch-niederländischen Dreiländereck. Seit Kindheitstagen bin ich von Vögeln fasziniert, besonders Greifvögel haben es mir angetan. Als ich vor etwa fünf Jahren damit begann, Vögel zu fotografieren, erhielt ich mehr und mehr einzigartige Einblicke in ihre Welt. Meinen Fokus lege ich auf Flugaufnahmen. Mit der Zeit gelang es mir, schnelle und rasante Jagden von Sperber, Habicht und ihresgleichen bildlich festzuhalten. Momente, die dem menschlichen Betrachter sonst oft verborgen bleiben und die das Unsichtbare sichtbar machen.»

 

Kategorie Action, 2. Platz: Patrick Fellay «Graureiher»

Dieses Bild wurde im Wallis aufgenommen. Ich hatte schon lange von diesem Bild geträumt, denn ich konnte den Graureiher bereits in der Umgebung beobachten. Und an einem Februarmorgen kam er, als ob er meine Bitte erhört hätte. Es war ein magischer Moment!

Patrick Fellay: «Ich habe mir die Kenntnisse, die ich heute habe, autodidaktisch angeeignet und in den letzten Jahren durch die Ratschläge und den Austausch mit befreundeten Tierfotografen und -filmern weiterentwickelt. Ich habe das Glück, oft in die Natur gehen zu können, um neue Energie zu tanken. Jedes Mal bin ich erstaunt und dankbar für das, was sie mir zu bieten hat. Es ist ganz einfach, man muss nur auf sie zugehen, sie respektieren und sich die Zeit nehmen, sie zu beobachten, damit sich wunderbare Momente ereignen.»

 

Kategorie Action, 3. Platz: Alex Pansier «Mönchsmeise»

Um dieses Bild aufzunehmen, lag ich lange Zeit auf dem Rücken im Schnee und beobachtete, wie die Vögel von Baum zu Baum flogen. Ich habe ein Weitwinkelobjektiv verwendet und die Blende abgeblendet, um eine grössere Schärfentiefe zu erreichen und so die Chance zu erhöhen, den Vogel scharf abzubilden. Das Weitwinkelobjektiv wurde mit der Zeit schwer, aber glücklicherweise konnte ich einige schöne Aufnahmen machen.

Alex Pansier: Alex Pansier ist seit 2018 Naturfotograf und hat nach dem Verkauf seines Unternehmens seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Er konzentriert sich darauf, die Geschichten und Emotionen der Natur einzufangen, insbesondere Tiere und ihre Lebensräume, aber er fühlt sich überall dort wohl, wo die Natur spricht. Sein Stil ist rein, minimalistisch und temperamentvoll, mit einem aktuellen Fokus auf Kompositionen mit wenig und viel Licht. Er ist ein autodidaktischer Fotograf, der sich ständig weiterentwickelt.

 

Kategorie Jugend, 1. Platz: Konrad Gräter «Blässhuhn»

Ich entdeckte durch Zufall ein Blässhuhnnest in einem Park. Dieses Nest fand ich sehr besonders, da es auf dem Wasser an einem Brückenpfeiler gebaut worden war und es oft eine perfekte Spiegelung gab. Ich habe das Bild bewusst unterbelichtet, um es auf das Nest zu reduzieren. In der Bildbearbeitung versuchte ich dann noch, diesen Effekt verstärkt herauszuarbeiten.

Konrad Gräter «Ich bin ein fünfzehnjähriger Naturfotograf aus dem Norden Baden-Württembergs. Durch meine Familie lernte ich die Natur als wertvoll zu schätzen. Am Anfang fotografierte ich alles, was sich in der Natur bewegte. So landete ich schnell bei meiner Vorliebe für Vögel. Ich merkte, wie vielfältig und faszinierend sie sind. Ich lege viel Wert darauf, anderen Personen zu zeigen, wie schön und schützenswert die Natur ist. In Zukunft werde ich die Naturfotografie verstärkt für meinen künstlerischen Ausdruck verwenden.»

 

Kategorie Jugend, 2. Platz: Konrad Gräter «Alpendohle»

Ich stand früh auf, um die Bergvögel beim Sonnenaufgang zu fotografieren. Als nach einer Weile die ersten Sonnenstrahlen hinter dem Berg auftauchten und die Vögel, vor allem die Alpendohlen, wenig Scheu zeigten, wechselte ich möglichst schnell zum Weitwinkelobjektiv, um die unglaubliche Stimmung gut einzufangen. Endlich liess sich eine Alpendohle auf den perfekten Stein nieder, den ich schon die ganze Zeit im Auge hatte.

Konrad Gräter: «Ich bin ein fünfzehnjähriger Naturfotograf aus dem Norden Baden-Württembergs. Durch meine Familie lernte ich die Natur als wertvoll zu schätzen. Am Anfang fotografierte ich alles, was sich in der Natur bewegte. So landete ich schnell bei meiner Vorliebe für Vögel. Ich merkte, wie vielfältig und faszinierend sie sind. Ich lege viel Wert darauf, anderen Personen zu zeigen, wie schön und schützenswert die Natur ist. In Zukunft werde ich die Naturfotografie verstärkt für meinen künstlerischen Ausdruck verwenden.»

 

Kategorie Jugend, 3. Platz: Silvan Kyburz «Bergfink»

Diesen Winter gab es einen grossen Schlafplatz von Bergfinken. Bevor die Vögel sich niederliessen um zu schlafen, flogen sie in Schwärmen umher, oftmals über eine Schneise im Wald. Dort platzierte ich meine Kamera mit einem Weitwinkelobjektiv auf einem Stativ. Mit etwas weniger Brennweite konnte ich den Wald mit ins Bild integrieren. Gleichzeitig sieht man auch die grosse Menge von Bergfinken. Mit einer etwas längeren Verschlusszeit wurde die Bewegung sichtbar.

Silvan Kyburz: «Ich bin ein 19-jähriger Naturfotograf und fokussiere mich hauptsächlich auf die Vögel und Schmetterlinge der Schweiz. Mein Interesse an der Natur begann als kleines Kind, was dazu führte, dass ich mich in immer mehr Bereiche der Natur vertiefte. Dies brachte mich schliesslich zur Naturfotografie und zu meiner Arbeit im Naturschutz. Auch wenn ich am liebsten an einem einsamen Ort in den Bergen nach Tieren suche, hält die Natur direkt vor der Haustür immer wieder Überraschungen bereit.»

 

Die Jury: Marcel Burkhardt, Projektleiter Schweizerische Vogelwarte; Flurin Leugger, Naturfotograf und Umweltnaturwissenschaftler; Pierre-André Perrin, Vorstandsmitglied der Association suisse des photographes et cinéastes naturalistes; Martin Wieser, Segment Development Manager bei Canon (Schweiz) AG und Marc Zahnd, Mitglied im Vorstand Naturfotografen Schweiz

 

Der nächste Wettbewerb der Schweizerischen Vogelwarte wird im Mai 2025 ausgeschrieben.

 

Das Buch zum Wettbewerb
Die besten Fotos in der Endauswahl des Wettbewerbs 2024 werden wiederum als Fotoband publiziert, der ab Mitte November unter www.vogelwarte.ch/shop erhältlich ist.

Die Gewinnerbilder sowie diejenigen der Finalisten und weitere Informationen zum Fotowettbewerbe der Schweizerischen Vogelwarte Sempach finden Sie unter https://photo.vogelwarte.ch/galerie-2024/#

Weitere Informationen finden Sie hier über die Schweizerische Vogelwarte in Sempach und hier über den alljährlichen Fotowettbewerb.

 

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